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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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…«
    Er setzt neu an. »Du musst keine Angst vor mir haben, Zara.«
    Ich antworte nicht.
    »Ich bin nicht dein Feind.«
    Issie kann das nicht stehen lassen. »Mann, du hast versucht, sie zu entführen. Du wolltest ihre Mum damit zwingen, zu dir zurückzukehren. Dann wolltest du ihre Mum in einen Elf verwandeln. Ich bitte dich. Ich meine, nichts für ungut, aber das klingt nicht gerade nach  ›Vater des Jahres‹.« Issie macht einen Schritt nach vorn. »Außerdem hast du dich wie lange nicht blicken lassen? Sechzehn Jahre? Das ist schwach. Echt. Das klingt viel eher nach absolutem Versagervater.«
    Seine Hand schnellt unter der Decke hervor und packt ihr Handgelenk. »Das lag nicht an mir.«
    Sie quiekt vor Schmerz.
    Ich stürze mich nach vorn und versuche, seine Finger von ihrem Handgelenk zu lösen. Da bemerke ich, dass der Eisendraht lose von seinem Handgelenk baumelt. »Lass sie los, oder ich schwöre …«
    »Schon gut.« Seine Stimme ist ruhig. »Ich lass los.«
    Einer nach dem anderen lösen sich seine Finger von ihrem Handgelenk. Issie reißt ihren Arm zurück an die Brust und reibt sich das Handgelenk. »Er ist ganz schön stark.«
    Ein Lastwagen hat eine Fehlzündung, und Issie und ich zucken zusammen. Er bewegt weder Arme noch Beine, aber er krümmt sich, als hätte er Schmerzen.
    »Macht dir das Eisen im Auto zu schaffen?«, frage ich und achte nicht im Geringsten darauf, die Hoffnung in meiner Stimme zu verbergen.
    Er ignoriert die Frage. An seinen Fingerspitzen sind Brandmale. Aber genau mit diesen Fingern hat er Issie am Unterarm gepackt. Er ist zäh. Er mag schwach sein, aber er ist zäh.
    »Es lag nicht an mir, dass ich nicht da war … als du ein Kind warst …«, sagt er, und er keucht dabei fast. »Deine Mutter ist mit dir weggegangen. Sie hat dich versteckt.«
    Ich zeige mit dem Finger auf ihn: »Weil du ein geistesgestörter Elfenkönig bist, der Jungen quält und ihr Blut trinkt.«
    »Nur wenn ich keine Königin habe«, widerspricht er. »Nur nach vielen Jahren ohne Königin. Und nur weil mein Volk unruhig wurde. Du weißt das. Das war der einzige Weg, die Ordnung aufrechtzuerhalten. Und jetzt … jetzt … herrscht Chaos. Du hast keine Ahnung, wie schrecklich alles geworden ist.«
    Irgendwie weiß ich, dass er das große Haus meint, wo wir sie alle vor ein paar Monaten eingesperrt haben. Ich muss daran denken, wie sie Jay Dahlberg auf ein Bett gefesselt hatten. Er war wahnsinnig vor Angst. Seine Arme und Beine waren übersät von Bisswunden, wo sie sein Blut getrunken hatten. Die Elfen standen um ihn herum, um mich herum, als wären wir Opfer auf einem Altar.
    »Ich weiß, dass du mich für ein Ungeheuer hältst, Zara. Ich weiß, dass deine Mutter auch so denkt. Aber wenn ich das tatsächlich wäre, dann hätte ich sie schon beim ersten Mal nicht gehen lassen. Ich hätte niemals zugelassen, dass ihr euer Leben lebt.« Er schluckt. »Aber die Begierde wurde zu groß. Ich habe die Kontrolle verloren. Und jetzt …«
    »Was jetzt?«
    »Nicht alle Elfen sind wie ich. Nicht alle Könige sind wie ich.«
    »Was willst du damit sagen?« In mir steigt Hoffnung auf. Vielleicht hatte dieser Elfentyp ja wirklich recht.
    »Ich will damit sagen, dass die meisten keine Gnade kennen, dass sie keinen Gedanken verschwenden an den Tod eines Menschen oder an seine Qualen. Sie haben kein Gewissen. Für sie ist es nicht ein letzter Ausweg, sondern etwas ganz Alltägliches.«
    Und der Elf, den ich vom Baum losgemacht habe? Er hat genau das Gegenteil behauptet. Ich begegne dem Blick meines Vaters. Seine Augen haben dieselbe Form wie meine. Sie verlaufen nach außen hin ganz leicht schräg nach oben. »Was sagst du da?«
    »Sie kommen.«
    »Kommen wohin?«
    »Sie kommen hierher.«
    Issie schaut mich mit angsterfüllten Augen an. Der Wind scheint sich für einen Augenblick in etwas Festes zur verwandeln. Dann lässt er ab, treibt davon, wirbelt herum und bläst uns an.
    »Sie kommen wirklich«, sage ich zu ihm. »Einige waren schon da. Wir haben sie zu euch in das Haus gesteckt.«
    Er seufzt. »Es waren keine Könige darunter. Nur Kundschafter. Du kennst den Unterschied, Zara. Deine Haut reagiert auf diejenigen von uns, die Könige sind oder das Potenzial haben, es zu werden.«
    »Das krabbelige Gefühl«, stößt Issie hervor.
    »Warum? Warum reagiert meine Haut?«
    »Weil du nach einem Partner suchst. Du reagierst auf Macht«, sagt er.
    »Ich habe eine Partner!« Bei dem Wort zucke ich zusammen und korrigiere

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