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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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mächtige Königin.«
    Ich schaue irgendwie erstaunt auf den Elfenmann hinunter, der mein biologischer Vater ist. Zusammengekauert liegt er auf dem grauen Teppichboden im Kofferraum meines Autos. Er kommt mir beinahe menschlich vor und beinahe unschuldig. Aber er ist es nicht.
    Eine alte Hamburger-Verpackung von McDonald’s fliegt mir gegen den Knöchel und bleibt dort hängen. Ich fasse nach unten und hebe sie auf, obwohl sie widerwärtig aussieht. Aber ich kann nicht zulassen, dass sie für immer herumfliegt und die Welt verschmutzt.
    »Darf ich mich aufsetzen?«, fragt mein Vater.
    »Nein«, sagt Issie im selben Moment, in dem ich »Ja« sage.
    Sie schaut mich an. Der Wind drückt ihr die Haare ins Gesicht. Sie bemerkt es nicht einmal.
    Ich versuche, es ihr zu erklären: »Issie … er hat gefragt. Er hätte sich schon x-mal aufsetzen können. Denk dran, wie er dein Handgelenk gepackt hat.«
    »Genau daran denke ich ja.« Ihr Mund verwandelt sich in eine schmale, straffe Linie, die sich lockert, als sie hinzufügt: »Ich glaube, das ist ein Trick.«
    »Das ist kein Trick«, sagte er, und seine Stimme klingt unendlich müde. »Meine Tricks sind sehr viel interessanter.«  .
    »Du kannst dich aufsetzen«, sage ich. Er rutscht ein bisschen nach hinten und richtet langsam seinen Oberkörper auf. Sein Atem strömt als kalter Hauch aus seinem Mund, vermischt sich mit der Luft und verschwindet. Ich greife in das Auto und wickle die Decke um seine Beine. »Für alle Fälle.«
    Er verzieht den Mund zu einem kleinen Lächeln. Links von seinem Mund erscheint ein Grübchen. »Einen Augenblick lang habe ich gedacht, das wäre mütterliche Fürsorge.«
    »Töchterlich würde vielleicht besser passen«, sage ich.
    Wir starren uns an. Sein Blick ist wirklich hypnotisierend. Er zerrt an dir. Es ist unheimlich.
    »Du hast bisher überlebt, weil ich dich am Leben gelassen habe«, sagt er.
    Mein Kopf fährt so schnell herum, dass in meinem Hals etwas knackt. »Wie bitte?«
    Er sitzt ganz ruhig gegen die rückwärtige Sitzbank gelehnt da. »Ich habe dich am Leben gelassen. Ich habe deinen Freund am Leben gelassen. Ich war außer mir vor Begierde, ich habe mich nach deiner Mutter verzehrt, und dennoch habe ich dich, meine Tochter, am Leben gelassen. Ich habe gesehen, dass du uns einsperren willst, und da habe ich sie über den Stacheldraht entkommen lassen, während ich so getan habe, als wäre ich durch dich abgelenkt. Das muss dir doch ein gewisses Vertrauen geben, dass ich nicht gegen dich bin.«
    »Wie kommt es dann, dass du jetzt nicht außer dir bist?«, fragt Issie, die Hände in die Hüften gestützt. »Na? Wie kommt es, dass du dich nicht auf mich stürzt und mir einen Elfenkuss verpassen willst oder so?«
    »Du bist nicht dazu bestimmt, meine Königin zu sein«, erklärt er sachlich.
    »Mein Gott. Wie nett«, schnaubt Issie.
    »Sei nicht beleidigt«, sage ich. »Das ist doch gut.«
    Mein Vater schaut ihr in die Augen. »Und du bist kein junger Mann. Von dir kann ich kein Blut nehmen.«
    Die Luft ist von unheimlicher Spannung erfüllt. Ich schaudere. In meiner Jacke vibriert etwas, und dann höre ich es: Nicks und mein Song.
    »Mist.«
    Issie schaut mich groß an. »Ist er das?«
    Ich ziehe das Handy aus der Tasche. »Nur eine SMS.«
    Mein Vater ignoriert uns und fährt fort: »Zara, ich weiß, dass du mich für ein Ungeheuer hältst. Und vielleicht bin ich das ja auch. Aber ich weiß auch: Wenn meine Begierden nicht befriedigt werden, dann verhalten sich die anderen, meine Untertanen, viel schlimmer, sehr viel schlimmer.«
    »Uns was soll ich tun?«, frage ich,
    »Lass mich frei.«
    »Das kann ich nicht.« Unsere Blicke treffen sich.
    Sein Blick ist wütend, traurig und müde. »Ich muss Nahrung zu mir nehmen. Nur dann bin ich stark genug, um zu kämpfen. Ich werde meinen Hunger stillen, und dann werde ich dich, deinen Wolf und mein Recht, zu herrschen, verteidigen.«
    »Ich kann dich nicht gehen lassen, damit du einen armen Jungen quälst, auch wenn es dazu dient, uns zu schützen.«
    »Und dann brauche ich eine Königin.« Sein Körper spannt sich an, als ob er zuschlagen wollte.
    Meine Hände ballen sich zu Fäusten. »Nein. Nein. Ich meine, wenn du eine verrückte Frau auftreibst, die tatsächlich Elfenkönigin werden will, dann ist das okay. Aber du wirst auf keinen Fall Mom nehmen. Sie ist nicht einmal hier, damit du es nur weißt.«
    »Zara … es gibt nicht viele Möglichkeiten.« Die Haut an seinen Augen

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