Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finstere Gründe

Finstere Gründe

Titel: Finstere Gründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
Vom Netzwerk:
hat.»
    «Vielleicht sollte er sich jetzt eins anschaffen. Viele Junggesellen haben Hunde.»
    «Sie müßten es ihm einmal vorschlagen, Sir», erwiderte Lewis in vertraulichem Ton, und eine seltsame Heiterkeit durchströmte ihn, denn er merkte plötzlich, daß es Johnson war, der sich hier in der Defensive befand, nicht er, Lewis. Sie versuchten, ihn anzuzapfen, weil sie ihn um sein Verhältnis zu Morse beneideten!
    «Was ist mit dem Fotoapparat?» fuhr Johnson fort.
    «Sie könnten doch die Daleys fragen, oder? Wenn sie noch dort wohnen.»
    «Aber eine sonderbare Frage, finden Sie nicht?»
    «Ich weiß es einfach nicht, Sir. Ich meine, Morse hat mir erzählt, daß er einmal eine geschenkt bekommen habe, aber er sagte, er habe nie richtig kapiert, wie er damit umgehen sollte.»
    Lewis setzte sich fast völlig entspannt zurück und warf noch einmal einen Blick auf die Fragen. «Das müßte sich leicht feststellen lassen, (b), über das Wetter...»
    Johnson nickte Wilkins wieder zu, und Wilkins schaute in seine Notizen. «Laut Radio Oxford... am 9.Juli... »
    «Also ein schöner, warmer Tag», sagte Lewis sanft.
    «Und was ist mit diesen ?» Johnsons Stimme begann, aufgebracht zu klingen.
    «Passe», sagte Lewis mit einem milden Lächeln.
    «Himmelherrgott, Mann, bei unseren Ermittlungen handelt es sich vielleicht um einen Mord, nicht um ein Quiz in einem verdammten Pub ! Ist Ihnen das nicht klar? Nebenbei bemerkt, es handelt sich um irgendeinen verdammten Specht!»
    «Jeden Tag lernen wir etwas Neues.»
    «Ja, das tun wir, Sergeant. Und ich werde Ihnen noch etwas sagen, wenn Sie wollen. Er nistet im Wald oder in Parklandschaften, und mehrere Pärchen leben im Wytham-Wald!»
    Lewis’ neugewonnenes Selbstvertrauen begann unter Johnsons aggressiven Blicken wieder zu verebben. «Sie sind nicht gerade versessen darauf, uns zu helfen, Sergeant, was? Lassen Sie mich also erklären, warum ich Sie hergebeten habe. Wie Sie wahrscheinlich wissen, beginnen wir heute, Blenheim noch einmal zu durchsuchen, und wir werden suchen und suchen, bis unsere verdammten Gesichter blau anlaufen, okay? Aber wenn wir immer noch nichts finden, übergeben wir an Morse — und an Sie, Sergeant. Ich dachte, Sie würden gern wissen, was uns allen bevorsteht, verstehen Sie?»
    Lewis fühlte sich in zunehmendem Maße gedemütigt. «Ich... das habe ich nicht gewußt, Sir.»
    «Warum sollten Sie auch? Selbst Ihnen erzählen sie nicht alles, oder?»
    «Warum sollten sie Ihnen den Fall wohl wegnehmen?» fragte Lewis langsam.
    «Sie — nehmen mir den Fall weg, weil sie mich für beschissen halten», sagte Johnson bitter und stand auf. «Darum nehmen sie mir den Fall weg!»

Kapitel sechzehn

    Zwischen 1871 und 1908 veröffentlichte er zwanzig Bände Gedichte von geringem literarischem Wert.

    (Margaret Drabble über Alfred Austin, The Oxford Companion to English Literature)

    Morse verbrachte die drei letzten Tage seines Urlaubs im Westen Englands in den King’s Arms in Dorchester (Dorchester, Dorset). Hier begegnete er weder Modellen noch Kosmetikerinnen, aber immerhin verspürte er allmählich ein gewisses Widerstreben, nach Oxford zurückzukehren. Am Mittwoch hatte er Hardys Dorchester zu Fuß (!) erkundet und den ganzen Nachmittag im Dorset County Museum verbracht. Es war alles sehr nostalgisch. Und als er endlich zu dem zurückkehrte, saß er vor dem Dinner in der Bar und trank sein Bier und sah aus wie ein Mann, der fast zufrieden mit dem Leben war.
    Am Donnerstag morgen fuhr er hinaus durch die ländliche Gegend, die so viel von dem Hintergrund von Tess ofthe d’Urbervilles geliefert hatte, und über die A352 in das östliche Dorchester, dem Vale of the Great Dairies folgend, vorbei an Max Gate und Talbothays in Richtung Wool. Als er durch Moreton fuhr, fragte er sich, ob es ein Echo auf die Phillipson-Untersuchung gegeben hatte (in den Dienstag- und Mittwochausgaben war sie nicht erwähnt worden), und er hielt und kaufte bei dem Zeitungshändler des Dorfes das letzte Times -Exemplar. Die Antwort war ja — ja, es gab ein Echo. Eine Weile saß er im Sonnenschein neben der Mauer vom Friedhof, auf dem sich das Grab von Lawrence of Arabia befand, und las den langen Brief, der (wie auch die nachfolgenden Briefe) jetzt seinen natürlichen Platz in den

Weitere Kostenlose Bücher