Finster
konnte den Bürgersteig nicht sehen, aber wir waren
nah genug dran, um zu hören, wenn dort jemand vorbeiging.
Oder vorbeiradelte?
Wegen der Fahrradhexe mache ich mir weniger Sorgen, dachte ich. Eher wegen den Trollen unter der Brücke. Oder wegen Randy.
»Wir hätten auch woanders hingehen können«, flüsterte Eileen.
»Tut mir leid.«
»Knochengärten sind nicht gerade meine Lieblingsplätze.«
»Aber es gibt viele gute Verstecke.«
»Ja. Und wer weiß, wer sich hier noch alles versteckt.«
»Es passiert schon nichts.«
Wir verfielen in Schweigen. Sie legte eine Hand auf meinen Rücken. Ich spürte ihre Wärme durch mein Hemd. Nach einer Weile sagte sie: »Ich frage mich, was sich gerade unter der Brücke abspielt.«
»Die Polizei müsste schon da sein.«
»Ja.«
»Hoffentlich sind sie mit genügend Leuten angerückt.«
»Die Trolle sind wahrscheinlich längst weg.«
Ich nickte. Eileen hatte bestimmt Recht.
»Haben sie ihn tatsächlich gefressen?«, fragte sie.
»Sah ganz danach aus.«
»Wie kann das wahr sein?«
»So was gibt’s.«
»Unter der Brücke? Das ist Campusgelände, um Gottes willen.«
»Wahrscheinlich geschieht es nicht jede Nacht.«
»Es wird niemand vermisst, soweit ich weiß«, sagte Eileen. »Wir hätten gehört, wenn jemand verschwunden wäre.«
»Vielleicht fressen sie sich nur gegenseitig.«
»Puh.«
»Es könnte sein, dass wir uns getäuscht haben. Wir haben nur ganz kurz hingesehen.«
»Ich glaub, es wird zuerst im Radio kommen«, sagte sie. »Im Radio läuft immer alles als Erstes.«
»Ich kann’s kaum erwarten.«
»Was immer auch passiert«, sagte sie, »wir stellen uns dumm.«
»Genau.«
»Die Polizei hat keinen Grund, uns zu verdächtigen.«
»Wir sind ein bisschen zerschlagen«, erinnerte ich sie.
»Wenn sie uns fragen, erzählen wir ihnen dieselbe Geschichte wie Kirkus. Aber das wird nicht passieren. Niemand wird auch nur bemerken, dass wir verprügelt wurden, außer ein paar Studenten und vielleicht der eine oder andere Dozent. Wir können ihnen erzählen, was wir wollen.«
»Hört sich gut an.«
»Aber wir sollten an der Geschichte, die wir Kirkus erzählt haben, arbeiten. Uns ein paar Details ausdenken, so dass sie glaubwürdig klingt.«
»Was sollen wir sagen, wo es passiert ist?«, fragte ich.
»Lass uns warten, bis wir in deiner Wohnung sind.«
»Klar.«
»Können wir jetzt reingehen?«
»Vielleicht sollten wir noch ein paar Minuten warten.«
»Ich muss dringend pinkeln, Ed. Und ich trag deine Hose. Die würd ich gern trocken halten.«
»Ah. Okay, ich glaub, wir können gehen.«
Wir standen auf und sahen uns um. Dann gingen wir Hand in Hand über den Friedhof zu dem Tor, durch das wir reingekommen waren. Ich blickte vorsichtig hinaus auf die Straße.
Niemand in Sicht.
Wir verließen den Friedhof, gingen um die Ecke und an der Vorderseite der Kirche vorbei zu meinem Wohnhaus. Ich schloss die Tür auf, und wir traten ein.
Die Tür der Fishers war geschlossen.
Der Flur im ersten Stock war düster und leer. Ich schloss meine Wohnungstür auf. Als die Tür hinter uns zu war, schlang Eileen die Arme um mich und flüsterte: »Geschafft. In Sicherheit.«
28
Als ich am Donnerstagmorgen aufwachte, hob ich den Kopf aus dem Kissen und sah auf die Uhr auf dem Nachttisch.
10:32.
Ich drehte mich um. Eileens Seite des Betts war leer.
Angesichts dessen, was wir letzte Nacht durchgemacht hatten, war ich davon ausgegangen, dass sie ihr Zehn-Uhr-Seminar ausfallen lassen würde. Aber sie war wohl rechtzeitig aufgestanden und hingegangen.
Ich stellte mir vor, wie sie an einem Pult im Englischgebäude
saß. Da ich mir nicht sicher war, um welches Seminar es sich handelte, machte ich mir kein Bild von dem Dozenten. Nur von Eileen, wie sie mit zerkratztem und zerschlagenem Gesicht dasaß. Ich malte mir aus, wie sie sich die Augen rieb und gähnte. Wie lange hatte sie geschlafen? Drei Stunden?
Ich fragte mich, was sie anhatte. War sie zum Wohnheim gegangen, um sich ihre eigenen sauberen Kleider anzuziehen? Oder saß sie mit meiner Kordhose und dem Sweatshirt von letzter Nacht im Seminar? Ohne BH?
Als ich an ihre nackten Brüste unter dem Sweatshirt dachte, bekam ich eine Erektion.
Trug sie keinen Schlüpfer?
Ein Troll hat ihren Schlüpfer.
Die Trolle schwirrten plötzlich durch meinen Verstand, erregten meinen Ekel, jagten mir Angst ein, ließen meinen Penis schrumpfen. Da ich wusste, dass die Qual andauern würde, solange ich im Bett blieb, warf
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