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Finstere Propheziung

Finstere Propheziung

Titel: Finstere Propheziung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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brachte Alex vollkommen aus der Fassung. Ihre Schultern bebten, während sie sich verzweifelt bemühte, nicht vollständig die Kontrolle über sich zu verlieren.
    Jetzt trat auch Emily ins Zimmer. Alex' Bedürfnis zu kichern verschwand abrupt. »Was geht hier vor sich?«, erkundigte sie sich verängstig, ihre -Stimme schrill vor Aufregung.
    Cam ging zu Alex hinüber, nahm ihre Hand und hob sie triumphierend. »Dies ist Alex, meine Schwester«, erklärte sie. »Meine Zwillingsschwester. Wie ihr ja sehen könnt.«
     
    Es war beinahe Mitternacht, als Dave endlich keine Fragen mehr hatte. »Also, lasst uns noch einmal zusammenfassen«, sagte er, ganz der professionelle Anwalt. »Ihr zwei habt euch in Montana getroffen, in diesem Erlebnispark ...«
    »Hey, jetzt e rinnere ich mich wieder an Sie« , unterbrach Alex. »Ich saß an der Kasse. Ich habe Ihnen vier Ganztags-Karten verkauft. Und Sie haben mich so merkwürdig angesehen, als ob ich Ihnen irgendwie bekannt vorkäme.«
    »Wen wundert's?«, murmelte Dave. »Du hast sie gesehen und mir nichts davon erzählt?«, fragte Emily vorwurfsvoll. Sie sah aus, als wäre sie unter einen Laster gekommen - einen, der Erdbeeren transportierte. Ihre blasse Haut war vollkommen von knatschroten Flecken übersät und ihre Augen und Nase vom Weinen gerötet.
    »Es erschien mir in dem Moment nicht so wichtig.« Er wandte sich wieder an Alex. »Du hast gerade deine Mom verloren. Dein Dad ist schon vor einigen Jahren gestorben. Du gehst zur Highschool und es gibt nichts und niemanden in Montana, der dir etwas bedeutet.«
    »Außer«, unterbrach Cam, »ihren Freunden, Lucinda und Evan.«
    »Keine Erwachsenen«, verbesserte sich Dave. »Ein merkwürdiger Mann, der deine Mutter kannte, hat dich hierher gebracht. Aber du hast kein Geld und keine Rückfahrkarte. Und du hattest keine Ahnung, dass du eine Schwester hast.«
    »Zwillingsschwester«, betonte Cam. »Möglicherweise«, warf Emily ein. »Bis du Cam im Big Sky begegnet bist. Stimmt das alles so ?« Alex nickte. Sie sah sehr müde aus, fand Emily. Mit diesen bleichen Wangenknochen und den wunderbaren grauen Augen, die genau wie Cams waren, mit diesen wilden Haaren und den blauen Strähnen darin, erinnerte Alex sie an einen Film über ein einsames Wolfjunges, den sie kürzlich im Fernsehen gesehen hatte. Wie Alex, so hatte auch das verzweifelte Tier seine Mutter verloren. Das Mädchen war vollkommen erschöpft, erkannte Emily. Camryn ebenfalls. Und um ehrlich zu sein: Sie selbst war es auch. »Dave«, sagte sie leise. »Sie hat eingewilligt, einen DNA-Test zu machen, um herauszufinden, ob sie ... miteinander verwandt sind. Warum gehen wir nicht alle erst einmal schlafen? Du kannst ja morgen früh gleich bei »Biogentech« anrufen und einen Termin ausmachen. Und dann werden wir wissen, ob die beiden wirklich ...«, sie zwang sich, das Wort auszusprechen, »Zwillinge sind.«

Kapitel 20 - DIE OBERE HALBINSEL

     
    Coventry Island war eine von einem guten Dutzend flachen, dicht bewachsenen Inseln vor der Westküste des Michigansees. Stürmischer Wind blies vom Wasser und kühlte das Waldland auch im Sommer, so wie jetzt. Zunächst meinte Karsh, dass dies der Grund für sein Zittern sei: die Meeresbrise auf seiner papierdünnen Haut - und natürlich seine Erschöpfung. Was hatte er sich bloß dabei gedacht, als er sich selbst und die trauernde Artemis quer durch einen ganzen Kontinent befördert hatte ? Jetzt taten ihm alle Knochen im Leibe weh. Karsh merkte auf. Jemand folgte ihm. Er sammelte sich, um die Schritte besser hören, den Geruch seines Verfolgers wahrnehmen zu können.
    Es reizte ihn, sich wieder in einen Falken oder ein Reh zu verwandeln, irgendein leichtfüßiges oder hochschwebendes Tier des Waldes. Aber er war zu müde. Die Anstrengung, die es ihn gekostet hatte, seine Gestalt zu verändern, damit er das Mädchen dreitausend Kilometer weit tragen konnte, hatte ihn vollkommen erschöpft.
    Seine sehnigen Arme, die wenige Stunden zuvor riesige Flügel gewesen waren, brannten noch immer vom Wind. Sein Gesicht fühlte sich wund an. Und sein Rücken, der Rücken, der das schlafende Mädchen getragen hatte - würde er jemals wieder frei von Schmerzen sein ? Genug davon. Eisige Schwingungen in seinem ganzen Körper hätten ihn gleich warnen müssen . Nun vernahm er das gedämpfte Geräusch zerdrückter Kiefernnadeln, den knirschenden Rhythmus von Schritten hinter ihm. Karsh griff unauffällig in seinen Lederbeutel und suchte nach

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