Finsteres Licht
mir herumdrehte. Er sah wirklich … beschissen aus. Seine Kleidung bestand aus einem schwarzen , kaputten Pullover, einer löchrigen , grauen Hose und uralten Stiefeln, die auch schon bessere Tage erlebt hatten. Seine Haare waren nun kurz und mehr graue Stellen schimmerten durch das von Natur aus dunkle Braun.
„Du hättest dich wenigstens rasieren können . Ich nehme an du wusstest, dass ich dir einen Besuch abstatten würde, nachdem du …“.
Ich brach ab, unfähig es auszusprechen.
Er hielt eine schwarze Pistole in seiner zittrigen Hand und hob sie mühsam, aber zielsicher in meine Richtung. Das reichte, ich ließ den Mut sinken und stieß ihm ein ordentliches Gewicht Panik entgegen. In seinem Gesicht zeichnete sich der in ihm brodelnde Schrecken ab. Er zögerte einen Moment, doch in seinen Augen las ich ab, was er vorhatte. Kurz bevor er einen Schuss auf mich abfeuerte zuckten seine Augenbrauen verräterisch. Ich wich der Kugel mit einer schnellen Rechtsdrehung aus und sie schlug in der Mauer hinter mir ein. Eine kleine Staubwolke bildete sich dort, wo die Kugel in der Wand steckte.
„Ist das alles was du drauf hast?“, zischte ich.
Er brachte keinen Ton heraus, starrte mich lediglich mit offenem Mund und voller Entsetzen an.
Ich beschoss ihn mit noch mehr feurigerer Furcht und mengte eine ordentliche Brise Kummer dazu. Grant stand wie angewurzelt und versteinert vor mir. Er wimmerte schwach, unfähig auch nur ein Wort über seine Lippen zu bringen. Ich überschatte sein Bewusstsein mit allem was ich konnte. Schrecken. Leid. Furcht. Kummer. Verbitterung. Not. Elend. Mutlosigkeit. Panik. Sein Körper zitterte. Es wunderte mich, dass er noch aufrecht stand. Ich schoss in Windgeschwindigk eit auf ihn zu. Er konnte meinen blitzartigen Bewegungen nicht folgen und erschrak , als ich urplötzlich seine Kehle packte , zudrückte und seine Füße vom sicheren Boden hob . Sein Körper hing wie ein zerschundener Sandsack an meinem Arm.
„Möchtest du mir nicht erzählen, was du mit meiner Mutter gemacht hast?“, knurrte ich noch rauer.
Seine vor E ntsetzen geweiteten Augen starrten mich an. Er schien der Ohnmacht nahe zu sein, aber ich wollte nicht, dass er mir wegsackte. Er sollte alles miterleben. Wirklich alles. Also stellte ich ihn wieder auf den Boden und lockerte meinen Griff um seinen Hals , um ihm ein wenig mehr Sauerstoff zu gestatten.
„Warum?“, wollte ich von ihm wissen.
Er öffnete seine Lippen und stammelte mühevoll einige Worte vor sich hin. Ich verstand kein einziges davon. Mit einem groben Stoß beförderte ich ihn auf sein Bett. Er schlug mit dem Kopf gegen die Wand. Schmerz durchzuckte ihn, aber es war nicht lebensbedrohlich. Ich hatte nicht meine ganze Kraft aufgebracht. Hätte ich es getan, wäre er bereits tot.
Er schnappte nach Luft und hielt sich sein e blutende Wunde am Hinterkopf.
„Ich … es … bitte …“ , stotterte und stammelte er.
Ich seufzte innerlich.
„Du nervst. Sprich in ganzen Sätzen!“
„Ich konnte … musste … sie haben …“
„Meine Geduld mit dir ist beinahe am Ende. Wer sind sie ?“
Ich gab ihm noch eine Chance. Wenn er jetzt nicht herausrückte, würde ich nicht länger auf Antworten warten. Sie waren sowieso nicht wirklich von Bedeutung. Er hatte meine Mutter entweder aus Rache getötet oder er hatte es im Auftrag der Wharpyr e getan. Wie auch immer, er hatte sie ermordet und musste dafür büßen.
„ Constantins … Leute.“
Er atmete noch immer hektisch und sein Herz pochte wie wild in seiner Brust. Immer unregelmäßiger kämpfte es in ihm ums überleben. Aber nicht mehr lange. Meine Geduld war wirklich am Ende. Ich konnte sein erbärmliches Gesicht nicht mehr länger ertragen, wollte es einfach hinter mich bringen u nd au s diesem stinkenden Rattenloch verschwinden.
„ Constantins Leute, ja? Sind sie hier in Philadelphia?“
Ich starrte ihn wütend an und überlud ihn mit einer gleichbleibenden Konstanz bittere r Gefühle.
Er nickte. Das w ar alles was ich wissen wollte.
Ich ging zu ihm, packte ihn wieder an der gleichen Stelle am Hals, wobei er schmerzlich zusammenzuckte, und hob ihn hoch. Langsam, so dass er es auch verkraften konnte, steigerte ich seine Furcht und Verbitterung. Ich überzog sie mit Einsamkeit und Hilfslosigkeit.
„Ich schätze du fühlst dich gerade so wie meine Mutter, als du ihr das Messer in die Brust gerammt hast!“, brüllte ich und erinnerte mich, dass auch ich eine scharfe Waffe dabei hatte.
Wir
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