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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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»Das wird nicht geschehen, Zara.«
    »Bist du sicher?«
    »Ich werde es nicht zulassen.«
    Er wird es nicht zulassen.
    Eremophobie, die Angst davor, wer du bist.
    Ereuthrophobi e, die Angst vor Schamröt e.
    Ergophobi e, die Angst vor Arbei t.
    Eremophobie, die Angst davor, wer du bist.
    »Was murmelst du da vor dich hin?«, fragt er und setzt mich auf den Boden. Er selbst streckt die Beine aus, sodass sie die vom Bett herunterhängende Tagesdecke berühren.
    »Phobien. Ich mach das immer, wenn ich Angst habe.« Ich kreuze die Beine und zucke dann zurück, weil mein Knie sein Bein berührt. Nick wäre gar nicht begeistert davon. In meiner Kehle bildet sich ein Klumpen.
    »Es tut mir leid, dass du Angst hast.«
    »Na ja. Wäre ein bisschen merkwürdig, wenn nicht, oder?«
    »Schon.«
    Felinophobi e, die Angst vor Katze n.
    Francophobi e, die Angst vor Frankreic h.
    Frigophobie, die Angst vor Kälte, die Angst vor Dingen, die kalt sind.
    Eremophobie, die Angst davor, wer du bist.
    Wie nennt man die Angst davor, ein Monster zu werden? Die Angst davor, sich selbst für immer zu verlieren? Die Angst davor, dass sich dein Körper vollständig verändert und du dein früheres Ich nicht wiedererkennst? Denn diese Angst zerrt an mir, reißt jeden rationalen Gedanken mit sich, jede Hoffnung. Wer werde ich sein, wenn ich das tue? Werde ich grausam sein? Stärker? Werde ich immer noch ich sein? Werde ich immer noch Zara White sein, auch wenn sich mein Körper verändert?
    »Ich schreibe gerade ein Buch mit dem Titel Wie überlebt man einen Elfenangriff« , sage ich. Ich lehne meinen Kopf an die Wand hinter mir. »Lustig, was?«
    »Warum lustig?« Seine Stimme ist fest und klar, obwohl wir so dicht nebeneinandersitzen und obwohl meine eigene Stimme so bitter klingt.
    »Weil ich, wie sich herausstellt, den Leuten darin erzähle, wie sie eine Begegnung mit mir überleben.«
    Als er nicht antwortet, hebe ich den Kopf, damit ich in sein Gesicht sehen kann. Er ist rot geworden.
    »Was ist?«, frage ich.
    »Du zitterst ja vor Angst.«
    »Ich glaube, wir sollten es einfach tun«, platze ich heraus. »Küss mich, bevor es zu spät ist und es sich nicht mehr lohnt.«
    »Bist du sicher?«
    Ich denke darüber nach, was mit mir geschehen wird. Ich werde kein Mensch mehr sein. Ich werde andere Zähne haben. Eine andere Haut. Anderes Blut.
    Genuphobi e, Angst vor Knie n.
    Gephyrophobie oder Gephydrophobie oder Gephysrophobie, Angst über Brücken zu gehen.
    Eremophobie, die Angst davor, wer du bist.
    »Wirst du mir helfen?«, frage ich verzweifelt. »Wenn ich wieder zu mir komme? Wirst du mir helfen, damit ich kein Monster werde wie die, die … wie die, die … Ich liebe Nick«, betone ich. Mein Herz flattert hoffnungslos in meiner Brust. Tränen drohen meine Augen zu überfluten.
    »Natürlich tust du das«, sagt er leise, aber er flüstert nicht.
    »Ich habe mich dafür entschieden, weil ich Nick liebe«, wiederhole ich.
    »Ich weiß.«
    Ich lege meinen Hals frei. »Also los, fang an.«
    Er lacht. Er lacht wirklich. »So geht das nicht. Wir sind keine Vampire.«
    »Wohin küsst du mich dann? Dieser Idiot von Elf hat es einmal versucht. Aber ich kann mich nicht richtig erinnern, was er gemacht hat.«
    »Auf die Lippen, nicht den Hals.«
    Da erinnere ich mich daran, wie Ians Gesicht immer näher kommt. Das Böse in ihm war wie ein Gas in der Luft. Er hat mir den Arm gebrochen. Er wollte mich brechen. Ich schiebe die Erinnerung aus meinem Kopf hinaus und frage: »Wird es wehtun?«
    »Vielleicht. Du solltest …«
    Jemand klopft an die Tür. »Wachdienst.«
    Astley springt auf und murmelt einen Fluch. »Wir müssen uns verstecken.«
    Er gibt mir mit einer Handbewegung zu verstehen, dass ich unter das Bett kriechen soll. Er kommt auch. In seinen aufgerissenen Augen liegt ein gehetzter Ausdruck. Über uns baumeln Staubmäuse zwischen Bettfedern aus Metall Wieder klopft es: »Wachdienst.«
    Astley legt einen Finger an die Lippen und nimmt meine Hände. Es ist schrecklich eng hier unten, und ich bin furchtbar allergisch gegen Staub. Meine Nase juckt. Seine Augen werden groß. Eine Schlüsselkarte wird durch den Schließmechanismus geschoben.
    »Leg einen Zauber über uns«, flüstere ich verzweifelt. »Wie beim Fliegen, damit er uns nicht sieht.«
    Er zuckt zusammen, als ob er es nicht fassen könnte, dass er nicht selbst daran gedacht hat, und kneift dann einen Augenblick lang die Augen zu. Ich drücke die Daumen, dass es klappt.
    Schwere Schuhe

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