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Finns Welt - 01 - Finn released

Finns Welt - 01 - Finn released

Titel: Finns Welt - 01 - Finn released Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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Filmemacher und drehe Beiträge für ARD, WDR, Sat.1 und Pro7. Sie wissen schon, von der Eröffnung einer neuen Vogelstation für die Lokalzeit bis zu irgendwelchem Unsinn fürs Boulevardfernsehen. Mit diesen drei mutigen Jungs hier habe ich heute etwas gedreht, was ich Pro7 verkaufen wollte. Querfeldein. Es war meine Idee. Ich habe sie dazu überredet …«
    Bei den Worten »meine Idee« ist Lukas kurz davor, die Stimme zu erheben, aber ich trete ihm unter dem Schreibtisch auf den Fuß. Jan-Eric erzählt derweil in aller Ruhe eine falsche Geschichte, wie ich es sonst immer tue. Er erzählt, wie er sich das Konzept für Querfeldein am Schreibtisch ausgedacht hat und uns beim Klettern im Wald ansprach, ob wir nicht seine Hauptdarsteller sein wollten. Er erzählt, dass aus dem Beitrag später sogar eine Art Grundmodell für eine Gameshow hätte werden können, in der die Teilnehmer immer geradeaus durch Deutschland laufen müssen. Er erzählt gut, schlüssig, sehr ausführlich und ohne lange zu überlegen. Herr Howanietz scheint ihm zu glauben. Er hebt gelassen seine Polizistenhand und sagt: »Stopp, Herr Baumann, warten Sie. Es hätte ein Konzept werden können?«
    »Ja, sicher«, sagt Jan-Eric, »aber ich sehe ein, dass ich Mist gebaut habe.«
    »Das können Sie wohl laut sagen.«
    Jan-Eric guckt zerknirscht. »Ich habe ein paar Minderjährige dazu angeregt, unbefugt fremdes Gelände zu betreten. Das war nicht richtig.«
    »Das ist noch harmlos ausgedrückt«, sagt Herr Howanietz. »Sie bleiben erst mal hier. Und ihr« – er sieht uns streng wie ein alter Lehrer an – »lasst euch in Zukunft nicht mehr von einem Erwachsenen zu so einem Bockmist überreden, bloß weil er eine Kamera dabeihat. Geht zu Dieter Bohlen, wenn ihr unbedingt ins Fernsehen wollt. Oder noch besser: Macht eine solide Schauspielausbildung.« Wir nicken folgsam. Herr Howanietz macht eine Raus, raus!-Geste mit den Händen. »Na los, ab mit euch! Und Sie bleiben hier, Herr Filmemacher.«
    »Natürlich«, sagt Jan-Eric und tritt zum Schreibtisch vor. Er flüstert mir zu: »In zwei Stunden beim McDonald’s an der Kreuzung vorne?« Ich nicke. Dann setzt er sich vor den Schreibtisch des Polizisten.
     
    Es dauert nur eineinhalb Stunden, bis Jan-Eric tatsächlich in die Filiale des Fast-Food-Amerikaners nachkommt. Wir haben uns in der Zwischenzeit den Magen vollgeschlagen. Der Tag war lang und viel zu aufregend. Auf unserem Tisch liegen die leer gefressenen Verpackungen von insgesamt zehn Burgern, vier Pommestüten und unzähligen Milchshakes. Jan-Eric setzt sich seufzend zu uns, als sei es ein zwar anstrengender, aber unterm Strich ganz normaler Tag gewesen. Er nimmt sich einen Shake und saugt daran.
    »Danke«, sage ich und Jan-Eric nickt.
    »Sag nicht Danke«, grummelt Lukas und sieht Jan-Eric an. »Du hättest direkt auf dem Hof aus der Deckung kommen müssen. Der Typ und sein Hund waren lebensgefährlich.«
    »Ja, du hast recht«, sagt Jan-Eric. »Aber in dem Moment dachte ich noch, das ist der beste Stoff, den wir für den Film kriegen können. Ich meine, der Mann war doch wirklich voll der Gruselfaktor. Den hätte man nicht besser erfinden können. Ich hätte nur nicht gedacht, dass er wirklich die Bullen ruft.«
    »Und was ist jetzt mit dem Film?«, frage ich.
    »Den kann ich leider nicht mehr bringen«, sagt Jan-Eric.
    Mein Gesicht spricht offensichtlich Bände, denn er legt seine Hand auf meine Schulter. »Es tut mir wirklich leid, Finn, aber jetzt, wo die Polizeisache war, geht das nicht mehr. Ich musste denen zeigen, was wir gedreht haben, und sie haben es konfisziert.«
    »Du musstest ihnen alles zeigen?«
    »Ja, nur so haben sie mir überhaupt geglaubt. Ja, gut, den Autobahntunnel habe ich vorher gelöscht.«
    »Scheiße!« Ich werfe die letzte Fritte, die ich mir gerade in den Mund stecken wollte, wieder aufs Tablett und sage, dass ich jetzt nach Hause muss.
    »Aber Finn …«
    »Lasst mich alle in Ruhe«, sage ich und stehe auf. Ich denke an den Mann, der Opas Druckmaschinen kaufen wollte. Ich habe jetzt doch keine TV-Gage. Was soll ich bloß meinem Vater erzählen? Große Töne habe ich gespuckt, er solle auf mich warten, ich hätte da was. Und jetzt habe ich nichts in der Hand. Warum mache ich das überhaupt alles? Warum denke ich, ich könnte alles regeln? Ich, ein Dreizehnjähriger!
    »Willst du von hier aus laufen?«, fragt Jan-Eric. »Ich habe das Auto draußen.«
    »Bring die beiden nach Hause«, sage ich, »ich gehe zu Fuß.

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