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Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
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lauter.
    Obwohl ich mich versteckte, hatte ich nicht nur Angst, sondern war auch aufgeregt. Ich hatte das Bedürfnis zu schreien, aber gleichzeitig war mir auch nach Kichern zumute.
    Das Auto fuhr nun direkt vor der Einfahrt vorbei. Ich hörte nicht nur den Motor, sondern auch das Zischen der Reifen und leise Musik aus dem Inneren. Garth Brooks sang »The Dance«.
    Ich wagte einen Blick.
    Es war ein großer Kombi, an dessen Steuer ein Mann saß.
    Falscher Alarm.
    Doch das bedeutete nicht, dass niemand die Polizei gerufen hatte. Ein Streifenwagen könnte genau in diesem Moment unterwegs sein. Wenn ich mein Versteck verließ, würde ich möglicherweise auf offener Strecke erwischt.
    Ich beschloss, noch zehn Minuten an Ort und Stelle zu bleiben. Wenn bis dahin nicht die Polizei aufgetaucht war, konnte ich ziemlich sicher sein, dass niemand mich gemeldet hatte.
    Meine Armbanduhr zeigte 1:10 Uhr.
    Weil der Beton an meinen Knien schmerzte, drehte ich mich mit dem Rücken zum Wagen und setzte mich. Ich wartete.

    Zehn Minuten. Ich wartete weiter.
    Im Schneidersitz saß ich dort und dachte darüber nach, wie seltsam es war, dass ich mich zu dieser Uhrzeit in der Auffahrt eines Fremden hinter einem Auto versteckte. Was würde Holly wohl denken?
    Wegen dir bin ich doch hier, du dreckige Schlampe. Wenn mich die Polizei erwischt … oder ich erschossen werde oder so … bist du daran schuld.
    Ich hoffte, sie würde viele Jahre unter der Last der Schuld leiden.
    Ganz bestimmt. Es ist ihr scheißegal, was mit mir passiert. Wahrscheinlich war das schon immer so.
    Das ist nicht wahr, dachte ich. Sei nicht ungerecht. Sie hat sich um dich gekümmert.
    Nur leider nicht genug. Und nachdem sie den Vollidioten Jay-Jay kennengelernt hat, überhaupt nicht mehr.
    Soll sie doch in der Hölle schmoren.
    Das willst du nicht wirklich, sagte ich mir.
    Natürlich nicht.
    Sieh es doch positiv, dachte ich. Wenn sie mich nicht verlassen hätte, wäre ich niemals letzte Nacht durch die Gegend gewandert, hätte niemals das Mädchen gesehen.
    Und die Frau hätte ich auch nicht gesehen.
    Die Schlampe hat mir einen Gefallen getan. Ich sollte mich bei ihr bedanken.
    Während ich dort saß und solche Dinge dachte, betrachtete ein Teil von mir Ed Logan aus kritischer Distanz … empfand ihn als melodramatisch, verbittert und kindisch … und halbverrückt.
    Hatte ich den Verstand verloren?

    Nur ein Verrückter würde sich den Wecker stellen, um mitten in der Nacht aufzustehen und die Stadt nach einer völlig Fremden zu durchsuchen, der er in der Nacht zuvor eine Weile nachgeschlichen war. Und sich bei der Gelegenheit an ein Fenster pirschen und eine halbnackte Frau belauern.
    Unvermittelt war ich zu einem Spanner geworden.
    Was würde als Nächstes geschehen?
    Was als Nächstes geschehen sollte , dachte ich, ist, dass ich nach Hause gehe. Ich sollte das Ganze abblasen. In meine Wohnung gehen und mich ins Bett legen. Morgen aufstehen und zur Uni gehen. Fleißig sein. Eine ernsthafte Beziehung mit Eileen eingehen. Mach dir nichts vor, sie ist wahrscheinlich in jeder Hinsicht besser, als Holly je war.
    Ich sah die vergangene Nacht mit Eileen vor mir. Die Überraschung, als ich feststellte, dass sie heimlich ihren BH ausgezogen hatte. Die Lust, als ich meine Hand in ihre Jeans schob und durch ihre feuchte Hitze glitt. Und wie es sich dann anfühlte, als sie sich nass und eng auf mich setzte, sich langsam aufspießte.
    Was bedeutet es im Vergleich dazu, einem unbekannten Mädchen hinterherzuschleichen?
    Wie kann eine Frau im Nachthemd, die man durch ein Fenster anglotzt, selbst wenn man eine ihrer Brüste sehen kann, eine größere Versuchung sein als Eileen und die Dinge, die ich mit ihr schon getan hatte?
    Das ist verrückt, dachte ich.
    Ich sah auf meine Uhr. Zwanzig Minuten waren vergangen, und ich verließ mein Versteck. An der ersten Ecke
bog ich nach rechts ab. An der nächsten ging ich wieder nach rechts und zurück zur Franklin Street.
    Wenn ich mich jetzt nach links wandte, würde ich mich auf dem Heimweg befinden.
    Wenn ich nach rechts ging, würde ich wieder zu ihrem Haus kommen.
    Natürlich bog ich nach rechts ab.
    Mein Herz schlug schneller, als ich mich dem Haus näherte.
    Falls das Licht noch an ist, sagte ich mir, werde ich nicht wieder hingehen und hineinsehen. Ich gehe einfach weiter. Ohne zu gucken.
    Das Küchenlicht war aus.
    Erleichtert und zugleich enttäuscht setzte ich meinen Weg fort.

12
    Wohnt sie wirklich dort?, fragte ich mich,

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