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Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Titel: Finns Welt - 02 - Finn reloaded Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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gegenüber filmt, müsste er ihr einen Keil ans Heck kleben, sodass sie nach unten gerichtet ist. Direkt auf die Frauen. »Was denkt ihr, was passiert, wenn ihr dieses Image habt? Ein notgeiler, aufdringlicher Spanner? Dann seid ihr am Ende, versteht ihr das? Dann ist es aus! « Vivien kann als Mädchen in die Frauenumkleide und muss die Kamera nicht mühsam rüberschieben. Sie ist jetzt gerade da drin, wartet, bis einen Moment lang mal kein anderes Mädchen da ist, drückt auf Aufnahme, steigt auf die Bank, streckt sich und stellt die Kamera vorsichtig an den Rand. Ganz so, als hätte ein Mann sie von drüben rübergeschoben. Niemand wird die lautlose Linse bemerken. Denn niemand schaut wirklich nach oben. Ich habe das mal absichtlich gemacht, in der Fußgängerzone. Habe mir die Häuser ganz bewusst ab dem ersten Stock aufwärts angesehen. Es wirkte auf mich, als sei ich das erste Mal in der Stadt. Niemand sieht nach oben. Herr Broich würde sagen, es ist noch wie in der Steinzeit. Wenn du dich verstecken willst, klettere auf einen Baum.
     
    Als die Stunde endlich rum ist, gehen wir in die Therme. Wir lösen Tickets und beobachten Kinder, die mit Schwimmflügeln neben ihren Eltern stehen. Gelbe Entenköpfchen wackeln. Ein Vater strubbelt seinem kleinen Sohn durch die Haare. Pfeifend, als seien wir bloß normale Besucher, gehen wir rein und treffen Vivien im Flur vor den Sammelumkleiden. Sie hält die Kamera in der Hand und schaut sich die Aufnahmen an.
    »Und?«, fragt Flo aufgeregt, »was Gutes drauf?«
    Vivien zieht das Gerät hoch und hält es sich rückwärts über die Schulter. »Wenn ich euch das gucken lassen würde, wärt ihr kaum besser als Robin, oder?«
    »… der noch gar nicht weiß, was er Schlimmes gemacht hat«, sagt Flo. Seine Augen glühen. Wie bei einem Dämon der höchsten Stufe. Rache ist nicht süß. Sie ist kein Bonbon. Sie ist pures Feuer.
    »Versteckt euch«, sagt Vivien. »Sobald Robin sich umzieht und rauskommt, lenke ich ihn ab und einer von euch steckt ihm die Kamera in die Tasche. Einer, hört ihr? Am besten Finn. Lukas trampelt zu laut. Und Flo könnte nicht widerstehen, doch die Blutgrätsche auszuprobieren.«
    »Ich trampele nicht«, beschwert sich Lukas, »ich tanze über den Platz wie Lionel Messi.«
    Ich nehme Vivien die Kamera ab und klappe den Vorschaumonitor zu, ohne mir die nackten Mädchen anzusehen. Mein Herz klopft, denn immerhin machen wir heute einen Erwachsenen ernsthaft fertig. Dürfen wir das? Können wir das bringen? Ich denke an Flo, wie er nur noch stumpfsinnig Gehacktes macht. An Sophia, die seit Wochen nicht mehr spricht. Kein Wort. Nur Stille aus dem schwarzen Schneckenhaus. Robin schwimmt, einfach so, und andere leiden, weil er Heiner auf die Quest geschickt hat. Robin schwimmt …
    »Kommt, weg!«, sage ich. Lukas und Flo gehen zur Flurecke. Ich sehe Vivien in die Augen. »Wenn du ihn gleich ablenkst, stell dir vor, du meinst alles, was du sagst, wirklich so. Okay? Du bist nicht das Mädchen, das einen Mann reinlegt. Du bist das Mädchen, das einen tollen Schwimmer anhimmelt. Du spielst es, indem du es für einen Augenblick wirklich bist. Klar?«
    »Finn, ganz ruhig. Ich weiß, du bist der Meister darin, aber das kriege ich schon noch hin.« Sie legt ihre Hände auf meine. Ein Frosch trampelt von innen gegen meinen Hals.
     
    Endlose zwanzig Minuten später kommt Robin aus der Umkleide. Lukas, Flo und ich strecken sorgsam die Köpfe um die Ecke. »Tick, Trick und Track«, würde mein Vater jetzt sagen. Robins Tasche ist halb offen. Das hatten wir gar nicht eingeplant, aber so ist es umso bequemer. Vivien kommt im Flur auf ihn zu und sagt: »Hi!« Das sind zwar nur zwei Buchstaben, aber es kommt darauf an, wie man sie sagt. Vivien sagt sie so, als würde sie gerade ihr Popidol treffen.
    »Du hast vorhin im Sportbecken trainiert, nicht wahr?« Robin nickt. Vivien seufzt. »Wie zum Teufel bekommst du diesen unglaublichen Vorschub hin? Das können doch nicht nur die Muskeln sein, oder?«
    Robin lächelt, fährt sich mit der Zunge über die Lippen, räuspert sich und stellt seine Tasche ab. Vivien macht ihre Sache gut. Beim Planen nannten wir ihre Rolle »flirtende Fachfrau«. Sie himmelt ihn an, aber sie tut auch so, als wenn sie Ahnung von der Sache hat. Es ist wichtig für Männer, dass jemand »Ahnung hat«.
    »Schwimmst du einen 2er-, 3er-, 4er- oder 6er-Zug?«, fragt Vivien.
    Robin macht ein paar Schritte zu ihr hin – sie ist extra stehen geblieben, damit

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