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Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Titel: Finns Welt - 02 - Finn reloaded Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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Er trägt ein schwarzes Sweatshirt, auf dem der Slogan »Train hard!« abgedruckt ist. Auf seiner Stirn klebt eine sportliche Sonnenbrille. Die Bügel schneiden ihm leicht ins Fleisch. Er sieht aus wie ein Hooligan, aber hat Lachfältchen an den Augenrändern.
    »Was ist denn hier los?«, fragt er den Bademeister und Robin fügt hinzu, als wäre Jürgen automatisch auf seiner Seite: »Das möchte ich auch gerne mal wissen.«
    Der Bademeister funkelt Robin an, wendet sich Jürgen zu und sagt: »Es sieht so aus, als hätten wir einen Spanner erwischt.«
    »Was???«, kreischt Robin und seine Stimme poltert wie ein abgewürgter alter Skoda.
    Jürgen runzelt die Stirn. Seine Lachfältchen verschwinden. Der Bademeister sagt: »Ein junges Mädchen, das nun wirklich keinen Grund hat zu lügen, versicherte mir, sie habe gesehen, wie Robin vor der Frauenumkleide eine Videokamera in die Tasche gesteckt hat.«
    Jürgen hebt den Kopf und durchbohrt Robin mit den Augen. Der hebt die Hände und macht einen Schritt zurück.
    »Aber, aber … Sie, du … ihr kennt mich doch! Jürgen, wie lange kennen wir uns jetzt? Meine Cousine arbeitet hier zweimal die Woche an der Kasse.«
    Jürgen hört auf, Robin mit Blicken zu durchbohren. Jetzt durchbohren seine Augen Robins Tasche.
    »Mach sie auf!«
    »Jürgen, das kann doch jetzt nicht dein Ernst sein.«
    »Hast du was zu verbergen?«
    Robin wechselt nervös das Standbein. Er weiß nicht, dass er tatsächlich eine Kamera mit Spanneraufnahmen in der Tasche hat. Er weiß es nicht und wird trotzdem schon so nervös, als wäre er schuldig. Er fühlt sich jetzt so, wie wir uns gefühlt haben, als der Mann von dem finsteren Hof bei unserer Querfeldein-Quest die Polizei rief und sie uns wegen Hausfriedensbruch mitnahm. Lukas wird auch nervös. Wäre er eine Katze, würde er sich jetzt aus Verlegenheit an der Flanke lecken.
    »Jürgen«, wiederholt Robin noch einmal, »du kennst mich!«
    »Ja, ich kenne dich, Robin. Robin Kempe, Landesmeister in 200 und 400 Meter Freistil. Stolz unseres Vereins. Großer Pick-up. Große Wohnung. Großes Ego. Flirtet mit jeder Frau, die nicht bei drei auf dem Zehnmeterbrett ist.«
    »Ja. Ich flirte. Genau! Und wie du weißt, flirte ich erfolgreich! Glaubst du, ich hätte es nötig, hier wie ein perverser Spanner die Mädels in der Kabine zu filmen?« Robin regt sich zwar auf, aber er weint auch fast. Er ist in die Enge getrieben wie ein kleines Tier. Wie ein Junge, der bis gestern noch beliebt war, und plötzlich stehen alle auf dem Schulhof um ihn herum wie lange Schatten, sehen auf ihn herab und stürzen ihn ins Dunkel.
    Jürgen atmet tief ein und zieht seinen Blickbohrer aus Robins Tasche. Er atmet noch mal. Seine Nasenflügel flattern. Ich habe Angst vor ihm. Er sagt, mit einer Stimme, die alle Wälder des Landes entwurzeln könnte: »Robin. Wenn ich jetzt diese Tasche aufmache und darin eine Kamera finde, dann vergesse ich mich.«
    »Aber …«, will Robin was erwidern, doch es ist, als würde ein kleiner Zweig auf einen tausend Jahre alten Baumstamm einschlagen.
    Der Baumstamm bollert: »Ich habe dieses Bad mit aufgebaut, mein Freund. Ich stehe gerade dafür, was hier im Haus passiert. Wenn irgendjemand diese Arbeit zerstört, weil sich herumspricht, dass hier die Spanner ihr Unwesen treiben, dann vergesse ich mich.«
    Robin zittert. Der große, starke Schwimmer Robin zittert, als fürchte er um sein Leben.
    »Das ist nicht richtig«, sagt Lukas neben mir und schüttelt den Kopf. Er hat lange damit gewartet, seine Meinung zu sagen. Jetzt ist sie reif wie ein Apfel. Man kann sie in den Mund nehmen.
    Flo kneift die Augen zusammen. »Was redest du da?«
    »Ja, guck dir das doch an!«, zischt Lukas. »Die machen den fertig, dabei hat er nichts gemacht.«
    »Nichts gemacht? Meine Mama sitzt zu Hause und ist stumm. Das hat er gemacht!«
    »Ich bin schuld!«, sage ich.
    Die beiden sehen mich an.
    »Ich habe die Quest in die Welt gesetzt. Werde tauglich für Sophia. Ich habe Robin zum Wettkampf gelockt.«
    »Ja«, sagt Lukas, »und gleich vergisst sich dieser Jürgen da. Herr Broich hat uns erklärt, wie schlimm das alles ist mit der Spannerei. Und Robin hat es nicht gemacht. Das kann doch nicht richtig sein.«
    »Also«, grollt Jürgen, der sich gleich vergisst, und seine Augen glühen rot in seinem braun gebrannten Schädel. »Ich frage dich jetzt ein letztes Mal …«
    Wir müssen das sofort abbrechen. Ich sehe Lukas an. Wir beide sehen Flo an. Sein Mund zittert und

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