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Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
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jedenfalls vor.
    Schließlich kam sie mit einer braunen Papiertüte in den Armen um die Ecke. »Ach, da bist du«, sagte sie. »Guck mal, was ich dir mitgebracht habe.«
    Sie stellte die Tüte vor ihren Füßen ab, griff hinein und
zog etwas heraus, das wie ein schwarzes Kleidungsstück aussah. Grinsend hielt sie es hoch und faltete es auseinander.
    »Ein Dracula-Umhang«, erklärte sie.
    »Das sehe ich.«
    »Und zwar ein schöner. Zieh ihn an.«
    »Jetzt?«
    »Komm schon, ich weiß, dass du frierst.« Sie kam damit auf mich zu. »Was Besseres gab es nicht. Sie haben da drin keine normalen Klamotten. Glück für dich, dass es gerade eine große Auswahl an Halloweenkostümen gibt.«
    »Soll ich das wirklich anziehen?«
    »Du kannst es über deine Büchertasche hängen. Wickel dich darin ein wie in ein Bettlaken.«
    »Also …«
    »Besser als frieren.«
    »Das stimmt.«
    Ich legte die Bücher und Hefter auf den Bürgersteig, nahm den Umhang und schwang ihn mir über den Rücken. Er bedeckte die Büchertasche und meine Schultern. Ich wickelte ihn um meine Brust. Er fühlte sich weich und warm an. »Nicht schlecht«, sagte ich.
    »Du siehst famos aus, wie Kirkus sagen würde.« Bei diesen Worten kam Eileen näher. Sie nahm die beiden herabbaumelnden Kordeln und band sie vor meinem Hals zu einer Schleife. Dann schob sie die Hände unter den Umhang und streichelte meine Brust. »Ich hätte dir auch Vampirzähne kaufen sollen.«
    Ich fletschte meine eigenen Zähne.
    Sie lachte leise und küsste mich.

    Als wir weitergingen, trug Eileen ihre Bücher und die Handtasche selbst. Ich drückte mit einer Hand die Einkaufstüte an meine Brust, während ich mit der anderen den Umhang geschlossen hielt.
    In der Tüte befanden sich zwei Flaschen mit Käsecreme (scharfer Cheddar und scharfer Cheddar mit Schinken), eine Schachtel Ritz-Cracker und eine Ein-Liter-Flasche brauner Rum.
    Obwohl die meisten Geschäfte an der Straße über Nacht geschlossen hatten, gingen hin und wieder Leute an uns vorbei. Einige bemerkten, was ich anhatte, und lächelten.
    Wegen der Universität mitten in der Stadt waren sie an alle möglichen Mätzchen gewöhnt. Ein Typ im Vampirkostüm drei Wochen vor Halloween erregte nicht viel Aufsehen.
    Nachdem wir das Einkaufsviertel hinter uns gelassen hatten, waren die Bürgersteige leer. Hin und wieder fuhr ein Auto vorbei.
    Wir waren ungefähr zwei Blocks von meiner Wohnung entfernt, als Eileen einen Blick über die Schulter warf. Sie sah wieder nach vorn und murmelte: »Da ist jemand hinter uns.«

23
    Ich blickte mich um, aber sah nur den langen leeren Bürgersteig hinter uns. Ich überprüfte die Straße und dann den Bürgersteig auf der anderen Seite. »Ich sehe niemanden.«

    Eileen drehte sich noch einmal um. »Seltsam.«
    »Vielleicht ist er in ein Haus gegangen«, vermutete ich.
    »Oder er hat sich irgendwo versteckt.«
    Wir gingen weiter.
    »Wie sah er aus?«, fragte ich.
    »Es war irgendein Mann. Glaub ich jedenfalls. Er war ziemlich weit weg, und ich hab ihn nur kurz gesehen.«
    »Aber nicht Kirkus, oder?«
    »Glaub nicht.«
    »Alt oder jung?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Aber wer es auch sein mag, wir sollten ihn nicht zu deiner Wohnung führen.«
    Daran hatte ich auch schon gedacht. Ich nickte. An der nächsten Ecke bogen wir nach links, statt geradeaus weiter zur Church Street zu gehen.
    »Was hatte er an?«, fragte ich.
    Eileen zuckte die Achseln. »Etwas Dunkles. Ein langer Mantel vielleicht.«
    »Trenchcoat?«
    »Weiß nicht.«
    »Das ist echt zum Kotzen«, murmelte ich.
    »Meinst du, es ist jemand von unter der Brücke?«
    »Mein Gott, hoffentlich nicht. Aber es könnte sein. Oder es ist dieser Randy. Aber vielleicht ist einfach nur zufällig jemand hinter uns hergegangen.«
    »Wir sollten es rausfinden.«
    Wir blickten uns beide um. Niemand war hinter uns. Jedenfalls noch nicht.
    »Los, komm«, sagte ich.

    Seite an Seite rannten wir den Bürgersteig entlang. In der nächsten Einfahrt parkte ein Auto. Auf der Veranda des Hauses brannte Licht, aber alle Fenster waren dunkel.
    Unser Verfolger - falls wir einen hatten - war noch nicht um die Ecke gekommen. Wir liefen die Einfahrt hinauf und duckten uns hinter dem Auto.
    In den letzten Tagen hatte ich eine Menge Zeit damit verbracht, mich hinter parkenden Wagen zu verstecken.
    Aber immer allein.
    Dieses Mal kauerte Eileen neben mir, und unsere Oberarme berührten sich leicht. Ich konnte ihre Wärme durch meinen Umhang spüren. Sie

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