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Finns Welt - 01 - Finn released

Finns Welt - 01 - Finn released

Titel: Finns Welt - 01 - Finn released Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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Hindernisse. Es kann sein, dass ich mich außen verstecke, aber man muss euch trotzdem hören können. Das leisten diese Sender. Sie schicken den Ton in meine Kamera.«
    Lukas verzieht die Lippen, aber ich will, dass dieser Film gemacht wird und wir Gage kriegen. Deshalb versuche ich, es ihm schmackhaft zu machen.
    »In ein paar Jahren, wenn du bei den Profis in der Bundesliga spielst, beobachten dich gleichzeitig hundert Kameras.« Lukas lächelt. Er stellt es sich innerlich vor. Man muss nur wissen, was man sagt.
    Jan-Eric steckt die Sender fest in unsere Hosen und Gürtel, führt die dünnen Kabel unter unseren T-Shirts entlang und klemmt die Mikroköpfe an unsere Krägen. Als er fertig ist und die Kamera auf Flo richtet, sagt der wieder, als hätte er es schon hundertmal geübt: »Ich wohne mit meiner Mutter allein. Sie hat meinen Dad rausgeworfen, als ich noch ein Kleinkind war. Sie wirft jeden Mann einfach so raus, sobald sie das erste Mal seine Socken waschen muss!«
    »Ja, nicht übel«, meint Jan-Eric, »aber sag das lieber noch mal, während wir so laufen. Und guck dabei nicht in die Kamera. Das ist das Wichtigste.«
    Flo nickt eifrig. »Ich wohne mit meiner Mutter allein. Sie hat meinen Dad rausgeworfen, als ich noch ein Kleinkind war. Sie wirft jeden Mann einfach so raus, sobald sie das erste Mal seine Socken waschen soll!«
    Lukas flüstert mir zu: »Das hätte ich auch gern, wenn ich als Fußballprofi gefilmt werde, dass dann einer sagt: Lukas, der Torschuss ging daneben, versuch es doch noch mal.«
    Ich schmunzle, obwohl es mir Sorgen macht, dass Lukas so skeptisch ist. Ich will die Filmsache durchziehen. Ist doch klar, dass das nicht hundertprozentig »echt« ist. Was ist schon echt? Rehunfälle? Katzenbabys von einem berühmten Maler? Eine Schwalbe?
    »Einmal noch! Weniger betont. Mehr so verhuscht«, gibt Jan-Eric Anweisungen. »Als wenn es dir eben wirklich erst gerade einfällt.«
    Flo nickt und räuspert sich. Jan-Eric filmt acht Versuche, bis er mit Flos grimmigem Kommentar zu seiner Mutter zufrieden ist. Lukas sieht Flo an und schüttelt den Kopf.
    »Was?«, fragt Flo.
    »Du hast deinen Text inzwischen acht Mal genau gleich aufgesagt.«
    »Ja. Und?«
    »Ja wie ›ja und‹? Entweder hast du ein Meistergedächtnis oder du hast schon dein ganzes Leben lang darauf gewartet, dass ein Kameramann kommt, damit du im Fernsehen deine Mutter fertigmachen kannst.«
    »Quatsch!«
    »Flo, Flo, Flo …«, sagt Lukas, »jeden Abend sitzt du am Fenster, während draußen der Regen fällt, und wartest darauf, dass einer mit der Kamera kommt, während deine Mutter im Erdgeschoss wieder einen Mann vor die Tür wirft. Dumpf plumpst sein Körper auf den Asphalt und wie kleine schwarze Steine prasseln ein Dutzend Socken neben ihm auf die Straße, bevor sich die Tür schließt.« Lukas hört auf zu sprechen, als er bemerkt, dass Jan-Eric seine Rede gefilmt hat.
    »Mach weiter«, fordert er ihn auf.
    Ich klopfe ihm auf die Schulter und zeige nach vorn. Er dreht die Kamera von Lukas weg und filmt unser nächstes Hindernis: eine hohe weiße Mauer. Sie umschließt ein großes Gelände. Hinter ihr wachsen prächtige Kiefern. Wie Riesen halten sie ihre wuchtigen Äste mit den langen Nadeln über den Garten. Arme mit langen Ärmeln und Fransen dran. Sie beschützen eine Villa.
    Es ist ruhig. Vielleicht ist niemand da.
    »Bruuuuup!«
    Lukas’ Rülpser tönt in die Stille.
    »Der kam von ganz unten«, sage ich.
    »Dort, wo kein Leben wächst«, sagt Flo.
    Jan-Eric lächelt und nimmt unsere Sprüche auf. Als uns das bewusst wird, fallen uns keine mehr ein und wir schauen die Mauer hinauf. Das nächste echte Hindernis. Schlecht für unsere müden Knochen an diesem Tag, der mir schon sehr lang vorkommt, obwohl erst früher Nachmittag ist. Aber gut für den Film.
    Lukas macht seine bewährte Räuberleiter. »Komm, Finn, hoch mit dir! Sieh mal nach, was da ist.«
    Ich seufze, steige auf seine ineinander verschränkten Hände, nehme Schwung und kralle mich oben auf dem Rand der Mauer fest. Feuchtes Moos schiebt sich unter meine Fingernägel. Das Gelände ist noch beeindruckender, als ich dachte. Ein Garten, so lang wie ein halbes Fußballfeld. Dann ein Pool, blau glitzernd. Dahinter die Terrasse und zwei große Fensterfronten zum Wohnzimmer.
    »Boah, Alter, ich glaub’s nicht!«, sagt Lukas unter mir und langsam merke ich auch, warum. Süß und pikant steigt das Lüftchen, das meinem Hintern entwichen ist, nun auch zu mir

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