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Finns Welt - 01 - Finn released

Finns Welt - 01 - Finn released

Titel: Finns Welt - 01 - Finn released Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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beiden Seiten der Strecke und« – bei diesem Wort flüstere ich, damit er es nicht hört – »einen selbstverliebten Barmann, der eine Frau beeindrucken will.« Lukas kichert. Flo zählt die Objekte an den Fingern ab.
    »Was machen wir damit?«, stelle ich die nächste Frage. Ehe die Jungs mit Nachdenken fertig sind, habe ich schon eine Idee. Ich hebe den Finger und flüstere ihnen zu: »Bereit?«
    Sie sind es nicht, aber egal.
    Ich lege los.
    »Weißt du, was einen richtig coolen Job ausmacht?«, sage ich so laut, dass Ilkay und die iPhone-Lady es hören müssen. Lukas und Flo schütteln den Kopf. Sie spielen mit, obwohl sie noch gar nicht wissen, was ich vorhabe. »Das hat gar nicht so viel damit zu tun, ob du viel Kohle verdienst. Echt nicht. In einem richtig coolen Job«, sage ich, »da hast du Zugang zu Bereichen, wo andere nie hinkönnen. Das macht einen coolen Job aus. Wie bei Konzerten, wo man hinter die Bühne darf, wenn man Techniker ist. Oder beim Film und Fernsehen. Selbst als Kabelträger hast du einen Backstage-Ausweis. Da kannst du alles sehen, was hinter den Kulissen abgeht. Oder Techniker beim Autorennen. Du bist dabei. Du weißt über Dinge Bescheid, von denen der Normalmensch niemals etwas wissen wird. Das sind coole Jobs.« Ich atme einmal tief durch, denn jetzt komme ich zu meinem eigentlichen Trick. Ich beuge mich zu den Jungs und spreche leiser, aber immer noch laut genug, dass Ilkay es mitkriegen muss, tue aber so, als wolle ich unbedingt, dass er es nicht hört. »Aber hier, so Jobs an der Raste, mal ehrlich, das ist doch gar nichts. Die müssen hier genauso hingurken wie wir als Kunden. Die haben nicht mal eine eigene Zufahrt. Ich meine, was kann man in so einem Job schon für Geheimnisse haben? Hm?« Ich lache und zeige in den offenen Raum. »Hier gibt es kein Backstage.«
    Ilkay knetet grimmig auf einem Spültuch herum. Die iPhone-Lady schmunzelt vor sich hin. Sie hat ganz genau gehört, was für ein armes Würstchen ein Mann wie Ilkay aus meiner Sicht ist. Ilkay wirft das Tuch neben den Kaffeeautomaten, macht zwei Schritte in unsere Richtung und sagt: »Wir haben ein Geheimnis!« Er sieht sich um, schnell und abrupt. Er hat wirklich Angst, dass jemand mitbekommt, was er gerade macht. Echte Angst! Und das bedeutet, dass er uns keinen Scheiß erzählt. Er hat tatsächlich was zu verraten! Ich fasse es nicht. Ich habe diese Nebelgranate einfach so geworfen. Ich hätte nie gedacht, dass eine Lösung auftaucht, wenn sich der Qualm verzieht. Also verberge ich meine Aufregung und versuche, so lässig und überlegen rüberzukommen, wie ich es spielen kann. »Tatsächlich? Ihr Rasthofleute habt ein Geheimnis?«
    »Ja«, sagt er, »wir haben ein Geheimnis.«
    »Und was?«, frage ich, mittlerweile übermütig, »eine unsichtbare Brücke quer über die Autobahn?«
    »Nein«, antwortet Ilkay, streckt seine Brust raus, drückt seine Schultern zurück und wirft einen schnellen Blick zur iPhone-Lady, um ganz sicher zu sein, dass sie zuhört: »Einen Tunnel unter der Autobahn.«
    Ich muss mich beherrschen, um nicht vor Jubel durch den Raum zu tanzen. Flo und Lukas verlieren alle Farbe im Gesicht. Sie hätten eher geglaubt, dass es Vampire gibt, als dass geheime Tunnel unter Autobahnen existieren und dass ich das mit einem kleinen Trick herausbekomme. Ich kann es ja selbst nicht fassen. So ruhig ich kann, sage ich: »Zeig ihn uns.«
    Ilkay macht einen Schritt zurück, nimmt wieder das Tuch in die Hand und knetet weiter. Er hat viel zu viel verraten, aber er will sich vor der iPhone-Lady nicht blamieren. Die tut so, als würde sie simsen, obwohl sie das schon seit einigen Minuten nicht mehr macht.
    »Du kannst uns den Tunnel nicht zeigen, weil es ihn gar nicht gibt, oder?«
    »Es gibt den Tunnel!«, sagt Ilkay wütend. Er legt das Tuch wieder ab. »Kommt mit!«, sagt er. Die iPhone-Lady nimmt die Finger von ihren Tasten und sieht kurz auf. Ilkay tritt hinter seiner Theke hervor und winkt. Wir folgen ihm.
    Er führt uns auf einen umzäunten Parkplatz auf der linken Seite des Rasthofs, der nur für die Autos von Angestellten gedacht ist. Von hier aus führt ein Weg auf den Parkplatz für normale Besucher. Ein zweiter schlängelt sich nach hinten und ein Stück weit ins Grüne hinab. Ilkay geht mit uns die schmale Straße entlang. Nach fünfzig Metern zweigt eine Spur ab. Sie führt wirklich in einen Tunnel, der unter der Autobahn hindurchgebohrt wurde. Die Wand links neben der Öffnung ist mit

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