Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finstere Gründe

Finstere Gründe

Titel: Finstere Gründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
Vom Netzwerk:
House entdeckte, ein wesentlich eindrucksvolleres und attraktiveres Gebäude, als das Gewäsch von in ihrem Good Hotel Guide sie hatte erwarten lassen. Sie spürte ein unerwartetes Entzücken, als sie ihren Metro MG (was für eine Katastrophe, den nicht mit nach Lyme zu nehmen!) in der belaubten Umgebung von Nord-Oxford auf dem rostroten Asphalt vor dem zweigiebligen Gästehaus aus honigfarbenem Cotswolds-Stein parkte.
    Sie läutete an der von Blumenkörben umgebenen Vordertür, an der ein weißes Schild verkündete . Aber Claire hatte schon früher gebucht, für zwei Personen.
    Ein hochgewachsener, schlanker Mann mit dickem grauem Haar, schwarzen Augenbrauen und einem etwas scheuen Lächeln öffnete die Tür und sagte mit weichem irischem Akzent: «Hallo.»
    «Hallo. Ich bin Mrs. Hardinge, und Sie werden feststellen, daß ich...»
    «Schon festgestellt, Mrs. Hardinge. Und ich bin Jim O’Kane. Kommen Sie doch bitte herein. Und willkommen in Cotswold House.» Und damit nahm er ihren Koffer und führte sie ins Haus, wo Claire sofort zutiefst beeindruckt war.
    O’Kane warf einen kurzen Blick auf die Buchungsliste, brachte von irgendwo einen Schlüssel zum Vorschein und ging Clare voran eine halbkreisförmige Treppe hinauf.
    «Keine Probleme hierherzufinden, hoffe ich?»
    «Nein. Ihr kleiner Stadtplan war sehr nützlich.»
    «Hatten Sie eine gute Fahrt?»
    «Keine Probleme.»
    O’Kane überquerte den Treppenabsatz, schloß die Tür von Zimmer 1 auf und öffnete sie, bat Clare hinein und folgte ihr mit dem Koffer. Dann überreichte er ihr mit einer höflichen, altmodischen Verbeugung einen einzelnen Schlüssel — fast als überreichte er einem schönen Mädchen einen Blumenstrauß.
    «Der Schlüssel paßt für Ihr Zimmer und für die Eingangstür, Mrs. Hardinge.»
    «Sehr schön.»
    «Und wenn ich Sie erinnern dürfte», seine Stimme klang beinahe entschuldigend, «in diesem Gästehaus ist Rauchen nicht gestattet... ich habe es erwähnt, als Sie anriefen.»
    «Ja.» Aber sie runzelte die Stirn... «Das heißt —überall? Auch in den Schlafzimmern?»
    «Besonders in den Schlafzimmern», erwiderte O’Kane schlicht, wenn auch widerstrebend.
    Claire schaute auf den einen Schlüssel. «Mein Mann ist in London aufgehalten worden...»
    «Kein Problem! Nun, vielleicht ein Problem. Wir sind immer etwas knapp mit Parkplätzen — wenn Sie zwei Autos haben...?»
    «Er wird in seinem Auto kommen, ja. Aber machen Sie sich deswegen keine Gedanken. Es scheint reichlich Platz in den Seitenstraßen zu sein.»
    O’Kane schien dankbar für ihr Verständnis und fragte, ob sie sich in Oxford, in Nord-Oxford, auskenne. Und Claire sagte, ja, das tue sie, und ihr Mann kenne die Gegend gut, so daß es da keine Schwierigkeiten gebe.
    Mr. O’Kane wünschte Mrs. Hardinge einen angenehmen Aufenthalt und zog sich zurück, und Claire sah sich mit Entzücken in dem perfekt eingerichteten Zimmer um. Mit eigenem Bad und WC auch noch...

    O’Kane empfand sich nicht als Richter, und ohnehin war ihm die Moral seiner Gäste bedeutend weniger wichtig als ihr Komfort. Aber die Zeichen waren da: Einmal die Tatsache, daß sie in verschiedenen Autos ankamen; davon abgesehen hatte O’Kane im Lauf der Jahre festgestellt, daß fast jede verheiratete Frau sich zuerst nach den Annehmlichkeiten des Hauses und dergleichen erkundigte. Doch Mrs. Hardinge (?) hatte sich nach nichts Derartigem erkundigt... Wenn man ihn gefragt hätte, hätte er auch der Vermutung Ausdruck gegeben, daß sie die Rechnung möglicherweise mit einem eigenen Scheck begleichen würde, wenn das Paar wieder abreiste — etwa 50 Prozent solcher Damen taten das im allgemeinen. In den frühen Tagen seines Werdegangs hatten O’Kane solche Dinge etwas beunruhigt. Doch jetzt kaum noch. Spielte es eine Rolle? Spielte es wirklich eine Rolle? Sie war eine liebenswürdige, attraktive Frau, und während O’Kane die Treppe hinunterging, hoffte er, daß sie glückliche Stunden haben würde mit jenem anderen Mann, der zweifellos bald eintreffen und vorgeblich das Wochenende ohne seine Frau auf irgendeiner Konferenz in Oxford verbringen würde.
    Oxford war voller Konferenzen...

    Claire sah sich entzückt um. Die aufeinander abgestimmten Farben von Dekoration und Einrichtung waren eine reine Freude — Weiß, Champagner, Cerise und Mahagoni —, und Reproduktionen spätviktorianischer Bilder schmückten die Wände. Neben den

Weitere Kostenlose Bücher