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Finstere Propheziung

Finstere Propheziung

Titel: Finstere Propheziung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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Es tut mir Leid. Alex blickte auf, um zu sehen, wer da sprach. Die Stimme hatte fremd geklungen, anders als die von Cam oder Beth. Sie konzentrierte sich - worauf? Auf etwas anderes, auf jemand anderen ... Doch jetzt wurden die Worte unverständlich, überlagert von einem Rauschen, wie ein Radio, auf dem man einen Sender sucht. Hatte Cam es auch gehört, fragte sie sich und betrachtete den finsteren Strand. Das sollte alles gar nicht passieren.
    Als sie in die andere Richtung blickte, weg von Cam und Beth, wurde die Nachricht deutlicher - die vor Angst zusammengeschnürte Stimme eines Mädchens. Alex versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen, aber außer ihnen selbst saß niemand auf dem Sand der Bucht.
    Oh bitte! Jemand muss mir helfen. Was soll ich bloß machen ? Diesmal räusperte sich Alex und versuchte, Cams Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Aber Cam war völlig in ihre Unterhaltung mit Beth versunken. So sprang Alex auf und erklärte: »Ich geh mal ein bisschen rum.« Endlich sah Cam sie an. »Sollen wir mitkommen?«
    »Nein, danke«, versicherte Alex. »Ich brauch nur ein bisschen Bewegung. Ich bleib nicht lange.« Sie ging am Ufer entlang und konzentrierte sich, lauschte aufmerksam. Aber nun vernahm sie nur noch das Knirschen der sandigen Kiesel unter ihren Füßen und das sanfte Schlagen der Wellen. Sie war schon beinahe am anderen Ende der Bucht angekommen, als sie die Stimme wieder hörte. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Die weinerliche Stimme kam von der Rückseite der Kaimauer. Alex rannte darauf zu. Bitte! Helft mir doch, bitte.
    Sie stemmte sich nach oben, über den steinigen Wall auf die andere Seite. Hier war der Strand zu Ende. Es gab nur noch ein weites, freies, mit Unkraut überwuchertes Feld. Kein Grund, weshalb jemand auf dieser Seite der Bucht hätte sein sollen, noch dazu nachts - es sei denn, dass sich dieser Jemand verstecken wollte.
    Das Mädchen saß an die Kaimauer gelehnt, den Kopf auf die Knie gestützt, ihre zerzausten Haare fielen über ihre Arme. Sie schluchzte leise, kaum hörbar.
    Alex konnte ihren aufgeregten Schmerz beinahe schmecken, konnte ihn riechen - stechend und bitter wie verbrannte Mandeln. »Kann ich dir vielleicht helfen?«, fragte sie vorsichtig, um das Mädchen nicht zu erschrecken. »Was?« Ruckartig hob es den Kopf. Panik überflutete das rundliche Gesicht. »Wer ist denn da?«
    »Ich ... ich habe nur gehört ...«, setzte Alex an. »Cam? Camryn?« Durch ihre Tränen hindurch blickte das Mädchen auf, starrte Alex blinzelnd und schniefend an und kicherte dann überraschend. »Was ist denn mit dir passiert? Hatten deine Haare eine unvorhergesehene Begegnung mit einem Topf blauer Farbe?«
    Alex seufzte und fuhr sich mit den Fingern durch ihre bunten Strähnen. Sie setzte sich neben das Mädchen und blickte ihr in die rot geränderten, geschwollenen Augen. Und obschon sie sich nie begegnet waren, obschon nur die Strahlen des Mondes, die durch die Wolken fielen, die Szene erhellten, begriff sie sofort. Das war also Tonya Gladstone.

Kapitel 26 - DER TONYA-TEST

     
    »Du bist... Tonya, stimmt's ?«
    »Klar«, schniefte Tonya und wischte sich mit dem Ärmel ihres Pullovers die Tränen aus den Augen. »War das mit den Haaren irgendwie eine Wette ? Und warum hast du dieses Totenkopf-Ding um den Hals hängen? Und was ... ahm ... sind das für Klamotten? Hast du die von der Heilsarmee?« Alex atmete tief durch. Komisch. Die Worte des Mädchens machten ihr gar nichts aus - so stark war ihr Mitleid. Bevor sie herausfinden konnte, weshalb Tonya so herzzerreißend geweint hatte, musste sie wohl ein paar Dinge erklären. »Eigentlich heiße ich gar nicht Cam«, begann sie. Tonya schnäuzte sich. »Klar, und ich heiße eigentlich gar nicht Alice. Und dies ist auch eigentlich nicht das Wunderland.«
    »Hör mal, ich weiß schon, dass dir das jetzt sehr, sehr seltsam erscheinen muss ... « Es stellte sich heraus, dass Tonya mit bloßen Worten nicht zu überzeugen war. Alex musste sie mehr oder weniger über die Kaimauer schleifen, zurück zu Cam und Beth. Tonya hörte nicht auf, abwechselnd Cam und Alex anzustarren, schockiert und ungläubig.
    Doch der Schock Tonyas löste sich augenblicklich in Luft auf, als Beth ihr das Neueste über die E-Mails aus dem M & M-Laden erzählte. Das erschütterte Tonya offenbar noch viel mehr. »Das glaube ich einfach nicht!«, rief sie aus. »Die können doch gar nicht herausfinden, von wo ein EMail abgeschickt wurde. Das ist unmöglich!

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