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Finns Welt - 01 - Finn released

Finns Welt - 01 - Finn released

Titel: Finns Welt - 01 - Finn released Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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Ich muss nachdenken.« Ich laufe aus dem Restaurant, ehe die anderen etwas sagen können. Dann ziehe ich mein Handy aus der Tasche und mache wahr, was ich vorhin bei meiner Mutter am Telefon nur vorgetäuscht habe. Ich rufe meinen Opa an.

DAS ERBE
    Als ich nach Hause komme, streitet mein Vater am Telefon mit meinem Opa. So war es auch gedacht von mir. Besser, Opa hält ihn auf Trab, als dass mein Vater mich auf Trab hält.
    »Was heißt hier, ich trample mit den Füßen auf unserer Tradition herum? Vater! Was soll ich denn machen, wenn ich kein Geld mehr habe? Die Zeit der kleinen Dorfdruckereien ist vorbei.«
    Mein Opa antwortet am anderen Ende der Leitung so laut, dass ich seine Stimme hören kann. Mein Vater bemerkt mich, als ich den Rucksack im Flur abstelle. Er wird sicher gleich das Gespräch abbrechen, aber eine Antwort muss er Opa noch geben. Er schwitzt, während er sagt: »Was heißt hier Feigheit, Vater? Ich bin nicht feige! Ich bin sogar mutig. Ich habe den Mut, mir einzugestehen, wann es vorbei ist. Ja! Doch! Und jetzt muss ich erst mal auflegen, mein Herr Sohn ist gerade nach Hause gekommen.«
    Er legt auf und rennt fast auf mich zu. Meine Mutter kommt aus der Küche und presst die Lippen zusammen.
    »Was denkst du dir eigentlich dabei, Opa anzurufen und ihm zu verraten, dass ich die Druckerei auflösen will? Und wie siehst du überhaupt aus? Hast du dich im Schweinestall gewälzt, oder was?«
    »Ich …«, sage ich, aber komme nicht weit. Mein Vater zetert weiter: »Frau Schieber hat mich auch schon auf dich angesprochen. Irgendwie hast du ihrer Tochter eingeredet, sie müsste japanische Kinder importieren.«
    »Die soll sich mal nicht so anstellen«, verteidige ich mich.
    »Finn!«, sagt mein Vater.
    »Finn!«, sagt meine Mutter.
    Na toll, jetzt habe ich sie beide gegen mich.
    »Das geht so nicht weiter«, sagt mein Vater und meine Mutter fügt hinzu, als hätten sie sich verabredet: »Du kannst nicht durch die Weltgeschichte laufen, jeden belügen und manipulieren, wie es dir passt, und dann denken, du kommst einfach so damit durch!«
    »Ich will hier nicht weg!« Meine Stimme klingt wie die eines bockigen Kleinkinds und ich schäme mich für mich selbst, doch am Blick meiner Eltern sehe ich, dass es eine Wirkung auf sie hat.
    »Wer spricht denn vom Wegziehen?«, sagt mein Vater nun eher besorgt als tadelnd.
    »Ja, wenn man pleite ist, wohnt man nicht mehr hier, sondern an der Kreuzung in dem Haus mit den Satellitenschüsseln.«
    »Das ist nicht wahr, Schatz«, entgegnet meine Mutter beschwichtigend und auch sie scheint nicht mehr ganz so wütend zu sein.
    »Ich habe Angst davor, dass ihr beide arbeitslos werdet. Dass wir all das hier aufgeben müssen, unser Zuhause«, schluchze ich los und kann die Tränen nicht länger zurückhalten, weil plötzlich all meine Sorgen und Ängste aus mir herausbrechen.
    Meine Mutter wirft meinem Vater einen Blick zu und dann gehen sie mit mir ins Wohnzimmer und setzen mich auf die Couch, als wäre ich ein kleiner Junge, den man führen muss. Und so ist es ja auch. Ich will, dass jemand mich führt. Ich will, dass meine Eltern wissen, wo’s langgeht. Nach einer Weile sagt mein Vater: »Was ist das für eine Lösung, von der du am Telefon gesprochen hast?«
    Ich schlucke.
    Mein Vater atmet aus, steht von der Couch auf und stellt sich mit dem Rücken zu mir ans Fenster. »Hab ich mir gedacht.« Es klingt, als sei ich ein Nichtsnutz, und es tut so weh, als hätte er mir ein Messer in die Rippen gerammt. Ich springe auf, laufe in den Flur und die Treppe hinauf, gehe in mein Zimmer, knalle die Tür zu und schließe ab. Ich lege mich aufs Bett und höre, wie meine Eltern unten diskutieren. Über die Maschinen, über Opa und den Job meiner Mutter. Dann schlafe ich erschöpft ein.

DIE SENDUNG
    »Warum bist du denn einfach so abgehauen?«, fragt Lukas, während wir wie Springböcke auf dem Hügel hocken. Der Hügel ist ein mit altem Leder gepolsterter Sprungkasten, der aus fünf übereinandergestapelten Teilen besteht. Es ist Montag, wir sind in der Turnhalle und spielen mal wieder Pippi Langstrumpfs Küche. Ich wünschte, Herr Broich hätte sich einen cooleren Namen für dieses Hindernisspiel ausgedacht. Querfeldein wäre so mein Vorschlag gewesen. Flo hängt gerade an einem Seil. Er sieht dabei immer noch aus wie ein tapsiger Koala, aber er kann sich gut oben halten.
    »Ich war sauer«, sage ich.
    »Aber doch nicht nur wegen Jan-Eric, oder? Da ist doch noch mehr.«
    »Da

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