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Finstere Propheziung

Finstere Propheziung

Titel: Finstere Propheziung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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Tribüne gesehen und ich wusste sofort... «
    »Ein Monster unter den Zuschauern? Deswegen haben wir das Spiel verloren?« Beth betrachtete Cam ungläubig. »Ich wusste augenblicklich, dass etwas geschehen würde. Etwas Schlimmes.«
    Beth räusperte sich. »Also noch mal. Wir stehen kurz davor, das wichtigste Spiel in unserer Fußballkarriere zu gewinnen. Es liegt an dir. Aber statt dass du den Ball trittst, zwingt dich irgendetwas dazu, zur Tribüne hinaufzusehen. Und da erblickst du - was bitte? Ein talgweißes ... Monster. Also erstarrst du. Wen wundert's?« Beth tupfte leicht mit einem Handtuch über Cams erhitztes Gesicht. »Und dann, denke ich mir mal so, macht das Vieh - was? Entführt Marleigh? Kommt das der Sache nahe?« Cam gab keine Antwort. »Cami«, fügte Beth hinzu, »merkst du eigentlich, wie abgefahren das klingt?«
    »Der alte Typ hat Marleigh nicht entführt. Es... er ... hat versucht mir etwas zu sagen. Mich zu warnen, dass sie in Gefahr ist. Beth, es ist ja nicht so, als wäre so was vorher noch nie passiert. Ich habe dir sogar davon erzählt.« Beth legte ihre Stirn in Falten. »Hast du?«
    »Damals in der Vierten, weißt du noch, von diesem Kerl mit dem Knochengesicht aus meinen Träumen? Der mich Apolla nannte? Meine Eltern sagten damals, es sei nur ein böser Traum gewesen.«
    »Das würde ich auch so sehen«, unterbrach Beth, um der Unterhaltung ein wenig von ihrer Ernsthaftigkeit zu nehmen. »Damals hast du mir nicht geglaubt. Und heute glaubst du mir wieder nicht«, Cam schüttelte den Kopf. »Aber was ist mit meinen Ahnungen? Du weißt schon: Dass ich manchmal >sehen< kann, was unmittelbar darauf passieren wird. Ist das nicht irgendwie dasselbe wie Gestalten zu sehen?« Beth dachte darüber nach. »Ich weiß nicht, Cami...«
    »Weißt du noch, letzten Herbst?«
    »Daran habe ich auch gerade gedacht«, gestand Beth. »Du hast mir das Leben gerettet.« Sie waren nach der Schule auf dem Weg nach Hause gewesen, auf einer Straße, die mit raschelndem roten und gelben Laub bedeckt war. Beth trat vom Bordstein herunter. Und in genau diesem Augenblick sah Cam, was sie nicht gesehen haben konnte. Und griff nach Beths Arm. Und zog sie ruckartig zurück. Und eine Zehntelsekunde danach schoss ein außer Kontrolle geratenes Auto um die Ecke und der Rucksack, den Beth fallen gelassen hatte, wurde vollkommen zermalmt, platt gewalzt.
    Unfallopfer: ein Rucksack. Gerettet: eine Freundin. Und zwar nur, weil Cam das Auto »gesehen« hatte, ein paar Sekunden, bevor es um die Ecke kreischte.
    Sie hatten beide auf dem dicken Teppich aus Laub gestanden, weinend, zitternd, einander umarmend, ihre Herzen klopften wie wild, vor Todesangst und Erleichterung. Auf eine merkwürdige Art und Weise fühlte sich Cam genauso wie an jenem Tag.
    Auch jetzt spürte sie, dass etwas näher rückte, um die Ecke schoss und mit unaufhaltsamer Geschwindigkeit auf sie zu-raste. Und es war noch sonderbarer als ein Wirklichkeit gewordener Albtraum, noch wichtiger, als das Leben ihrer besten Freundin zu retten.
     
    Als Alex am nächsten Morgen aufwachte, war ihre Mom schon weg. Wie auch der Brief von der Klinik. Auf dem Küchentisch lagen ein Hörnchen, das sich ihre Mutter wahrscheinlich gestern Abend in der Imbissbude geschnappt hatte, ein paar Apfelsinenschnitze und ein Zettel, auf dem sie Alex bat, heute mit Evan oder Lucinda zur Arbeit zu fahren. Die Unterschrift bestand aus fünf kleinen Herzchen und einem Kreis lila Lippenstift. Was Alex aus irgendeinem dämlichen Grund Tränen in die Augen trieb. Sie konnte sich gerade noch davon abhalten, den blöden Zettel zu nehmen und den verschmierten Abdruck von Saras Lippen gegen ihre eigenen zu drücken.
    Als sie dann schließlich in Evans Lieferwagen kletterte, hatte Alex beschlossen, nicht über den Gesundheitszustand ihrer Mom zu reden. Eigentlich war es gar kein richtiger Beschluss. Es war mehr ein Aberglaube. Solange sie es nicht aussprach, war es auch nicht wirklich wahr.
    Ihre Unterhaltung auf dem Weg zum Big Sky war genauso belanglos wie immer. Evan begann mit, »Noch ein Tag, noch anderthalb Dollar.« Aber statt sich über seine öden Witze aufzuregen war Alex ihm heute dankbar. Sie hatte genug Überraschungen erlebt. »Einfach ganz normal« passte ihr heute wunderbar. Und normal war es auch. Keine dringenden Anrufe von ihrer Mom. Keine Maschinen, die den Geist aufgaben. Keine Klone vom anderen Ende des Landes, die auf einmal auftauchten. Diesen Tag und auch die zwei weiteren

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