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Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich das Laken zur Seite und stand auf.
    Während ich meinen Bademantel anzog, roch ich den verlockenden Duft von Kaffee.
    Ich ging ins Bad, um zu pinkeln, dann in die Küche. Auf dem Tisch stand ein zu einem kleinen Zelt gefaltetes liniertes Blatt Papier. Die mir zugewandte Seite war mit der Hand beschrieben.
    Ich nahm den Zettel und las:
    Lieber Eddie,
    wie du wahrscheinlich gemerkt hast, habe ich beschlossen, mein Seminar nicht ausfallen zu lassen. Wir müssen den
Schein wahren, um keinen Verdacht zu erregen. Wir sollten unser Leben fortführen, als wäre nichts geschehen. (Mit anderen Worten, du solltest ebenfalls wie gewöhnlich deine Seminare besuchen.)
    Um keine Aufmerksamkeit auf uns zu lenken, sollten wir uns eine Zeit lang nicht sehen. Wir sollten abwarten, bis die Verletzungen in unseren Gesichtern verheilt sind, ehe wir uns wieder zusammen blickenlassen.
    Das wird nicht einfach sein, aber ich glaube, es wäre das Klügste, wenn wir nicht wollen, dass irgendjemand uns mit den Ereignissen von letzter Nacht in Verbindung bringt.
    Ich werde dich so sehr vermissen, Eddie. Bitte versteh das jetzt nicht als Abfuhr. Ich will dich bestimmt nicht loswerden. Ich fühle mich so gut, wenn wir zusammen sind. Hoffentlich schläfst du aus und vermisst mich, wenn du aufwachst. Wir sprechen später.
    In Liebe,
    Ich.
    P.S.: Nach dem Lesen verbrennen.
    Als ich das Postskriptum las, musste ich grinsen. Ich goss mir einen Becher Kaffee ein und las ihre Nachricht noch einmal. Es klang durchaus vernünftig, unser Leben so fortzuführen, als wäre alles in Ordnung. Auch der Vorschlag, uns nicht mehr zu treffen, bis unsere Gesichter verheilt waren, erschien mir sinnvoll.
    Aber gerade weil sie so betonte, dies sei keine »Abfuhr«, machte ich mir Sorgen, dass es genau das war oder zumindest die Vorbereitung einer solchen.

    Warum hat sie das Thema überhaupt angeschnitten?
    Nur um mich zu beruhigen, wahrscheinlich. Um mich daran zu erinnern, dass sie nicht Holly ist.
    Mehrmals las ich den Satz: »Ich fühle mich so gut, wenn wir zusammen sind.«
    Sie hatte den Brief mit den Worten »In Liebe« beendet.
    Ihre Gefühle sind ziemlich offensichtlich, dachte ich. Sie liebt mich. Sie will nicht von mir getrennt sein, sondern glaubt nur, dass es nötig ist, damit wir uns nicht verdächtig machen.
    Wenn sie nicht lügt.
    Sie lügt nicht, sagte ich mir. Sie ist nicht Holly. Wenn ich anfange zu denken, alle seien wie Holly, bin ich am Arsch.
    Eileen meint, was sie sagt.
    Wahrscheinlich.
    Ich versteckte ihre Nachricht, kehrte anschließend in die Küche zurück, schaltete das Radio an und goss mir eine zweite Tasse Kaffee ein. Rush Limbaugh sprach über Bill und Hillary und die Behinderung der Justiz.
    Wir haben die Justiz ebenfalls ein wenig behindert, dachte ich … zumindest insofern, als dass wir nicht alles gemeldet haben, was wir wissen. Wenn die Trolle uns nicht davon abgehalten hätten, wären wir sogar noch einen Schritt weitergegangen.
    Wir sollten ihnen einen Dankesbrief schreiben.
    Liebe Freunde,
    ich möchte mit diesen Zeilen nur kurz meine Dankbarkeit dafür zum Ausdruck bringen, dass ihr alle mit angepackt und unsere Sauerei von letzter Nacht beseitigt habt. Nächstes
Mal kümmern wir uns um den Wein. Vielleicht ein schmackhafter Merlot.
    Guten Appetit!
    Eddie
    Ich grinste, kam mir aber vulgär vor.
    Nächstes Mal?
    Es wird kein nächstes Mal geben. Ihr sitzt wahrscheinlich alle schon im Knast.
    Rushs Show wurde von Nachrichten, Wettervorhersage und massenhaft Werbeclips unterbrochen. Ich saß am Tisch, hörte zu und traute mich kaum zu atmen.
    Die Nachrichten zur vollen Stunde bestanden aus aktuellen Berichten aus aller Welt und nationalen und lokalen Meldungen.
    Für eine berichtenswerte lokale Story sollte ein halbes Dutzend Obdachlose, die einen ihrer Kumpel verspeisen, eigentlich ausreichen.
    Die Angelegenheit wurde nicht erwähnt.
    Um sechs Minuten nach elf war die Pause vorbei, und Rush redete weiter.
    Ich starrte das Radio an.
    Wie kann es sein, dass sie so eine Geschichte nicht bringen?
    Alle möglichen Gründe schwirrten mir durch den Kopf: die Polizei hatte Stillschweigen bewahrt (möglicherweise um zu verhindern, dass die braven Bürger von Willmington in Angst und Schrecken versetzt wurden); niemand war Eileens Anruf nachgegangen; sie hatte gar nicht wirklich den Notruf gewählt; die Polizei war zur falschen Brücke
gefahren; oder sie waren zur richtigen Brücke gefahren, hatten aber weder einen verstümmelten

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