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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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zuckt.
    »Das sind keine Optionen. Junge Männer quälen und meine Mom verwandeln sind keine Optionen.«
    »Ich bin als Einziger mächtig genug, einen anderen König aufzuhalten. Ich bin der …«
    Issie schlägt die Heckklappe zu und schneidet ihm so das Wort ab. »Meint du nicht auch, dass wir ihn zurückbringen sollten? Das muss sich alles erst mal setzen, sodass wir darüber nachdenken können.«
    Ich zwinge mich zu nicken und starre einfach auf das Heck meines Autos und das Gesicht meines Vaters. Er schließt langsam die Augen. Vielleicht gibt er ja auf.
    Is mustert mich. »Du zitterst ja.«
    »Es ist kalt hier draußen«, erkläre ich.
    »Aber du zitterst nicht deshalb.« Issie legt mir den Arm um die Schulter und zieht mich an sich. »Ich kann’s nicht fassen, dass ich die Taffe bin.«
    Der Wind drückt uns gegen das Auto. Unsere Jeans und unsere Jacken werden schmutzig.
    »Ihhhhh …«, sagt Issie, »Dreck.«
    »Sehr taff, Issie.«
    Sie lacht und zieht die Beifahrertür auf. »Danke.«
    Aber ich bin noch nicht fertig mit ihm. Kaum habe ich den Wagen angelassen, rufe ich ihm zu: »Was weißt du von Walhalla?«
    »Das ist der mythologische Götterpalast von Odin.«
    »Odin?«, fragt Issie und dreht die Heizung höher.
    »Nordischer Gott.« Ich fahre aus dem Parkplatz hinaus. »Dann existiert Walhalla in Wirklichkeit gar nicht?«
    »Natürlich nicht«, höhnt er. »Ich wünschte, du würdest dein Urteil über mich überdenken, Zara, und mich freilassen. Ich versichere …«
    »Und was ist mit Walküren?« Ich unterbreche ihn und halte an einer der beiden Ampeln in unserer Stadt. Mr Burns, einer unserer Lehrer, hält neben mir und winkt. Issie und ich setzen ein Grinsen auf und winken zurück.
    »Walküren?« Diesmal lacht mein Vater. »Mythen.«
    Issie will etwas sagen, aber ich lege den Finger an die Lippen, damit sie schweigt. Die Ampel springt auf Grün.
    »Ich habe keine Ahnung, warum wir uns mit ihm abgegeben haben«, sage ich zu Issie.
    Sie schaltet das Radio an. »Ich auch nicht.«
     
    Als wir ihn zurückbringen, versucht er zu fliehen. Ich muss ihm in die Beine grätschen und ihn in die stählerne Einfriedung des Hauses zerren. Damit erwerbe ich mir die Hochachtung Issies, die meint, das sei super-bowl-würdig. Nachdem wir zurück zum Auto gestapft sind, fahren wir sehr schnell davon. Wir zittern beide, aber keine von uns redet. Als wir wieder bei Issie sind, lege ich in der Automatik den Rückwärtsgang ein, lasse aber den Fuß auf der Bremse, abfahrbereit. Wahrscheinlich warte ich auf Anweisungen.
    »Es ist ja nicht so, dass ich ihm wirklich glaube, aber ich mache mir wahnsinnige Sorgen um Nick«, sage ich, »Ich fürchte, dass ich seine Sicherheit nicht garantieren kann.«
    Is legt den Kopf schief. »Zara, Herzchen, das hängt doch nicht allein an dir. Wir gehören alle dazu, okay? Du bist nicht allein.«
    »Ja.« Ich packe das Lenkrad fester. Die Straßen werden langsam glatt. »Das weiß ich, aber auch wenn ich weiß, dass ich auf euch zählen kann, habe ich immer noch irgendwie das Gefühl, als wenn alles meine Schuld oder mein Verdienst wäre.«
    »Du bist genauso schlimm wie Nick.« Sie lächelt, um ihren Worten die Schärfe zu nehmen. »Das Schicksal der Welt hängt nicht allein von dir ab, Zara White.«
    »Versprochen?«, frage ich, als kalte Luft durch die Beifahrertür hereinströmt.
    Issie steigt aus und packt den oberen Rand der Tür, damit sie sie zuschlagen kann. »Versprochen.«
    Ich fahre rückwärts aus der Einfahrt hinaus und denke darüber nach, ob Versprechen überhaupt jemals etwas bedeutet haben.
     
    Kaum bin ich von Issies Haus weggefahren, schaue ich nach, ob ich Empfang habe, und rufe beim Fahren meine Mom an. Sie lebt immer noch in Charleston, will aber hier hochziehen. Sie hat schon gekündigt und alles, aber als Führungskraft hat sie eine ziemlich lange Kündigungsfrist. Wenn man das vermasselt, kann die Firma, für die man arbeitet, einem eine Geldstrafe aufbrummen oder vor Gericht gehen. Wenn ich jetzt daran denke, was mein Vater gerade gesagt hat, bin ich froh, dass sie noch dort unten ist. Aber ich vermisse ihre Umarmungen, ihre Hosenanzüge mit den Schulterpolstern und ihren Mom-Duft.
    Das Telefon klingelt und der Anrufbeantworter schaltet sich an. Wahrscheinlich ist sie noch in einer Besprechung. Ich hinterlasse eine Nachricht und klappe das Telefon zu. Ich rede mir ein, dass alles in Ordnung ist. Das Fahren ist anstrengend, deshalb sollte ich nicht mit dem Telefon

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