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Finstere Propheziung

Finstere Propheziung

Titel: Finstere Propheziung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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im Grunde schon immer gewusst, konnte keine Macht der Welt verhindern, dass sie zusammenkamen. Es war ihr Geburtsrecht, ihr Schicksal, beieinander zu sein. Und ihre einzige Chance zu überleben. Er hoffte nur, dass er diese Ansicht so überzeugend vertreten konnte, dass der Rat ihm beistimmen würde. Rhianna richtete sich an die Versammlung: »Bitte schaltet nun alle Handys, Laptops und sonstigen Geräte aus, alles was piepen, klingeln, knattern oder rauschen kann.« Sie machte eine kurze Pause, um Luft zu holen.
    »Und nun ? Sollen wir auch die Tische hochklappen und die Rückenlehnen senkrecht stellen?«, schnaubte Ileana kaum hörbar. »Ich hasse dieses Hokus— Pokus- Konzentrations— Ritual.« Rhianna war dieser Kommentar sicherlich nicht entgangen, aber sie reagierte nicht darauf. »Bitte packt alle Kräuter weg, löscht alle Kerzen, verstaut Steine und Kristalle und setzt alle übersinnlichen Fähigkeiten außer Kraft.« Sie hielt inne und sah sich im Saal um. »Mit anderen Worten, Leute: Unterlasst alles und nehmt Abstand von allem, was magisch ist. Und zwar jetzt.«
    Mit diesen Worten machte es sich Rhianna in dem hohen Plüschsessel bequem, der in der Mitte der Halle stand, und forderte Karsh und Ileana mit einer Handbewegung auf, ihre Plätze einzunehmen. Wie es bei Schlichtungsverfahren üblich war, saßen die jeweiligen Parteien einander gegenüber, zu beiden Seiten der Erleuchteten. Die Mitglieder des Rates nahmen die ersten Reihen des Theaters ein. Die verbleibenden Sitzplätze standen interessierten Zuschauern zur Verfügung. Und heute war das Haus voll.
    Vor jedem Ratsmitglied war ein Computer aufgestellt worden, über den später die Stimmen abgegeben werden sollten. Karsh hatte so seine Zweifel, was Entscheidungsfindung per Mausklick anging, aber die Computer waren von einem MultimillionärZauberer aus dem Silicon Valley gespendet worden. Angeblich sollten sie eine rasche und zuverlässige Geheimwahl gewährleisten. Obschon Konflikte durch ein Mehrheitsvotum des Rates geschlichtet wurden, so leitete die Versammlungen doch immer ein Erleuchteter.
    Abwechselnd übernahmen die angesehensten und fähigsten Mitglieder der Gemeinschaft diesen Vorsitz, dessen Aufgabe es war, die Wahl des Rates zu deuten und, wenn nötig, das weitere Vorgehen in einem Fall zu bestimmen. Nach dem heutigen Mondstand kamen zwei Erleuchtete für diese Position in Frage: Lord Griweniss oder Lady Rhianna.
    Karsh wusste, dass Ileana auf Griweniss gehofft hatte. Und zwar vor allem, weil es zwischen ihr selbst und der rundlichen Rhianna einmal einen unerfreulichen Zwischenfall gegeben hatte. Als er sich daran erinnerte, wie Ileana als kleines Kind Rhianna einmal »die Kartoffel-Frau« genannt hatte, musste Karsh kichern. Er hatte versucht, sie zum Schweigen zu bringen, doch das eigenwillige Kind ließ sich keine Vorschriften machen. »Sie ist braun und rund und hat Grübchen, genau wie eine Kartoffel«, hatte Ileana verkündet und darauf bestanden, dass Karsh ihr beipflichtete. Leider hatte Klein-Ileana diese Worte in Anwesenheit von Rhianna von sich gegeben, die das bis heute nicht vergessen hatte. Auch nicht so ganz verziehen.
    »Zunächst«, begann Rhianna nun, »soll dem Rat der vorliegende Fall genau geschildert werden. Der ehrenwerte Mächtige Karsh« - ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie ihm zunickte - »und der Vormund Ileana« - das Lächeln war verschwunden - »möchten dem Rat einen Konflikt von äußerster Wichtigkeit und Dringlichkeit vorlegen. Er betrifft die Zwillinge Apolla und Artemis - oder Camryn und Alex, wie man sie nunmehr nennt.« Aus den hinteren Reihen brüllte jemand wütend: »Sie hätten die Insel nie verlassen dürfen! Wo sind sie, Karsh ?« Unverzüglich erhob sich Lady Rhianna von ihrem Platz und warf dem Zwischenrufer einen strafenden Blick zu. Seiner großen Töne zum Trotz war er noch sehr jung. Karsh erkannte, dass es sich um den Jungen handelte, der ihn im Wald verfolgt hatte. Sein Name war Sinon.
    »Ich warne Euch«, drohte Rhianna. »Ich bin die Einzige hier, der es gestattet ist, von ihren Kräften Gebrauch zu machen. Ich kann Euch verstummen lassen, wenn es notwendig ist, oder Euch in jede beliebige Gestalt verwandeln.« Aus den Augenwinkeln warf sie Ileana einen Blick zu. »Selbst in eine Kartoffel«, bemerkte sie verdrießlich und fuhr dann fort: »Es wird keine weiteren Ausbrüche oder Unterbrechungen geben. Diese Versammlung wird gerecht verlaufen.« Während sie sprach,

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