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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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hatten keine Wahl, Zara. Sonst hätten wir sie alle töten müssen.«
    »Ich bin gegen Töten.«
    »Auch dann, wenn du jemanden retten könntest?«
    »Ja, auch dann, und ich werde nicht davon abrücken, Nick. Ich finde es schrecklich, dass du diesen Elf fast getötet hast. Echt schrecklich.«
    »Sonst hätte er mich getötet.«
    »Das weißt du nicht. Du hast es nur angenommen, weil er ein Elf ist. Hast du ihn zuerst angegriffen?«
    Er antwortet nicht, und sein Gesicht nimmt einen verschlossenen Ausdruck an, was heißt, dass ich ganz richtig liege. Zufrieden stehe ich auf und tapse auf leisen Sohlen in die Küche. »Lust auf Frühstück?«
    »Selbst gemachte Bratkartoffeln?«
    Kartoffeln der Sorte Yukon Gold liegen in einer Tüte auf der Küchentheke. »Treffer.«
    Er lächelt wieder. »Pochierte Eier?«
    Ich öffne den Kühlschrank. Im Türfach wartet ein Karton Eier fröhlich darauf, aufgeschlagen zu werden. »Noch ein Treffer.«
    »Orangensaft?«
    Ich ziehe eine Plastikflasche heraus. »Apfel-Cranberry.«
    Er runzelt gespielt die Stirn, zieht sich vom Sofa hoch und kommt herüber. »Ach, ich weiß nicht. Apfel-Cranberry ist so …«
    »Wie ›so‹?«
    »So unmännlich.«
    »Wie bitte? Es gibt männliche Säfte? Und Orange ist männlicher als Apfel-Cranberry.«
    Er hält sich an der Theke fest, lehnt sich zurück und dehnt seine Waden. Ich lasse die Plastikflasche auf die Theke plumpsen. Er schaut mich verwirrt an.
    »Ehrlich, Nick, das ist albern. Du bekommst doch schon pochierte Eier.«
    »Na und?«
    »Sind pochierte Eier männlich?«
    Er legt den Kopf schief. »Sie sind nicht männlich? Quiche ist nicht männlich. Das weiß ich. Aber das sind Eier in Pieform. Pochierte Eier sind wahrscheinlich okay. Obwohl, am männlichsten sind wahrscheinlich Spiegeleier. Vielleicht sollten wir Spiegeleier machen.«
    Ich fülle Wasser in den Eierkocher und tue so, als würde ich seine unbeweglichen Hände nicht sehen. Dann drehe ich den Wasserhahn zu. Ich schlage ein Ei auf und lasse es in den dunklen Einsatz für pochierte Eier gleiten. Ich nehme noch ein zweites Ei. »Ich habe darüber nachgedacht, ob wir nicht verschwinden sollten.«
    »Im Ernst?« Seine Stimme klingt merkwürdig matt.
    »Ich habe einfach ein schlechtes Gefühl.«
    »Zara, du hast immer ein Gefühl. Man kann dazu auch Sorge sagen.« Er stellt sich hinter mich und legt mir die Hände auf die Schulter. »Ich kann nicht weg«, flüstert er mir ins Ohr, »aber du könntest. Ich finde, das ist eine gute …«
    »Nicht ohne dich.« In meinem Magen scheint sich ein massiver Stein zu bilden. Ich drehe mich um, ziehe Nick zu mir heran, umarme ihn, so fest ich kann, und sage: »Wir kämpfen gegen sie. Wir haben meinen Vater besiegt. Wir werden auch mit diesen Typen fertig.«
    »Ich lasse es nicht zu, dass dir etwas zustößt«, brummt Nick in meine Haare. »Ich will lieber sterben. So wahr mir Gott helfe, Zara. Ich will lieber sterben.«
    »Ich auch.«
    »Was?«
    »Ich will auch lieber sterben, als zulassen, dass dir oder Issie oder Dev oder Gram oder …« Ich halte inne und nehme meinen Kopf von seiner Brust weg, damit ich zu ihm aufsehen kann. »Diese Liste wird ein bisschen zu lang und melodramatisch, oder?«
    Er lacht. Seine Hand bewegt sich langsam an meinem Rückgrat entlang nach oben, und dann beugt er sich langsam herunter, um mich zu küssen. »In der Tat.«
     
    Nach dem Frühstück gehen wir los und füttern sie, sorgsam darauf bedacht, dass niemand uns folgt. Ich hasse es, sie zu füttern. Ich weiß schon, was ich sehen werde, denn ich habe es schon x-mal gesehen: Gebleckte Zähne an den Fenstern, Augen, die wilder sind als alle Werwesen, die uns beobachten könnten, sinnliche, verdrehte Bewegungen, Pupillen, in denen nicht Güte aufleuchtet, sondern Begierde, nur Begierde, reine Begierde.
    So möchte ich nicht werden.
    Auf dem ganzen Weg dorthin lehne ich mich trotz des Sicherheitsgurts so zu Nick hinüber, dass mein Kopf auf seiner Schulter ruht. Er hat einen Arm um mich gelegt und fährt mit einer Hand.
    »Dieser Elf Astley hat mich vollkommen verwirrt«, sagte ich und berühre mit dem Zeigefinger den runden Tacho in der Mitte des Armaturenbretts. Ich mag es, dass der Zeiger einem genau sagt, wie schnell man fährt. Man muss nur hinschauen.
    »Inwiefern?«, fragt Nick,
    »Er ist einfach … er hat mich dazu gebracht, immer wieder alles in Frage zu stellen, was wir tun, und er ist … ich weiß nicht … Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich wegen ihm

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