Finstere Gründe
Wollen Sie jetzt dahin?»
«Ja, ich denke, ich werde gleich hingehen.»
«Haben Sie Ihren Wagen hier geparkt?»
Morse zeigte auf den Jaguar.
«Nun, an Ihrer Stelle würde ich ihn hierlassen. Sind nur fünf Minuten zu gehen, wenn nicht weniger — und an der North Parade finden Sie nie einen Parkplatz.»
Morse nickte. Gute Idee. Und das Rose and Crown war auch in der North Parade.
Bevor er jedoch Park Town verließ, schlenderte Morse hinüber in den ovalen Park, der die beiden Crescents voneinander trennte, und las den einzigen Hinweis, den er finden konnte, am Stamm einer Zeder befestigt:
DIESER PARK, ETWA 1850 ANGELEGT, WIRD VON DEN ANLIEGERN UNTERHALTEN FÜR ERHOLUNG UND RUHE. BITTE RESPEKTIEREN SIE DAS, WAS ER ZU BIETEN HAT. KEINE HUNDE, FAHRRÄDER, BALLSPIELE ODER TRANSISTORGERÄTE.
Für ein paar Minuten setzte Morse sich auf eine der Holzbänke, wo irgend jemand offensichtlich keinen Respekt gezeigt hatte, denn ein längliches Schild, das zweifellos den Namen eines früheren Anliegers getragen hatte, war vor kurzem aus der Rückseite herausgestemmt worden. Aber es war ein friedlicher Ort, und Morse ging jetzt langsam um das Oval herum, mit einem Teil seiner Gedanken bei Max’ Tod, einem anderen Teil bei den im zum Erdgeschoß gehörenden Garten der Seckham Villa gemachten Fotos. Als er sich am westlichen Rand des Parks umwandte, wurde ihm klar, daß ebendiese Seckham Villa genau gegenüber von ihm auf der anderen Seite der Straße lag; sein brauner Jaguar war links von ihr geparkt. Und als er noch einmal die hübschen Fassaden bewunderte, hatte er flüchtig den Verdacht, daß ein bärtiges Gesicht sich sehr plötzlich hinter die ziemlich schäbigen Gardinen des Vorderzimmers im Erdgeschoß der Seckham Villa zurückgezogen hatte, wo Mrs. Sowieso McBryde lag und an Gott weiß was litt. War ihr Ehemann etwas neugieriger, als er zu sein schien? Oder war es der Jaguar, der häufig interessierte Blicke auf sich zog?
Nachdenklich verließ Morse Park Town und wandte sich nach links in die Banbury Road. Finders Keepers war ganz in der Nähe. Das war die North Parade ebenfalls. Und das Rose and Crown auch.
Kapitel fünfunddreißig
Geschäfte zu machen, ohne zu werben, ist wie einem Mädchen im Dunkeln zuzublinzeln. Du weißt, was du tust, aber niemand sonst weiß es
(Steuart Henderson Britt,
New York Herald Tribüne,
30. Oktober 1956)
Nach zwei Halben Bier vom Faß im Rose and Crown ging Morse das kurze Stück zum Finders Keepers-Büro, wo er kurze Zeit später durch das Vorzimmer, vorbei an zwei mit ihren Computern beschäftigten jungen Damen, in das Privatzimmer von Mr. Martin Buckby, dem dunklen, modisch gekleideten Manager der Property Letting Services, geführt wurde. Es war fast Lunchzeit, aber Mr. Buckby sei nur zu gern bereit zu helfen — natürlich.
Ja, seine Geschäftsstelle vermiete ziemlich viele der Anwesen in Park Town, von denen die meisten aus Einfamilienhäusern in zwei, manchmal drei Wohnungen umgebaut worden waren, die meistens an Akademiker vermietet wurden, gelegentlich auch an Studenten. Die Einrichtung der Wohnungen war natürlich unterschiedlich, aber einige, besonders die im Erdgeschoß — oder im ersten Stock, wie einige es nannten — waren geräumig, elegant und gut ausgestattet. Das Mietjahr bestand im allgemeinen aus zwei Abschnitten: Oktober bis Juni, was dem akademischen Jahr an der Universität Oxford entsprach, und Juni/Juli bis Ende September, in welcher Zeit sehr häufig Besucher aus Übersee an kurzfristigen Mietverträgen interessiert waren. Anzeigen über die Verfügbarkeit solcher Wohnungen wurden regelmäßig in die Oxford Times gesetzt, und manchmal in die Property Weekly. Aber nur einmal, denn die Wohnungen gingen gewöhnlich weg wie warme Semmeln. Diese Anzeigen gaben eine kurze Beschreibung der zu vermietenden Wohnung und nannten die Miete: etwa 200 bis 250 Pfund die Woche für eine kurzfristige Vermietung (zur Zeit), und etwas weniger (im angemessenen Verhältnis) für eine längerfristige. Das Geschäft wickle sich zuerst gewöhnlich telefonisch ab, oft über Makler, und jemand — entweder der Interessent selbst oder ein Vertreter des Maklers — würde vorbeikommen und sich die Wohnung ansehen («Sehr wichtig, Inspector!»), bevor die Schreibarbeit erledigt wurde, entweder in den Büros der Firma hier am Ort, oder, in zunehmendem Maß jetzt, direkt über Telefax. Eine Anzahlung werde hinterlegt, ein Mietvertrag unterschrieben, eine Referenz genannt
Weitere Kostenlose Bücher