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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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halte ich mir den Mund zu. »Das war gemein, oder?«
    Issie nickt. »Aber es ist in Ordnung. Brutale Härte ist nicht dein Ding. Dafür haben wir Nick.«
    »Ich muss auch das können. Wir dürfen uns nicht vollkommen von Nick abhängig machen«, antworte ich.
    Die Stimme meldet sich wieder. »Außerdem fühle ich mich nicht besonders wohl, wenn ich in einem Fahrzeug aus Stahl mit einem Eisendraht gefesselt bin.«
    »Das ist ein guter Hinweis«, ruft Issie nach hinten. »Und wir werden ihn auf keinen Fall befolgen, Mister Elf.«
    Ich umfasse das Lenkrad mit der rechten Hand und setze den Blinker, um anzuzeigen, dass wir auf die Straße hinausfahren, auch wenn weit und breit kein einziges Auto zu sehen ist, nur Wald, Wald und noch mal Wald. Das Elfenhaus ist ziemlich tief im Wald versteckt. »Es ist einfach nicht besonders cool, Menschen zu entführen«, erkläre ich Issie.
    »Sie sind keine Menschen. Sie sind Elfen. Und eigentlich entführen wir ihn gar nicht, denn wir hatten ihn vorher schon eingesperrt. Dieses Mal war er sogar einverstanden, dass er gefesselt in den Kofferraum gesteckt wird. Oder?«, rationalisiert Issie. »Das ist eine einvernehmlich getroffene Abmachung, keineswegs eine Entführung.«
    »Schon gut«, sage ich, aber die Worte des anderen Elfs gehen mir nicht aus dem Sinn. Ich denke immer noch darüber nach, dass ich aufgrund einer Einzelerfahrung sehr stark verallgemeinere. Aber dieser Typ war anders, und von dem Elf, den wir aus dem Haus geholt und hinten in Yokos Kofferraum gesteckt haben, weiß ich, dass er schlimme Dinge getan hat. Ich weiß es, und ich werde kein schlechtes Gewissen haben.
    Ich beuge mich zu Is hinüber und flüstere: »Ich hab ein schlechtes Gewissen.«
    Sie tut so, als wolle sie mich schlagen: »Das ist verboten.«
    »Sag mir, wie du dem Vogel Anweisungen gibst«, rufe ich dem Elf zu.
    »Ich rede mit ihm. Einige von uns haben diese Fähigkeit«, antwortet er.
    »Warum lässt du dich dann nicht von ihm befreien, lässt einfach jemanden das ganze Eisen ums Haus herum niederreißen?«, frage ich.
    »Zara«, flüstert Issie aufgeregt. »Bring ihn nicht auf dumme Gedanken.«
    Während ich mit mir selbst schimpfe, erklärt er mir, die meisten Menschen würden gar nicht auf die Idee kommen, dass Vögel Briefe bringen könnten. Das kleine Stückchen Papier würde einfach übersehen werden. Auch mir hat er den Vogel fünfmal geschickt, bis ich den Brief endlich bemerkt habe. Außerdem ist Winter. Da gibt es in Maine sowieso nicht besonders viele Vögel.
    Ich steure den Wagen auf die Straße hinaus und versuche, all diese Dinge in meinem Kopf zu verarbeiten. Die Geschichte mit dem Vögel ist dabei gar nicht so wichtig. Den größeren Teil meines Lebens dachte ich, die Welt sei ein ganz normaler Ort, sicher und rund, auf dem Menschen (gute und böse) und Tiere (wilde und zahme) leben, aber dann stellt sich heraus, dass die Welt keineswegs so ist. Sie ist nicht rund, sondern flach. Es gibt Ränder, an denen man hinunterfallen kann, und im Oktober, als ich nach Maine zog, bin ich auf einer Seite hinuntergefallen. Damals habe ich nämlich Bekanntschaft mit Elfen und Werwesen gemacht, und mit Begierden und Schmerzen, und ich habe gelernt, wie unsicher, wie wenig rund die Welt in Wirklichkeit ist.
    »Wir haben sie eingesperrt«, sage ich, um mich selbst noch einmal davon zu überzeugen, »damit die Menschen hier sicher vor ihnen sind. Das war richtig.«
    »Wir hatten keine Wahl«, sagt Issie und kaut an ihren Nägeln. »Absolut nicht.«
    »Und dass wir jetzt mit ihm reden? Nur weil er uns gerufen hat?«
    »Auch hier haben wir keine Wahl.«
    Es ist eine Lösung, okay. Aber in letzter Zeit habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob es die richtige ist.
     
    Ich parke hinter der Filiale von Hannaford’s, der Supermarkt-Kette in Maine. An der Rückseite des Gebäudes verlaufen Betonrampen, an denen die Waren abgeladen werden. Reifenspuren verunzieren den Schnee. Die hässlichen grünen Deckel der Müllcontainer scheppern im Wind. Der Wald hinter uns wirkt bedrohlich.
    Issie schluckt, als ich den Motor abstelle. »Vielleicht hätten wir einfach zu dir nach Hause fahren sollen.«
    »Nein. Nick oder meine Grandma hätten ihn dort gerochen. Du weißt, was für eine gute Nase sie haben.«
    »Und in deinem Auto riechen sie ihn nicht?«
    »Da ist was dran. Ja. Da ist wirklich was dran.« Ich fahre mir mit der Hand übers Gesicht. »Aber sie sind doch eigentlich nie in meinem Auto, oder?«
    »Nichts

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