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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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Spaß.«
    »Weißt du, was mir an den nordischen Göttern am besten gefällt?«, fragt er aus heiterem Himmel. »Mir gefällt, dass Odin ihr Anführer war, und zwar nicht, weil er so großartig oder so stark war, sondern weil er so weise war und über die besten Zauberkünste verfügte.«
    »Und das hat was mit Bowling zu tun?«, frage ich, während Issie einen grandiosen Nullwurf hat.
    »Dass im Allgemeinen nicht immer die herrschen, die physisch überlegen sind«, sagt Devyn. »Im Rollstuhl zu sitzen, hat mir sehr geholfen, das zu verstehen. Ich würde meine Beine jederzeit für meinen Kopf hergeben. Aber versteh mich nicht falsch. Ich bin froh, dass ich sie wiederhabe.«
    Devyn hat recht. Ist doch egal, dass ich eine schlechte Bowlingspielerin bin. Außerdem darf ich mich nicht grämen über meine zehn Nullwürfe in Folge. Issie ist noch schlechter.
    »Elf!«, kreischt sie. »Elf Nullwürfe hintereinander.«
    »Das ist so normal«, flüstere ich Nick zu. »So wunderbar normal.«
     
    Später am Abend gehe ich allein zur Mädchentoilette, was offensichtlich sehr mutig von mir ist.
    Cassidy ist dort und wäscht sich gerade am Waschbecken die Hände. »Zara? Hallo!«
    »Hi, Cassidy!« Ich versuche freundlich zu sein, denn es gibt eigentlich keinen Grund, sie abzulehnen. Auch wenn sie eine Bedrohung für die Liebesbeziehung ist, die eigentlich zwischen Is und Devyn bestehen sollte.
    Sie blinzelt mich ein paarmal an, stellt das Wasser ab und sagt: »Alles in Ordnung mit Nick?«
    »Ja, warum?«, frage ich sie, während sie mit den Händen durch die Luft wedelt, um sie zu trocknen.
    Sie sucht stotternd nach Worten. »Na ja … er war … er wirkte heute in der Schule ein bisschen daneben. War was beim Lunch?«
    »Es geht ihm gut,« sage ich.
    »Ihr beide seid ein süßes Paar, ehrlich.«
    Ich lege den Kopf schief. Ich muss ziemlich dringend, aber ich rühre mich nicht von der Stelle und warte darauf, dass sie mehr sagt.
    »Ja, wirklich«, sagt sie und kratzt sich am Hals. »Du hast Glück! Schau mich nicht so an. Ich weiß, dass du von Charleston hierherziehen musstest und so, aber es ist wie … ach, ich weiß auch nicht. Du und Issie, ihr seid so.« Sie kreuzt Mittelfinger und Zeigefinger.
    Ich nicke und versuche sehr spitz zu sagen: »Sie ist meine beste Freundin.«
    »Und zusammen mit Dev seid ihr eine Vierer-Clique.« Sie redet immer weiter. »Ich werde fast eifersüchtig, weißt du? Und du hast Nick, und es ist so offensichtlich, wie er auf dich steht. Immer beobachtet er dich und lächelt dich an. Er ist wie ein Bodyguard.«
    Ich greife nach der Klinke der Kabinentür und schaue zu dem Fenster oben in der Ecke. Ein Bodyguard. Liebt er mich deshalb? Weil ich jemand bin, den er beschützen kann?
    »Und du bist schlau, aber keine Streberin. Außerdem bist du so eine tolle Läuferin.« Cassidy hat ihr Lipgloss fertig aufgetragen. Sie drückt noch einmal ihre Lippen aufeinander und wirft die Tube zurück in ihre Handtasche, die aussieht wie ein Kate-Spade-Imitat. »Ich weiß nicht. Vielleicht rede ich nur Mist, aber es ist so, als ob dein Leben schon begonnen hätte, während wir anderen noch warten … verstehst du? Darauf warten, dass wir hier rauskommen? Dass wir jemanden finden? Oder etwas? Dass wir etwas sind.«
    Ich habe keine Ahnung, ob sie davon redet, dass sie Devyn mag, oder nur allgemein. Wahrscheinlich hat meine Antwort zu lange auf sich warten lassen, denn sie lächelt in sich hinein und schüttelt den Kopf. »Ich bin offensichtlich ein Idiot. Ich brauche ein Leben.«
    Ich berühre sie mit der freien Hand am Arm. »Du hast ein Leben, Cassidy.«
    »Ja, klar.« Sie schnaubt. »Allerdings habe ich das Gefühl, dass ich die halbe Zeit damit verbringe, zu verbergen, wer ich eigentlich bin.«
    »Das kann ich gut verstehen.«
    »Wirklich?« Sie streckt ihre langen Arme hoch über den Kopf und erinnert mich mit dieser Bewegung an eine Katze, die eben erwacht ist. »Devyn ist einer der wenigen Menschen, die mich wirklich verstehen, weißt du? Ich fühle mich einsam.«
    »Warum einsam?«
    »Weil die Leute mich nicht wirklich verstehen.«
    »Na, du könntest ihnen vielleicht von dir erzählen? Einfach offen sein.« Einen Augenblick lang überlege ich, ob sie vielleicht ein Elf ist, aber Devyn und Nick würden das riechen. Dann überlege ich, ob sie vielleicht lesbisch ist? Keine Ahnung.
    Ich wünschte, ich wäre so einfühlsam wie die Gastgeber in den Talkshows, damit ich wüsste, was ich jetzt sagen soll. »Ist es

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