Finstere Propheziung
die Verbindung aufgebaut wurde.
»Naja, diese Hütte ...«, sagte Alex, »... ich habe schon Hotels gesehen, die kleiner waren.« Cam klickte ihr E-Mail-Programm an. Es waren gleich mehrere von Dylan gekommen. Die doppelte Neuigkeiten— Dröhnung - dass Cam adoptiert war und dass Alex in Marble Bay aufgetaucht war - hatte ihren kleinen Bruder vollkommen umgehauen. Er wollte nach Hause zurückkommen, aber ihre Eltern hatten darauf bestanden, dass er die letzte Woche im Camp noch durchhalten sollte. Jetzt überschüttete er sie mit Fragen. Cam begann eine Antwort an ihn zu verfassen. Zerstreut sagte sie in Richtung Alex: »Tonyas Familie besitzt wahrscheinlich mehr als ein durchschnittlicher Millionär. Aber Geld macht ja nicht glücklich. Wie man sehen kann.«
»Ja, sicher. Dafür kann man sich ein besseres Krankenhaus leisten.«
Cams Finger über der Tastatur erstarrten. Sie drehte sich auf ihrem Stuhl um. »Tut mir Leid. Ich hab's echt nicht so gemeint.«
»Ich weiß«, gab Alex zu und stützte sich auf ihren Ellenbogen. »Schon in Ordnung, vergiss es.« Cam zog die Knie an ihr Kinn. »Weißt du, nicht alle Menschen hier sind so merkwürdig wie Tonya. Es gibt sogar ein paar Kids, mit denen du dich wahrscheinlich richtig gut verstehen...«
»Mitglieder des megacoolen Six Pack, nehme ich an. Lass mal gut sein. Außerdem«, Alex blickte zu Boden, »ist es ja nicht so, als ob ich hier bleiben würde. Egal, was bei diesem DNA-Test rauskommt.« Alex' Worte verletzten Cam, sie war überrascht, wie sehr sie sie betroffen machten. Ratlos wandte Cam sich wieder ihrem PC zu. Doch gleich darauf drehte sie sich wieder zu Alex. »Du bist nicht einfach zufällig während deines Spaziergangs über Tonya gestolpert, stimmt's? Obschon du es so dargestellt hast.«
»Ich habe gehört, wie sie weinte ... Du wohl nicht?«
»Nein«, gab Cam zähneknirschend zu. »Tut mir Leid, dass ich nicht so feinfühlig bin wie du.«
»Mach dir keinen Stress«, riet Alex, die ihre Gedanken gelesen hatte. »Wenn du nicht so in die Unterhaltung mit deiner Beth versunken gewesen wärst, in diese ungeheuer wichtigen JungsGeschichten, dann hättest du sie auch gehört. Wahrscheinlich.«
Trotzig erwiderte Cam: »Ich hab noch gefragt, ob wir mitgehen sollen.« Sie sprang von ihrem Stuhl auf und ging zum Fenster hinüber. »Hey, kein Problem.« Schwungvoll setzte Alex sich aufrecht hin. »Beth ist deine beste Freundin. Und dies alles«, sie machte eine Handbewegung, die das ganze Zimmer mit einschloss, »ist deine Welt.« Bevor Cam widersprechen konnte, fügte sie hinzu: »Auch wenn du immer gedacht hast, dass du das echte Kind von Dave und Emily bist. Und jetzt findest du heraus, dass du ... Moment, nicht so schnell. Weißt du was? Für dich wird sich eigentlich nichts ändern. Du wirst ihnen verzeihen, du wirst zu deinem schönen, geregelten Leben zurückkehren, mit Familien— Mom, Netter— Anwalt- Dad und Wuschelkopf— kleiner- Bruder in den Hauptrollen. Ich hingegen bin nur auf der Durchreise.«
»Na Klasse!«, brüllte Cam erneut verletzt. »Vielleicht könntest du mir noch erzählen, was Tonya gesagt hat, bevor du abhaust. Was war es denn, was du gehört hast, als du beschlossen hast, dich auf die Suche nach ihr zu machen ?« Alex war überrascht. Es war nicht ihre Absicht gewesen, Cam zu kränken, sie hatte gar nicht damit gerechnet, dass sie das überhaupt konnte. Und jetzt ging die kleine Miss Sonnenschein total in die Luft. Alex seufzte. »Tonya heulte die ganze Zeit: >Es tut mir Leid, ich wollte nicht, dass so was passiert.< Sie war echt traurig.«
»Und aus gutem Grund. Sie ist...« Cam hielt inne. »Ich weiß, dass sie dir wahrscheinlich unheimlich oberflächlich erscheint. Aber das stimmt nicht. Jedenfalls kam es mir nicht so vor, als ich mich mit ihr unterhalten habe.« Alex reagierte nicht direkt darauf.
Aber Cam wusste, was sie dachte. »Ich weiß, dass dir diese ganze Marleigh-Geschichte ziemlich egal ist. Aber findest du nicht, dass es im Moment leichter ist, darüber zu reden, als über ... du weißt schon ... uns ?«
»Treffer versenkt«, stimmte Alex zu. Sie seufzte erneut. »Also gut, also Marleigh: Ich weiß, dass du der Polizei alles erzählt hast, woran du dich erinnerst, aber versuch noch mal, dich an diesen verhängnisvollen Tag zu erinnern, lass dein Video noch mal ablaufen. Wer weiß, vielleicht... « Ihre Stimme verlor sich.
Cam nahm den Faden auf. »Du meinst, dass wir vielleicht gemeinsam etwas herausfinden
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