Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
Vom Netzwerk:
für ungut, aber bei dir fährt doch ohnehin niemand freiwillig mit, so schlecht wie du im Winter fährst.«
    »Du schon.«
    Sie lächelt schwach. »Ich bin eben ein bisschen verrückt. Außerdem mag ich dich. Und ich fahre im Winter noch schlechter als du.«
    Ich ziehe mir den Strickhut über den Kopf, den meine Mutter bei American Eagle für mich bestellt hat. Hier oben in Maine gibt es keine Outlets. Und keine Einkaufszentren. Es ist schon verrückt. Der Supermarkt hier ist eigentlich der einzige Ort, wo man hingehen kann.
    »Komm, bringen wir es hinter uns«, sage ich.
    »Ja.«
    Wir bleiben beide sitzen.
    »Mädels …«, ertönt die Stimme aus dem Kofferraum.
    »Sei still!«, schreie ich. »Wenn du nicht still bist, bringen wir dich zurück zum Haus und sperren dich wieder ein, kapiert?«
    »Das habt ihr doch sowieso vor, egal was ich mache«, sagt er.
    Issies Hand am Türgriff zuckt. »Da hat er nicht ganz unrecht.«
    Der Wind treibt losen Schnee in zufälligen Mustern über den Parkplatz. Er hat kein Ziel. Keinen Weg. Er brist auf und legt sich wieder, brist auf und legt sich wieder.
    »Okay. Los geht’s.« Ich stoße meine Tür auf und renne um das Auto herum zum Heck. Issie kommt von der anderen Seite. Wir bleiben nebeneinander stehen und starren auf die Heckklappe meines Subarus. Sie ist von Straßendreck überzogen. Auch das Kennzeichen ist vor lauter Schmutz und Schneematsch kaum zu erkennen.
    »Wir müssen das nicht tun«, flüstert Issie. Ihre Hand greift nach meinem Jackenärmel.
    Ich hole tief Luft. »Er hat gesagt, Nick ist in Gefahr.«
    »Vielleicht lügt er.«
    »Vielleicht auch nicht.«
    »Stimmt. Aber ich bin nicht gerade in besonders vertrauensseliger Stimmung, schließlich ist er unser Mister Böser Elf.«
    »Er hat sich von uns fesseln lassen«, wende ich ein.
    »Schon.« Issie lässt meinen Arm los. »Aber vielleicht hat er gedacht, dass wir keine Knoten binden können.«
    Ich öffne den Laderaum des Subaru. Im Kofferraum liegt eine alte rote Steppdecke. Issie und ich haben am Abend zuvor Eisen in die Wattierung eingenäht. Zur Sicherheit haben wir die Füße und Hände des Elfs noch mit Eisendraht gefesselt.
    »Glaubst du, das reicht, damit er nicht abhaut?«, fragt Issie.
    »Solange wir gefahren sind, ist er ja auch nicht entkommen.«
    »Stimmt. Ich habe die ganze Zeit gedacht, dass er gleich aufspringt und uns erwürgt.«
    »Ich auch!«
    »Echt? Du warst so tapfer.« Issie schlingt die Arme um ihren Körper und hüpft, damit sie warm bleibt. Der Wind bläst wieder. Die Deckel der Müllcontainer scheppern. Schnee wirbelt auf.
    Mein Magen ist nur noch ein unendlich tiefes Loch. »Ich werde dort reingreifen und die Decke zurückschlagen müssen.«
    Issie hört auf zu hüpfen. »Hm.«
    Ich strecke die Hand aus, ergreife einen Zipfel der Decke und schlage sie gerade so weit zurück, dass sein angespanntes weißes Gesicht zu sehen ist. Feine blaue Linien scheinen direkt unter seiner Haut zu verlaufen, sodass er nicht so menschlich wirkt wie sonst. Früher sah er wunderschön aus mit seinen dicken schwarzen Haaren, den kantigen, maskulinen Zügen und dem durchdringenden Blick, aber jetzt … Jetzt ist sein Gesicht blass wie kalte Füße im Winter. Seine Augen sind tief in ihre Höhlen gesunken. Und blaue Linien tätowieren ihre Bedeutung tief unter die Oberfläche seiner Haut und künden von seinem Anderssein. Er sieht aus, als liege er im Sterben, und das ist im Grunde meine Schuld.
    Seine aufgesprungenen Lippen verziehen sich zu einem schiefen Lächeln. Ich verspüre den Impuls, die Hand auszustrecken und ihn zu berühren, ihn irgendwie zu trösten, aber ich tue es nicht. Ich kann es nicht. Ich weiß, was er ist.
    »Prinzessin«, wispert er.
    Ich nicke. »Dad.«

Elfen-Tipp
    Im Kampf gegen Elfen solltest du Waffen benutzen, die Eisen enthalten.
     
    Viele Menschen leiden an Vitricophobie, also der Angst vor ihrem Stiefvater, aber weder Devyn (dessen Eltern Psychiater und Wandelwesen sind) noch ich haben bislang herausfinden können, wie die Angst vor dem biologischen Vater heißt. Und in meinem Fall würde ich sagen, dass die Angst keineswegs unvernünftig ist, denn mein Vater ist ein Elf. Und es ist durchaus vernünftig, sich vor Elfen zu fürchten.
    »Dadophobie«, sage ich.
    Die Augen meines Vaters blitzen auf.
    »Was?«, flüstert Issie. Sie hat sich halb hinter mir versteckt.
    »Dadophobie. Hab ich gerade erfunden.«
    »Zara, Süße, ich glaube nicht, dass dies der Augenblick ist

Weitere Kostenlose Bücher