Finsteres Licht
Diesen Constantin jedoch, so wie wir ihn heute kennen, kann ich nicht lieben.“
Ich schluckte traurig. Chiara äußerte wahrscheinlich das erste Mal in ihrem Leben ihre wahren Gefühle. Oder zumindest seit sehr langer Zeit.
„Ich werde euch helfen, aber ich habe eine Bedingung“, sagte sie mit fester Stimme.
„Und die wäre?“, fragte ich.
„Er darf davon nichts wissen, falls er überlebt. Und … ich möchte seinen Tod n icht miterleben .“
Ich nickte und nahm sie tröstend in den Arm. Es war hart für sie, das zu sagen. Sehr hart, das wusste ich.
Ich stellte mir vor, mir würde es mit William so ergehen. Angenommen er würde sich verändern und zu einem bestialischen , rücksichtslosen Tier werden, das mordet und intrigiert wie es ihm gefällt. Ich wüsste nicht, ob ich es fertig bringen würde, ihn sofort zu verlassen oder ihn aufzuhalten. Wie sollte man sich gegen die Person stellen, die einen ganz macht? Wie soll man denjenigen, der das Leben erst lebenswert macht, ausschalten? Wie kann man das aufgeben, das einem am Leben hält? Die Liebe ist ein Geschenk , aber sie kann ebenso zu einem Fluch werden. Und für Chiara ist diese Liebe zu einem Fluch geworden, der sie seit Jahren, Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten unerbittlich quält. Ich schaute in Williams sanfte saphirblaue Augen. In ihnen lag so viel Liebe, Vertrauen und Zärtlichkeit. Niemals würde ich in ihnen Hass, Mordgier oder Gewalttätigkeit ertragen können.
6
15
Ramira scheiterte. Sie konnte Levanas schwarzer Magie nicht folgen, also standen wir wieder am Anfang unserer Suche nach Constantin. Chiara war mit ihren Nerven am Ende, was man ihr gut ansehen konnte. Obwohl sie die zahllose n Tränen nicht zurückhalten konnte, rang sie um Selbstbeherrschung. Wir beschlossen sie zu Aris und seiner Mutter Nitsa zu bringen. Dort sollte sie fürs Erste in Sicherheit sein. Zunächst bestand Chiara darauf in der Burg zu bleiben, doch ich befürchtete, dass sie dort schutzlos Constantins Arglist ausgeliefert wäre. Ich schloss nicht aus, dass er sie für seine Zwecke missbrauchen und sie im schlimmsten Fall sogar verletzen würde. Chiara sagte ich von meinen Bedenken natürlich nichts. Es war auch so schon schwer genug für sie, mitzuerleben, wie der Mann den sie über alles liebte, sich gegen sie und ihre Familie stellte.
Die alte Landkarte packten wir ein, ansonsten gab es nichts Brauchbares für uns in Constantins Arbeitszimmer. Der Weg durch die Korridore nach draußen war trostlos, verlasse n und erdrückend. Niemand, kein Wachsoldat , kein Diener, noch nicht einmal ein nichtsahnendes Zimmermädchen kreuzte unseren Weg.
„Wo sind denn alle?“, flüsterte ich.
„Entweder sie warten irgendwo auf uns, oder sie sind geflüchtet“, antwortete William.
„Die meisten Wachen müssten tot sein“, fügte Alex e rnst hinzu und ging, wie wir alle, mit wachsamem Blick langsam weiter .
„Unsere Dienerschaft hat sich bestimmt versteckt“, meinte Chiara mit zittriger Stimme und hocherhobener Stirn.
Noch immer ganz die Frau des Anführers, trotz ihres Kummers, der sie wahrscheinlich zu ersticken drohte.
„Wir sollten einfach zusehen, dass wir hier raus kommen“, bemerkte Jeremy und ging voran.
Ich schlich hinter William her und betrachtete seine kernige Statur, seinen muskulösen Rücken und seinen knackigen Po. Zu lange war mir dieser Anblick verwehrt geblieben und ob es nun der richtige Zeitpunkt war oder nicht, ich genoss ihn in vollen Zügen. Klar hätte ich ebenfalls wachsam und umsichtiger sein müssen. Aber wir waren eine ordentliche Gruppe von Kriegern. Da schadete es wahrscheinlich nicht , wenn eine von ihnen nicht voll bei der Sache war. Wobei, ich war ja voll bei der Sache, nur nicht bei der ich sein sollte. Die Wölbungen, die sich durch Williams Kleidung abzeichneten und sich hoben und senkten ge fielen mir im Moment einfach besser, was ich ihm durch unsere Verbindung auch wissen ließ. Ich strömte eine kleine Brise Lust über ihn, worauf er sich sofort zu mir umdrehte und mich mit einer tadelnden Miene ermahnte. So konnte ich auch noch einen Blick in seine traumhaft schönen Augen und auf seine anziehenden roten Lippen werfen, die ich in nicht allzu langer Zeit leidenschaftlich küssen würde.
Zurück im Schutz des Wald es und hoffentlich in Sich erheit , machten wir für eine kurze Verschnaufpause rast. Erst da fiel mir auf, wie ausgelaugt ich war, was ich auf die Ausübung der neu gewonnen
Weitere Kostenlose Bücher