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Finns Welt - 01 - Finn released

Finns Welt - 01 - Finn released

Titel: Finns Welt - 01 - Finn released Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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Verbotsschildern vollgeklebt wie ein Formel-1-Rennanzug mit Werbestickern.
    »Wahnsinn«, haucht Flo.
    Ilkay nickt grimmig. »Das da«, sagt er, »darf eigentlich keiner wissen.«
    »Aber man sieht’s doch«, widerspricht Flo.
    »Ach ja? Ist dir der Tunnel schon jemals vorher aufgefallen?«
    Flo schweigt.
    »Da darf nicht mal der ADAC durch. Der muss außen rum, falls auf der anderen Seite ein Kunde anruft. Nur Polizei, Krankenwagen und Feuerwehr dürfen da durch«, sagt Ilkay und starrt mit uns auf das geheime, dunkle Loch. Dann fügt er schnell hinzu: »Und wir natürlich. Die Rasthofleute.«
    Ich schweige einen Moment lang und atme ruhig ein und aus. »Tatsächlich?«, frage ich dann skeptisch. Mehr nicht. Es ist das mächtigste Allzweckwort, das man benutzen kann, um Leute aus der Reserve zu locken.
    Ilkay schielt zu mir rüber. »Was soll das heißen?«
    Ich schaue absichtlich in die Landschaft. Wie eine Frau, die enttäuscht von ihrem Mann wegsieht und gleich den Kopf schütteln wird.
    »Ich darf da durch, Alter!« Ilkays Stimme wird einerseits tief und prollig, andererseits kiekst er fast.
    Ich gähne demonstrativ und sage: »Ich glaube, da darf allerhöchstens dein Boss durch.« Ich hoffe, dass ich ihn auch bei seinem Stolz packen kann, wenn keine iPhone-Lady in der Nähe ist. Wenn ich Pech habe, erschlägt er uns einfach und versteckt uns in dem Tunnel, der nur alle paar Jahre mal bei einem Notfall benutzt wird. Ilkay sieht sich um, zieht die Nase hoch und geht in den Tunnel hinein. Nach wenigen Metern hallen seine Schritte und er ruft: »Siehst du, wie ich gehe?«
    Ich grinse, schaue die Jungs an und antworte laut: »Ich sehe, Ilkay! Ich sehe.« Wir folgen ihm.
    Als wir auf der anderen Seite der Autobahn aus der Dunkelheit treten, blinzelt Ilkay im Sonnenlicht, dreht sich zu uns um und sagt: »Jetzt guckst du!«
    »Jetzt bin ich drüben!«, sage ich.
    Ilkay begreift erst in diesem Moment, was er gemacht hat. Er hat Unbefugte durch den Tunnel gelassen. »Du Hund!«, brüllt er nun, weil er verstanden hat, dass wir ihn manipuliert haben. Er wird zittrig wie ein Fisch, den man aufs Land wirft. Er muss zurück auf seine Seite, aber er darf ja eigentlich gar nicht. Der Tunnel endet auch auf dieser Seite tief hinter einem Rasthof. Schräg hinter uns liegen die Parkplätze der Pkws. Am Fuß des begrünten Hangs steht ein Mann in schwarzer Jeans, Kapuzenpulli und Hornbrille. Er pinkelt in die Pampa. Er sieht zu uns herüber.
    »Danke fürs Rüberbringen«, sage ich lässig. »Lass deine Theke nicht zu lange allein.« Ilkay knurrt. Es nagt an seinem Stolz, dass ein paar junge Teenager ihn so reinlegen konnten. »Es sieht schon keiner«, sage ich und schaue danach deutlich genug zu dem pinkelnden Pullimann. Ilkay folgt meinem Blick. Der Kapuzenpullimann guckt wieder auf seine Füße. »Es sieht keiner, wenn du dich beeilst.« Ilkay sieht aus, als würde er mich am liebsten würgen, aber er lässt es und rennt schnell durch den Tunnel zurück.
    Wir sehen ihm nach. Lukas kichert. Flo steht der Mund offen. Ich fühle wieder diesen Zwiespalt in mir. Einerseits tut Ilkay mir leid, denn ich fände es auch beschissen, so verarscht zu werden. Andererseits ist es das unglaublichste Gefühl der Welt, einen Erwachsenen so beeinflussen zu können.
    »Warte mal«, sagt Lukas, als wir ein paar Schritte von der Tunnelöffnung weggemacht haben. »Sind wir wieder in unserem Korridor?«
    »Vorhin sind wir einmal um den Rasthof rumgelaufen und dann … ja, der Tunnel muss ungefähr unter der Kaffeetheke gewesen sein. Und die lag im Korridor.«
    »Also müssen wir einfach weiter geradeaus?«, fragt Lukas.
    »Ja«, sage ich.
    »Dann laufen wir direkt vom Rasthof weg.« Flos Stimme klingt bedauernd. »Und ich dachte, wenigstens jetzt können wir mal was essen. Das bisschen Salami und die Banane von vorhin habe ich schon längst verbrannt.«
    »Wir müssen sowieso weg«, erwidere ich. »Was ist, wenn der Typ sich an uns rächt, indem er auf dieser Seite anruft und behauptet, er hätte ein paar kleine Jungs ohne Erlaubnis durch den Tunnel laufen sehen?«
    »Meinst du, das macht der?«, sagt Flo.
    »Willst du es drauf ankommen lassen?«, frage ich.
    Flo schüttelt den Kopf. Lukas auch.
    »Dann los!«
    »Geil, geil, geil!«, sagt Lukas nach ein paar Schritten und blickt zurück auf das überwundene Hindernis. »Mindestens 30 Punkte in allen Kategorien, die es gibt, oder?« Flo tippt die Notiz in sein Handy. »Das muss man sich mal

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