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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Horizont. Abends wurde die Hitze des Tages zur angenehmen Wärme. Jetzt bedauerte er, am »Brek« kein Taxi genommen zu haben, der Weg war länger als angenommen. Ratamo wußte schon, wie er die Wahrheit aus Laura herausbekäme. Ketonen hatte wie üblich recht, er mußte Laura im Stile eines richtigen Verhörs hart zusetzen und sie in die Enge treiben.
    Das Parfüm einer Frau, die vorüberging, stieg ihm in die Nase, Ratamo erkannte den Dolce & Gabbana-Duft, den Riitta verwendete. Mit einem Schlag kam ihm ihr Umzug wieder zu Bewußtsein, und das machte ihn wütend. Die Ermittlungen im Fall Berninger mußten zu Ende geführt werden,danach stand der Urlaub an. Er würde sich mit Nelli für einen Monat in die Ferienhütte zurückziehen, und dort konnte er sich dann grämen. Alles andere mußte warten, bis er sein Leben einigermaßen in den Griff bekommen hatte.
    Ratamo beschleunigte seine Schritte, als er das Hotel vor sich sah. Die Glastüren rauschten auf, und er stürmte ins Foyer, dessen rote Teppiche das Geräusch der schnellen Schritte dämpften. Er lief die Treppe hinauf bis in die zweite Etage und blieb vor Lauras Zimmertür stehen.
    Die erste Klopfserie brachte kein Ergebnis, und auch sein lautes Hämmern half nichts. Ratamo legte das Ohr an die Tür; es war nichts zu hören, obwohl Laura geschworen hatte, in ihrem Zimmer zu bleiben. Ratamo schwante nichts Gutes, er rannte zurück ins Foyer und bat den Mann an der Rezeption, die Zimmernummer 356 anzurufen.
    Der Angestellte ließ das Telefon eine halbe Minute lang klingeln – ohne Ergebnis.
    »Haben Sie gesehen, ob meine Reisegefährtin das Hotel verlassen hat? Die kleine Frau mit den Rastalocken?« fragte Ratamo in strengem Ton.
    Der Mann schüttelte den Kopf, aber seine Kollegin sagte, sie hätte für diesen Hotelgast ein Taxi bestellt.
    »Rufen Sie die Taxizentrale an. Fragen Sie, von wem die Frau abgeholt und wohin sie gebracht wurde. Ich bin ein ausländischer Polizist.« Ratamo hielt ihr drohend seinen Dienstausweis hin, obgleich er wußte, daß der in Italien nicht einen Cent wert war.
    Die Frau zögerte einen Augenblick. »Das ist nicht notwendig. Die junge Frau bat mich, ein Taxi ins Krankenhaus zu bestellen.«
    Ratamo fühlte sich ein wenig erleichtert. Laura war nicht verschwunden, sondern besuchte ihren Bruder. Der Wachposten der Polizei garantierte die Sicherheit der Geschwister.Im selben Augenblick erinnerte sich die Frau noch an etwas anderes. »Sie wollte auch wissen, wo sich der Garten Giardino Giusti befindet. Ich habe es ihr auf dem Stadtplan gezeigt.«
    Verdammt. Wäre es besser, ins Krankenhaus oder in den Garten zu gehen? Ratamo wußte nicht, was er tun sollte. Dann fiel ihm ein, wer helfen könnte; er holte die Handynummer von Alessandro Mascari aus der Hosentasche.
    Es dauerte nervenaufreibend lange, bis sich Mascari endlich keuchend meldete. Im Hintergrund hörte man eilige Schritte und laute Durchsagen. »Deine Landsleute sind eben aus dem Krankenhaus verschwunden«, sagte Mascari und schnaufte.
    »Sie sind im Giardino Giusti«, zischte Ratamo, er hörte noch Mascaris Versprechen, seine Männer in den Garten zu schicken, und beendete das Gespräch.
    Laura Rossi spielte irgendein Spiel. Auf wessen Seite stand sie? Warum hatte sie ihre Meinung zu Eeros Aktien plötzlich geändert? Das und ihr Verschwinden aus dem Hotel und die Anrufe von Lauras kriminellem Ex-Freund Juha Hautala erhielten eine neue Bedeutung. Hatte Laura bei allem gelogen?
    Ratamo warf einen Blick auf den Stadtplan von Verona und fluchte, als er sah, daß er vor einer Weile genau am Garten Giardino Giusti entlanggegangen war.
     
    Die labyrinthartigen Hecken, die Wasserspiele und Marmorskulpturen der untersten Ebene des Gartens beeindruckten Laura nicht. Sie spähte an ihnen vorbei zu dem Hang am anderen Ende. Dort irgendwo mußte man auf die höher gelegenen Ebenen des Gartens gelangen. Die Angst beherrschte ihr Denken. Würden sie, Eero und Sami jemals wieder hier entlanggehen können, auch wenn Eero seine Aktien an Konrad Forsters Helfer übergab?
    Die Geschwister stiegen die in den Hang eingebauten Stufen hinauf und durchquerten die zweite Ebene. Sie gelangten an einen Turm, kletterten dessen steile Treppe hinauf und standen plötzlich auf der obersten Ebene des Gartens. Über den roten Ziegeldächern Veronas bot sich ihnen die Aussicht auf die Landschaft. Laura ließ ihren Blick über das Panorama bis in die Mitte des schmalen, langgestreckten Gartens wandern. Dort

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