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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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auf dem dunkelblauen Polster ist ein peinlicher Sabberfleck. Ich setze mich auf. »Ach, dieser verdammte Elfentyp.«
    Is ringt nach Luft. »Was hast du gesagt?«
    Er muss mich irgendwie k.o. geschlagen haben. Keine Ahnung, wie. Ich taste meine Schulter ab, aber dort ist nichts. Keine schmerzenden Stellen. Kein Blut. Am Griff der Beifahrertür klebt Blut, aber das ist alles. Das einzige Zeichen, dass jemand hier war.
    Devyn erscheint. Hinter ihm steht Cassidy. Ihre behandschuhte Hand ruht auf seinem Rollstuhl, als würde er ihr gehören. Devyns Gesicht legt sich in sorgenvolle Falten. »Zara? Was ist passiert?«
    Ich schaue ihn nur groß an und werfe einen Blick auf Cassidys besorgte Miene. Ihre Zöpfe flattern im Wind. »Nichts. Ich … ich bin bloß eingeschlafen und … äh …«
    »Sie ist gegen die Handbremse gekommen, und der Wagen ist weggerollt«, springt Issie mir bei.
    Cassidys Augen verengen sich. Sie sieht gut aus mit ihrem dunklen Teint. Sie ist viel größer als Is, viel schicker und offenbar sehr viel schlauer. »Aber hier ist doch gar kein Gefälle.«
    »Ach, die Schwerkraft, du weißt schon«, verhaspelt sich Issie. »Die zerrt doch eigentlich immer an dir, oder?«
    Sie stößt Devyn so heftig den Ellbogen gegen die Schulter, dass sein Rollstuhl sich zur Seite dreht. Cassidy hält ihn auf. Er sucht ihren Blick und sagt: »Danke.«
    Alles scheint sich wie in Zeitlupe zu bewegen, und ich weiß nicht, ob das daran liegt, dass ich ein bisschen benommen bin, oder an Issie. Sie heftet ihren Blick auf Devyn. Devyn schaut immer noch Cassidy an, und Cassidy lächelt bewundernd zu ihm hinunter. Scheiße.
    »Bist du sicher, dass dir nichts passiert ist, Zara?«, fragt Devyn, als er es geschafft hat, wieder zu uns zu schauen. Es ist offensichtlich, dass jedes seiner Worte eine doppelte Bedeutung hat. Aber ich kann ihm auf keinen Fall die Wahrheit sagen, nicht wenn Cassidy dabei ist.
    Also benutze ich das Codewort, das wir ausgemacht haben. »Ich bin absolut getinkert.«
    »Was heißt denn das? Getinkert?«, fragt Cassidy und zieht an ihren Mantelärmeln.
    Einen Augenblick lang schweigen wir alle. »Getinkert« ist unser Codewort für »Tinkerbell«, und das wiederum ist der Code für »überraschende Elfenbegegnung«.
    »Müde. Fertig. Kaputt. Ein Zustand völliger Erschöpfung«, lügt Devyn zuverlässig mit seiner Professorenstimme.
    Cassidy lächelt ihn an. »Ach so. Ich bin nach Mr Burns Klausuren immer vollkommen getinkert. Du auch, Zara? Der Typ ist grausam. Ich dachte, Bio soll Spaß machen.«
    Ich nicke ein bisschen zu aggressiv, denn die Welt um mich herum verschwimmt wieder. Issie beugt sich vor. »Du siehst fast blau aus, Zara, und du bist viel blasser als sonst.«
    »Ja«, presse ich hervor, »die Klausur hat mich fast umgebracht.«
    Einen Augenblick lang schweigen alle unbehaglich. Cassidy bricht als Erste das Schweigen. Sie kratzt sich und sagt dann: »Okay, Devyn, bist du soweit?«
    »Ich … äh.« Er fummelt an dem Ordner herum, der auf seinem Schoß liegt. Es ist das Buch, an dem wir arbeiten. »Ja. Cassidy fährt mich nach Hause.«
    »Du meine Güte. Das klingt ja wie eine Entschuldigung.« Cassidy streckt ihre langen Arme über dem Kopf aus. Sie zieht ihren langen blauroten Schal zurecht und wirft Issie einen merkwürdig forschenden Blick zu. Dann kratzt sie sich an der Stelle, wo der Schal gerade ihre Haut berührt hat, und scherzt: »Ist es so schrecklich, mit mir heimzufahren?«
    »Nein«, brummelt er. »Ich habe das nicht so … ich hab das überhaupt nicht so gemeint.«
    Er schaut Issie nicht an. Ihr Gesicht sieht aus wie ein zerknautschter Ball. Einen Augenblick lang vergesse ich den Elfentypen. Issies Schmerz wischt alles andere weg.
    »Ruf mich gegen später an, Zara«, ruft Devyn, während er sich von Cassidy zum Auto schieben lässt.
    Issie lässt sich auf den Beifahrersitz meines Wagens fallen. »Kannst du fahren?«
    »Jep.«
    »Dann fahr«, befiehlt sie. »Und zwar so schnell wie es irgend erlaubt ist, damit wir von hier wegkommen.«
    Ich lasse Yoko an, steure auf die Fahrspur des Parkplatzes und fahre über etwas, das mit einem schrecklichen Geräusch zusammengepresst wird, als der Reifen darüberrollt. Ich stoße die Tür auf und spähe hinaus – eine weggeworfene Cola-Dose, die jetzt ganz platt ist. Ich ziehe die Tür wieder zu, und sobald der Wagen richtig in der Spur ist, strecke ich den Arm aus und streiche Issie die Haare aus dem Gesicht.
    »Is, willst du …?«, fange ich

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