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Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Titel: Finns Welt - 02 - Finn reloaded Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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falsche Wort ist. Ordnung klingt nach gestapelten Getränkekisten. Was Sophia macht, ist nicht wie Ordnung, das ist wie eine Kunstausstellung. Sie stellt Buddhafiguren auf. An den Fenstern hängen klimpernde Windspiele. Die Möbel sind schlicht und modern. Es ist viel Platz dazwischen. Ich glaube, sie macht dieses Feng-Shui. Aber eine Bohrmaschine oder Tischkreissäge würde sie niemals bedienen. 10 von 10 Punkten bei FEMININITY, würde ich sagen.
    »Sollen wir zurückgehen?«, fragt Lukas. Er stupst Flo an die Schulter. »Da sind bestimmt noch Lachsbrote übrig. Auch wenn es sich in dem Fall um fliegende Fische handelt.«
    Ein Lächeln zwingt sich in Flos Gesicht. »Okay«, sagt er.
     
    Als wir ins Haus zurückkehren, unterhält sich Sophia mit meiner Mutter in der Küche. Das sehe ich beim Reinkommen aus den Augenwinkeln. Ich achte viel auf das, was im Winkel geschieht. Ich achte im Grunde immer auf alles.
    »Wo wart ihr denn?«, fragt Vivien in der Druckerei. Neuer Lachs liegt lecker auf den Broten. Oder der alte, den sie mit meinen Eltern sorgsam von den Wänden gepult hat.
    »Flo hat uns nur kurz was gezeigt«, antworte ich ihr.
    »Willst du Vivien nicht auch mal was zeigen?«, fragt Flo. »Finn hat schließlich 10 von 10 Punkten in der Kategorie MIND. Er kann jedem Menschen jede Geschichte verkaufen.« Vivien sieht mich neugierig und gespannt an.
    »Das kann man so auch nicht behaupten«, sage ich verlegen.
    »Ach, komm schon«, fällt jetzt auch Lukas mit ein. »Wie wär’s mit dem Praktikanten von der Zeitung? Guck, er ist noch da.«
    Ich mache so was nicht gerne auf Befehl. Aber wie Vivien mich jetzt ansieht mit ihren klaren grünen Augen, ihrer Stupsnase und ihren geschwungenen Lippen, die Lukas küssen darf. Da kann ich nicht Nein sagen. Ich will sie beeindrucken. Jetzt. 10 von 10 in MIND. »Tut einfach alle so, als wäre das, was ich gleich erfinde, echt und geheim«, sage ich. »Als würde ich mich aus Versehen verplappern. Okay?«
    Lukas wackelt mit dem Kopf und reibt sich die Hände. Viviens Augen gucken so gespannt, als säße sie im Kino und ich sei der Held. Wir schlendern rüber zu dem schüchternen Nachwuchsredakteur. Er trägt ein Jackett, aber es ist ihm viel zu groß. Wahrscheinlich hat er es sich aus dem Schrank seines Vaters geliehen. Er knipst gerade die Buchstabenwürfel aus Birnenholz. Ich stelle mich daneben.
    »Kaum zu glauben, oder?«
    Der Praktikant nickt. Er denkt, ich rede darüber, dass mein Vater die Bücher noch per Hand setzt wie ein uralter Druckmeister aus dem 17. Jahrhundert. Also füge ich schnell hinzu: »Kaum zu glauben, dass das die Buchstaben sind, mit denen Suzanne Myers den nächsten Teil von Drachental setzen lässt.« Dem Praktikanten fällt fast die Kamera aus der Hand. Flo klappt wieder die Kinnlade herunter. Lukas spielt mit und schlägt sich die Hand vor die Stirn. Vielleicht etwas zu dramatisch, aber nicht übel. Ich werde blass. Also in echt, richtig blass. Das klappt. Man muss sich nur vorstellen, man wäre aus Versehen in seiner alten Schlafhose mit Aufdruck von Cars zur Schule gegangen. Ich zeige zu meinem Vater und tue so, als würde ich mich wundern: »Hat Ihnen mein Papa das etwa nicht erzählt? Oh Gott!«
    Der junge Mann beugt sich vor und sagt: »Ist schon gut, Junge. Erzähl nur.«
    »Nein, ich darf nicht. Ich hätte das niemals erwähnen dürfen.« Ich winde mich, als hätte ich gerade aus Versehen Papas größtes Geheimnis ausgeplaudert. Suzanne Myers ist zurzeit die erfolgreichste Fantasy-Schriftstellerin. Von ihren Drachental-Chroniken sind schon fünf Bände erschienen. Jeder kennt ihren Namen. Und jeder weiß, dass er ein Pseudonym ist und sie in Wirklichkeit anders heißt. Sie zeigt sich niemals öffentlich. Das gehört zur Magie der Bücher dazu. Die Leute sollen glauben, Suzanne Myers sei eine geheimnisvolle Frau, die irgendwo im Turm eines vom Sturm umtosten irischen Schlosses ihre Romane schreibt. Im Internet verbreitet sich allerdings seit geraumer Zeit das Gerücht, dass sie in Wirklichkeit eine Deutsche sei, die so lebe wie wir alle. Mit Vorgarten, Terrasse und Mülltrennung. Der Praktikant sagt: »Also, Suzanne Myers kennt deinen Vater?«
    »Was heißt kennen?«, druckse ich herum.
    »Sie ist also doch eine Deutsche?«
    Ich wackle mit dem Kopf. Vivien muss sich verkneifen zu kichern. Ich sehe, wie sie ganz sachte zittert, aber ihre Augen sind weiterhin voll konzentriert. Es fasziniert sie, was ich hier mache.
    Der Praktikant fragt:

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