Finster
Aber was soll man machen? So ist Casey nun mal. Wenn sie nicht so wäre, wäre sie nicht Casey. Weißt du, was ich meine?«
»Ich glaub schon«, sagte ich, obwohl ich nicht sicher war.
»Es würde mir nicht gefallen, wenn sie sich ändern würde.«
»Stimmt«, sagte ich.
Dann sah ich mein Wohnhaus vor uns. »Das Haus gleich neben der Kirche«, sagte ich.
Lois fuhr an den Straßenrand und hielt an. »Soll ich mit reinkommen?«
»Ich laufe nur kurz rauf und sehe nach. Bin sofort zurück.«
Als ich die Autotür aufstieß, sagte sie: »Viel Glück, Eddie.«
»Danke.«
Ich lief um die Motorhaube herum. Während ich die Straße überquerte, bemerkte ich Eileens Saturn, der auf halbem Weg zur nächsten Kreuzung am Bordstein parkte.
Auf der Heckscheibe prangte ein Aufkleber der Willmington University, an der Antenne hing der Clown von Jack in the Box .
Ihr Auto ist noch da. Vielleicht ist sie auch noch da.
Die Haustür war wie gewöhnlich abgeschlossen. Ich schloss auf und ging hinein. Als ich um die Ecke zur Treppe bog, sah ich aus dem Eingang zur Wohnung der Fishers Licht fallen. Ich konnte die Stimmen aus ihrem Fernseher hören.
Mit nach vorn gerichtetem Blick ging ich schnell und leise an der Tür vorbei. Niemand rief nach mir. Ich eilte die Treppe hinauf, erreichte den Absatz, ohne angesprochen zu werden, und ging weiter in den ersten Stock. Der Flur war leer. Ich lief zu meiner Wohnungstür.
Geschlossen.
Bitte lass sie da drin sein!
Meine Hand zitterte so stark, dass ich Schwierigkeiten hatte, den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Schließlich gelang es mir, und ich öffnete die Tür.
Im Wohnzimmer brannte Licht, aber es war still.
Ich sah mich um. Niemand da. In der Küche waren die
Lampen ausgeschaltet. Der Flur zu meinem Schlafzimmer war dunkel.
War die Beleuchtung so, wie ich sie zurückgelassen hatte? Ich konnte mich nicht erinnern.
Als ich den Flur entlangging, kam ich am Bad vorbei. Die Tür stand offen, das Licht war aus.
Weiter vorn konnte ich durch die geöffnete Tür sehen, dass es auch im Schlafzimmer dunkel war. Der Anblick machte meine Hoffnungen zunichte. Ich hatte die Tür geschlossen und das Licht brennen lassen. In dem einen Punkt war ich sicher.
Sie ist weg. Randy hat sie.
Ich ging ins Zimmer und drückte den Lichtschalter. Die Lampe neben dem Bett leuchtete auf. Das Bett war wie erwartet leer. Die Decke war zerknüllt.
Ich erinnerte mich, wie Eileen auf dem Bett gelegen hatte, ihre Beine über der Kante, das linke nackt bis hinauf zur Hüfte. Ich dachte daran, dass ich das Bedürfnis verspürt hatte, zu ihr zu gehen und meine Hand in den Schlitz ihres Rocks zu schieben.
Ich hätte es tun sollen. Bleiben sollen. Dann wäre sie noch hier.
»Eileen?«, rief ich laut genug, dass man es überall in meiner Wohnung hören musste, aber hoffentlich nicht so laut, dass die anderen Mieter auf meiner Etage gestört wurden. Ich wollte meine Nachbarn nicht beunruhigen. Eigentlich war das Rufen ohnehin sinnlos.
Trotzdem rief ich ein weiteres Mal. Keine Antwort.
Was hast du erwartet? Sie ist weg.
Ich fühlte mich furchtbar, ging ins Bad und nahm noch
zwei Schmerztabletten. Dann pinkelte ich, drückte die Spülung, wusch mir kurz die Hände und eilte in die Küche.
Meine Nachricht für Eileen lag flach auf dem Tisch. Ich drehte den Zettel um. Sie hatte etwas auf die Rückseite geschrieben, eine sehr einfache Botschaft mit schwarzer Tinte in großen, ausladenden Buchstaben.
Ich bin weg.
Das war alles. Mehr nicht.
Ich stöhnte.
»Gut gemacht, Logan«, murmelte ich. »Wirklich toll. Scheiße.«
Ich stolperte noch ein paar Minuten durch die Wohnung. Eileens Handtasche und der gelbe Anorak waren verschwunden.
Die Frau in dem Pick-up hatte keinen Anorak getragen.
Vielleicht war es doch nicht Eileen gewesen.
Natürlich war es Eileen gewesen. Randy hat ihr wahrscheinlich den Anorak vom Leib gerissen, um während der Fahrt ihren Anblick genießen zu können. Vermutlich hat er eine Hand in ihr Kleid geschoben …
Mittlerweile hat er sie vollständig ausgezogen …
Ich fühlte mich wie erschlagen, als ich meine Wohnung verließ und die Treppe hinunterlief.
Die Tür der Fishers stand immer noch weit offen. Auch die Stimmen aus dem Fernseher waren noch zu hören. Dieses Mal sah ich hinein.
Mr. Fisher saß auf seinem Stuhl, hob eine Hand und
sagte: »Wart mal, junger Mann.« Ich wartete, während er sich mühsam von seinem Stuhl erhob und zur Tür schlurfte. Er trug einen alten
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