Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finns Welt - 01 - Finn released

Finns Welt - 01 - Finn released

Titel: Finns Welt - 01 - Finn released Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
Vom Netzwerk:
ein. Flo könnte sich Coladosen und Schokonüsse nehmen, aber er vergeudet seine Zeit, indem er hektisch nach Knoppers sucht.
    »Beeil dich!«, dränge ich ihn. Lukas ist fertig und steht bereits wieder in der Tür. »Was macht der denn so lang?«, zischt er. Flo wühlt und sucht und verlässt dabei fast die Korridorbreite. »Nimm was anderes!«, rufe ich.
    »Was ist denn hier los?«, ertönt eine tiefe Männerstimme, die ganz nach Boss klingt. Einem Boss, der kein Problem damit hat, kurzen Prozess mit Lügnern und Dieben zu machen! Der Boss heißt Herr Trulsen. So steht es auf seinem Kittel.
    »Kampfhund-Regel!«, schreie ich und Flo reißt den Kopf hoch und begreift endlich, was geschieht. Er rennt los. Lukas ist schon nicht mehr zu sehen. Herr Trulsen greift nach Flo, erwischt ihn am Rucksack und hält ihn fest. Ich überlege kurz, einen Schein aus der Tasche zu ziehen und ihn Herrn Trulsen vor die Füße zu werfen, aber das würde ihn wahrscheinlich auch nicht sonderlich beeindrucken. Außerdem denke ich daran, was meine Mutter mal gesagt hat, als der Lidl an der Bundesstraße abbrannte: »Die sind doch top versichert. Das kostet die keinen Cent!« Insofern wird Aldi auch nicht an ein paar geklauten Bananen zugrunde gehen.
    Ich sehe Herrn Trulsen an, zeige zur Wand hinter ihm und sage: »Da!« Er fällt nicht wirklich darauf rein, aber für eine Sekunde ist er abgelenkt und ich löse Flos Rucksackgurte an ihren vorderen Laschen. Flo fällt nach vorn und taumelt. Herr Trulsen fällt nach hinten Richtung Kaffeepalette.
    »Im Rucksack sind die Regeln drin!«, jammert Flo.
    »Die sind alle hier drin«, entgegne ich und stupse ihm den Finger an die Stirn, während ich ihm aufhelfe und wir davonlaufen, so schnell wir können. Wir rennen einmal ums Gebäude rum, über den Parkplatz mit den verwunderten Kunden und weiter ins Gewerbegebiet hinein. Unsere Lungen brennen, aber wir rennen geradeaus, wieder innerhalb unseres Korridors. Ich hatte recht. Wir brauchen die Regeln tatsächlich nicht mehr, wir switchen ganz von selbst in sie zurück. Auch Lukas läuft innerhalb des Korridors, ich kann ihn ein paar Hundert Meter vor uns sehen.
    Ein Baumarkt. Ein Autoteile Unger. Ein Schuhcenter. Erst dann bleiben wir stehen und drehen uns wieder um. Niemand folgt uns.
    »Ich kotz gleich wieder«, krächzt Flo.
    »Solltest du auch«, sagt Lukas. »Suchst erst stundenlang nach Knoppers, anstatt sinnvoll zu klauen – nicht zu fassen!«
    »Dass wir überhaupt klauen!«, jammert Flo. »Bloß weil wir Hunger haben!«
    »Die sind gut versichert«, sage ich.
    »Ja, und was, wenn sie uns jetzt die Polizei auf den Hals hetzen?«, fragt Flo.
    Stumm schiebe ich mit der Fußspitze eine Pommesschale auf dem Asphalt herum – ich will nicht schon wieder als der Besserwisser rüberkommen.
    »Wir sind noch nicht vierzehn. Wir sind strafunmündig«, sagt Lukas die erlösenden Worte. »Wie gut, dass ich erst in ein paar Monaten Geburtstag habe.«
    Flo mustert Lukas. »Das ist alles? Und wenn unsere Eltern es mitkriegen?«
    »Die schicken uns keine Polizei hinterher«, versuche ich, ihn zu beruhigen.
    »Außerdem ist es unsere Quest«, sagt Lukas. »Das wird alles immer spannender, oder?« Er lacht und zieht eine Banane aus seinem Rucksack. »So, und ich esse jetzt alle Beweismittel auf einmal auf.«
    »Von wegen Quest«, meint Flo, »sind wir …?«
    »Ja, wir sind noch innerhalb des Korridors«, sage ich bestens gelaunt.
    »Gut.« Auch Flo scheint zufrieden zu sein. Dann hilft er dabei mit, die Beweismittel zu vernichten.

DER AUTOBAHNTUNNEL
    Wenn uns die Quest Querfeldein eins lehrt, dann, dass Brachland in Deutschland immer zu einem von drei möglichen Orten führt. Erstens: Bahngleise. Zweitens: Gewerbegebiete. Und drittens: Rasthöfe.
    »Nee, das glaube ich jetzt nicht«, sagt Lukas, als er den Parkplatz sieht, der an das Brachland angrenzt. Wir sind von hinten an einen riesigen Rasthof gelangt. Der Asphalt hier wird nicht von Disteln, sondern von Vierzigtonnern zerbrochen. Neben einem der Brummis steht ein Trucker mit nacktem Oberkörper und gießt sich Wasser aus einer Flasche über den Kopf. Es perlt an seinen vielen Brusthaaren ab wie ein Wasserfall, der durch Bäume schießt, die in den Fels gewachsen sind. Unser Korridor führt quer über den Parkplatz in das Gasthaus hinein und – falls wir auf der anderen Seite überhaupt hinauskämen – direkt auf die Autobahn.
    »Das war’s dann wohl mit der Quest«, sagt Lukas.
    Wir gehen zwischen

Weitere Kostenlose Bücher