Finstere Propheziung
können? Das soll ja wohl ein Witz sein, oder?« Alex zuckte mit den Schultern. »Tu mir den Gefallen. Erzähl mir genau, was du gesehen hast.«
Also fasste Cam den Tag des Fußball-Fiaskos noch einmal zusammen. Wie Tonya alle unglaublich überrascht hatte, indem sie Marleigh Cooper mit zum Spiel gebracht hatte. Wie Tonya anschließend vorgegeben hatte, dass sie und Cam befreundet waren und darauf bestanden hatte, dass sie zusammen fotografiert wurden. Und dann von ihrem Vier-Augen-Gespräch mit Marleigh und dass ihr die Sängerin wirklich wie ein richtig netter Mensch vorgekommen war.
Sarkastisch fragte Alex: »Hast du dann mit deiner glitzernden neuen Freundin Handy-Nummern ausgetauscht? Irgendwelche Pläne für einen gemeinsamen Abend mit ein paar netten Jungs?« Cam verschränkte die Arme. »Sehr witzig. Gleich nachdem der Fotograf fertig war, ist Marleigh zusammen mit Tonya zurück auf die Zuschauertribüne gegangen.« Alex führte den Gedankengang fort: »Und von eben dieser Tribüne sollte sie bald darauf verschwinden.« Cam nickte und ergänzte: »Tonya hat der Polizei erzählt, dass Marleigh jemanden anrufen musste, weil aber der Empfang auf ihren Plätzen so schlecht war, ist sie runter zum Parkplatz gegangen.« Alex legte den Kopf schräg und schürzte die Lippen. »Was ist denn?«, fragte Cam. »Und zwei plus zwei macht zweiundzwanzig ...«
»Was soll das denn heißen?«, fragte Cam. Alex lachte. »Das soll heißen, dass da irgendwas nicht stimmt. Das sagt man so bei uns Hinterwäldlern, wenn was faul ist. Was ist denn auf dem Spielfeld passiert?« Obwohl es sie noch immer nervte, die Geschichte zu wiederholen, erzählte Cam Alex davon, wie Lindsay >Foul< geschrien und Cam beschuldigt hatte, sie geblendet zu haben. Und wie sie selbst dann den Aussetzer gehabt und den Ball nicht ins Tor gekriegt hatte und wie ihr Team daraufhin untergegangen war. »Was hat den Aussetzer ausgelöst?«, fragte Alex vorsichtig.
»Irgendwas hat mich genau in diesem Moment dazu gebracht, zur Tribüne hinaufzublicken.«
»Und was hast du da gesehen?«, bohrte Alex weiter. »Ein Kind, ein Mädchen, das die Ränge entlanglief - na ja, eigentlich habe ich nur einen roten Lockenkopf gesehen.« Cam hielt abrupt inne. Das hatte sie der Polizei nicht erzählt -weil sie sich nicht daran erinnert hatte. Irgendwie schaffte es Alex, dass ihr Dinge wieder einfielen, die sie vergessen hatte. Alex blickte in Cams Augen. »Ein laufendes Kind hat deinen Aussetzer ausgelöst ? Was ha st du da oben noch gesehen, Cam ?« Einen Mann, den Mann mit dem faltigen Gesicht aus meinen Träumen. Und auf einmal stand er da auf der Tribüne und sagte, dass ich nicht fahren soll. Dass ich bleiben soll, weil Marleigh mich braucht. Na ja, zumindest dachte ich, dass er Marleigh meint, aber vielleicht hat er auch an dich gedacht, Alex.
Cam sprach die Worte nicht laut aus. Das war gar nicht nötig. Alex hatte ihre Gedanken gelesen. »Was für Haare hatte dieser Klappergreis?« Cam sträubte sich überrascht. »Ich werde dir Bescheid sagen, wenn ich möchte, dass du meine Gedanken liest. Einstweilen könntest du das freundlicherweise unterlassen!«
»Reg dich nicht auf«, riet Alex. »Waren seine Haare vielleicht schlohweiß, aber irgendwie ungebändigt, so wie ein zerzauster Wattebausch ?« Cam nickte.
»War er auf eine komische Art zugleich dürr und stark?«
»Na ja, ich würde nicht behaupten, dass er ha-ha-komisch ausgesehen hat. Und wer ist überhaupt dieser Doc?« Diesmal war es Alex, die überrumpelt war. »Ich habe nur an Doc gedacht - ich habe nicht gesagt, dass er es war.«
»Und ich habe deine Gedanken gelesen«, prahlte Cam, »also: Reg dich nicht auf, wie du mir eben noch so schön geraten hast. Und erzähl mir, wer das ist.«
»Dieser seltsame alte Typ, der mich hierher gebracht hat.« Alex musste plötzlich schlucken. »Hast du ihn jemals nachts gesehen?« Cam hatte beinahe Angst vor der Antwort. »Ich meine,... , im Traum?« Alex wurde von etwas überwältigt, das ihr Gesicht mit Schmerz füllte. Doc. Warum war sie nicht früher darauf gekommen? War er nicht ein und derselbe wie dieser talggesichtige alte Typ mit der kratzigen Stimme, der ihr geraten hatte, in Saras Nähe zu bleiben ? Wenn sie nur darauf gehört hätte ... Als sie den Kummer im Gesicht ihrer Doppelgängerin sah, unterließ es Cam, Alex' Gedanken zu lesen. Stattdessen flüsterte sie: »Weißt du, ich habe gedacht, dass ich den Verstand verliere, als ich ihn da oben
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