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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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die ganze Zeit, aber ich habe den Eindruck, dass du es gar nicht glaubst.« Er lächelt. »Ich will es dir erklären. Es gibt fünf Rassen von Lichtgestalten, die sich mehr oder weniger voneinander unterscheiden. Manche verbünden sich mit der dunklen Seite, andere nicht. Das habe ich gemeint, als ich gesagt habe, dass nicht alle Elfen gleich sind.«
    »Willst du damit sagen, dass mein Vater sich auf die dunkle Seite geschlagen hat?« Das macht Sinn. Elfen sind nicht einfach gut oder böse, so wie Menschen nicht einfach gut oder böse sind. Das sollte eigentlich auch ich begreifen können.
    »Ich sage, dass dein Dad zu dieser Richtung tendiert, aber er ist dieser Seite nicht verpflichtet. Sehr viele von uns sind nicht verpflichtet. Die Werwesen zum Beispiel haben gar keine Organisation. Ich bezweifle, dass dein Wolf die Föderation überhaupt kennt.« Er klingt fast spöttisch.
    Das stößt mir übel auf. Ich ziehe meinen Arm dicht an die Brust und halte ihn mit der anderen Hand fest. »Na ja, ist ja nicht so, dass jemand rausgegangen wäre und es ihm gesagt hätte.«
    »Hör zu, Zara. Ich darf nicht zu lange hier bei dir bleiben.« Er richtet sich auf. »Es ist gefährlich. Er könnte die Spur zu dir direkt verfolgen.«
    Er dreht sich um und will durch das Fenster verschwinden, aber ich packe ihn am Ärmel. »Sollten meine Freunde und ich … sollten wir von hier abhauen?«
    »Er würde dich finden.« Er dreht den Kopf so weit, dass ich sein Profil sehen kann: hart, entschlossen, überhaupt nicht menschlich. »Ihr könntet mit mir kommen. Ich könnte euch beschützen.«
    Es verschlägt mir den Atem. Ich weiß, dass er nur mich meint. »Ich kann nicht.«
    »Ich habe keine andere Antwort von dir erwartet. Ich muss gehen.« Sein Gesicht wird ganz traurig, dann springt er wie ein Parcours-Sportler die Wand hinauf zu dem Fenster, schießt durch das Fenster hindurch und ist verschwunden.
    Ich stehe einfach da.
    Mein Atem kehrt zurück.
    Ich drehe mich zum Spiegel.
    Mein Gesicht ist immer noch blau.
    Mit einem Zauber könnte ich es verbergen. Aber dazu bin ich nicht in der Lage. Das Blau hat nichts mit mir zu tun, sondern mit ihm, mit dem König, mit einem von beiden jedenfalls. Ich lehne die Stirn gegen das kalte, verschmierte Glas des Spiegels und versuche, mich zu beruhigen.
    »Tief durchatmen«, murmle ich. »Atme tief durch.«
    Es funktioniert nicht richtig. Die Wände der Toilette bedrängen mich. Das Fenster, ein dunkles Viereck voller Gefahr, schwebt über mir. Er kam hindurch. Das heißt, dass alles andere auch durchkommt. Alles. Ich schaudere und sehe mich nach einer Waffe um. Womit könnte ich angreifen? Mit Papierhandtüchern? Einer Klopapierrolle? Die Pappe ist zwar ziemlich stabil, aber im Ernst? Und rausgehen in die Bowlingbahn kann ich auch nicht, denn: Ich bin blau.
    Ein Stöhnen rutscht mir raus, und ich simse Issie: Komm zur Toilette. Asap. Kaum habe ich »senden« gedrückt, merke ich, dass das irgendwie bossy klingt. Deshalb schicke ich noch ein Bitte? hinterher.
    Fünf Sekunden später hüpft sie in die Toilette. Die Tür fliegt gegen die Betonwand. »Was ist los? Brauchst du Hilfe? Hast du deine …«
    Sie bricht mitten im Satz ab, weil sie auf dem nassen Boden ausgerutscht ist und wild mit den Armen rudernd versucht, das Gleichgewicht wiederzufinden. Ich stürze auf sie zu und packe sie mit meinem gesunden Arm, damit sie nicht gegen das Waschbecken fällt.
    »Oh!«, japst sie. »Du bist wieder ganz blau.«
    »Mm-hm.« Meine Stimme klingt ängstlich wie die eines kleinen Mädchens, allerdings gemixt mit einem ordentlichen Schuss Frustration eines großen Mädchens.
    »So blau wie du bist, kannst du nicht rausgehen.«
    In ihren Augen blitzt Schalk auf, und sie macht sich von mir los. »Ich hab eine fantastische Idee.«
    »Echt?«
    »Mm-hm.« Sie lächelt breit. »Mir ist schon klar, dass ich nur der Sidekick bin und eigentlich nie tolle Ideen oder so habe, weil das nicht meine Rolle ist …«
    »Du bist nicht der Sidekick«, unterbreche ich sie.
    »Zara? Was denn sonst?« Sie zeigt sich auf die Brust. »Ich bin in unserer Vierergang der plumpe Mensch, das schwerfällige menschliche Wesen. Das besiegelt ein lebenslanges Schicksal als Sidekick, klar?«
    »Aber ….«
    »Kein Aber. Ich nehme das ganz gelassen.« Sie holt ein Päckchen aus ihrer überdimensionierten, absolut süßen, pinkfarben gepunkteten Handtasche. »Sidekicks müssen normalerweise nicht sterben, und sie geraten nicht wie die Helden in

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