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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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kupfrig, wie Blut. Mein Magen ächzt und ballt sich zusammen. Das ist ein vertrautes Gefühl: Hunger.
    Astley stützt sich auf den Ellbogen, lässt aber meine Hand nicht los. »Hallo, Schöne.«
    »Komm mir nicht mit ›Hallo, Schöne‹«, flüstere ich. Meine Stimme klingt furchtbar heiser. Ich räuspere mich, aber meine Stimme bleibt schwach. »Ich weiß, dass ich nicht schön bin.«
    Er grinst: »Glaub, was du glauben willst.«
    »Hat es funktioniert.«
    Er nickt. Seine Augen bewegen sich. »Wir waren erfolgreich.«
    »Du siehst traurig aus.«
    Er nickt immer noch, aber die Bewegung ist kaum wahrnehmbar. »Ich bin es wohl auch.«
    Das Hotelzimmer kommt mir jetzt muffig und schmutzig vor. Die Vorhänge vor dem Fenster sind zugezogen. Die Heizung brummt vor sich hin und bläst lauwarme Luft in den Raum. Astley hat seine menschliche Gestalt angenommen und trägt ein graues T-Shirt und Jeans wie jeder normale Nicht-Elf. Er wirkt angespannt. Ich finde, er sieht traurig aus und ängstlich. Herzerweichend.
    »Ich dachte, du hast das gewollt. Ich dachte, ich würde dich mächtiger machen oder stärker oder so?« Ich räuspere mich wieder. »Wow, ich höre mich an, als würde ich seit fünfzig Jahren rauchen.«
    »Ich bin ein Elfenkönig. Ich muss das wollen.« Er steht auf und geht ins Bad.
    Offenbar dreht er den Wasserhahn an, denn ich höre Wasser rauschen. Meine Zunge stiehlt sich aus meinem Mund. Sie fährt an meinen – sehr scharfen – Zähnen entlang. Panik überfällt mich. Ich muss sie sehen. Ich setze mich auf. Alle meine Muskeln protestieren. In meinen Schultern platzt etwas und dehnt sich dann mein ganzes Rückgrat entlang aus. Meine Finger scheinen auf einmal Arthritis zu haben. Ich fasse an meinen Knöchel. Das Kettchen, das Nick mir geschenkt hat, ist noch da. Die feine Kette ist nicht gerissen. Der Delfin und das Herz liegen immer noch auf meiner Haut. Ich schwinge meine Beine über die Bettkante.
    »Was machst du da? Leg dich hin! Beweg dich nicht!« Astley stürmt mit einem Glas Wasser in der Hand aus dem Bad. Seine Haare sind ganz durcheinander und die Augen weit aufgerissen. Er drückt mich aufs Bett zurück, schnappt sich ein paar Kissen vom Fußboden und sagt: »Die habe ich gerettet. Ich konnte nicht zulassen, dass du gute Kissen zerfetzt.«
    Während er mir die Kissen in den Rücken stopft, frage ich: »Habe ich die Laken so zugerichtet?«
    »Das kann man so sagen. Mich hast du auch gekratzt.« Er zeigt mir lange Kratzspuren an seinen Unterarmen. Sie heilen schon langsam zu, aber es ist deutlich zu sehen, dass sie sehr tief und bestimmt sehr schmerzhaft waren.
    Mein Magen droht zu explodieren: »Oh … Mann … Es tut mir so leid.«
    »Das ist normal.« Er nimmt das Glas und hält es mir an die Lippen. »Nicht normal ist, dass du dich schon aufsetzen kannst. Das ist sehr schnell. Außerordentlich schnell. Weniger als dreißig Stunden. Die meisten sind mindestens fünfzig Stunden außer Gefecht. Nicht so meine Königin.«
    Seine Königin?
    Was habe ich getan? Ich nehme einen Schluck Wasser und mustere ihn. Er sieht wirklich aus, als sei er stolz auf mich. Als ich meine blaue Haut betrachte, merke ich, dass die Wunde an meinem Handgelenk weg ist. Moment mal! Alle meine Wunden sind weg. Ich stelle das Glas auf den Nachttisch und schwenke meinen Arm durch die Luft. »Er ist nicht mehr verstaucht.«
    »Das ist ein zusätzlicher Vorteil, wenn ein König dich verwandelt. Ich sorge dafür, dass alle deine Wunden heilen. Wenn …«, er klingt auf einmal ganz verlegen, »… wenn ich dich nicht töte.«
    Ich verlagere mein Gewicht und schwinge meine Beine über die Bettkante. »Ich muss jetzt los und Nick retten.«
    »Noch nicht«, hält er mich zurück. Seine Hände legen sich auf meine Schultern. Ich weiß, dass er mich niederdrücken wird, wenn ich versuche aufzustehen. »Du bist noch nicht kräftig genug. Außerdem wissen wir ja nicht mal genau, wie wir nach Walhalla kommen. Ruh dich wenigstens noch ein paar Minuten aus.«
    Die Welt bleibt stehen. Kalter blauer, eisiger Zorn wallt in mir auf. Ich höre ihn in meiner Stimme: »Was?«
    Er bewegt seine Hände nicht. »Ich bitte dich, noch einen Augenblick auszuruhen. Du hast eine beträchtliche Verwandlung durchgemacht und …«
    »Nein! Was meinst du damit, dass du nicht weißt, wie man nach Walhalla kommt?« Ich drehe mich zur Seite, um seinen Händen zu entkommen. »Du lässt zu, dass ich mich verwandle, und weißt nicht mal, wie man verdammt noch mal

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