Finsteres Licht
haftete wie klebriger Teer in meiner Nase . Seine Spur führte von unserem Haus weg auf einen leeren Parkplatz. Er fuhr einen großen Wagen. Einen Van, wie sich an den Reifenspuren , die er hinterlassen hatte, als er mit Vollgas davon rauschte , herausstellte .
Meine Erinnerung an diesen Wagen war sehr verschwommen. Ich wurde damals mit einer Injektion betäubt und in die hintere Ladefläche verfrachtet . Aufgewacht bin ich allein in einer kleinen, feuchten, dunklen Zelle. Ich war mir nicht sicher ob es derselbe Van war. Es spielte aber auch keine Rolle. Ich würde ihn finden.
Der aufwallende Hass trieb mich erbarmungslos an und ich folgte der schwachen Fährte , die ich einatmete. Ich rannte Richtung Norden, sprang über die Dächer, da es der schnellere Weg zum Ziel war , und überprüfte pausenlos die Straßen unter mir. E gal wie lange es dauerte, ich würde ihn finden, schwor ich mir. Ich hielt Ausschau nach dem Mann, den ich in Erinnerung hatte, mit dunkelbraunen und graustichigen Haaren , die zu ei nem Pferdeschwanz gebunden waren und dessen Übelkeit erregender Geruch mir den Magen umdrehte.
Ich streifte einige Stunden lang fast die komplette Stadt ab. Ich war schnell, doch der Vampyr jäger hatte einen größeren zeitlichen Vorsprung als ich angenommen hatte. Egal, er konnte mir nicht entkommen. Er war nur ein Mensch. Schwach. Langsam. Z e r brechlich.
Weiter im Norden wurde der Gestan k , der an ihm haftete , stärker. Ich befand mic h auf einem Bahnhofsgelände, der North Philadelphia Station. Leise schlich ich im Schutz der Schatten der Gebäude und Waggons und schaute mich genauer in dieser Gegend um. Es war mitten in der Nacht, finster und düster. Einige Menschen arbeiteten ihre Nachtschicht ab. Es war nicht schwer zu erkennen wo sie sich aufhielten um ihre Arbeit zu verrichten, denn nur vereinzelte Gebäude wurden von künstlichem Licht ausgeleuchtet. Was für mich ein Zeichen war, dass Ryan Grant sich genau in diesen Gebäuden nicht aufhalten würde. Er war kein gewöhnlicher Arbeiter. Er war ein Vampyr jäger im Dienste der Wharpyr e . Das hatten wir nach meiner Entführung herausgefunden. Nur dachten wir, dass er nach dem Tod seines Bruders aus Angst vor uns verschwinden würde. Wir hatten falsch gedacht und unser Irrtum kostete meiner Mutter das Leben.
Ich marschierte über die Gleise hinter die nächsten schützenden Waggons und stand nun vor einem Gelände mit mehreren dunklen Hallen. Einige Züge wurden auf der anderen Seite verschoben und das Geräusch der Räder auf den Schienen halte laut durch die Nacht. Wo ich mich befand hielten sich keine arbeitenden Menschen auf. Die Hallen waren verlassen und abgesperrt. Grant s Geruch hing hier schwerer in der Luft und führte mich zwischen den leeren Gebäuden durch in den hintersten Teil des Bahnhofgeländes. Ich spürte, dass Ryan Grant nicht mehr weit war. Er war genau diesen Weg gegangen und ich blieb vor einer brüchigen Hütte aus altem Mauerwerk stehen. Das zersplitterte Holz der Tür wurde von querliegenden Holzbalken zusammengehalten. Ich griff nach der Klinke und versuchte sie zu drehen. Sie war verschlossen, wie ich bereits vermutete. Mit einem heftigen Ruck an der Klinke brach ich das Schloss auf und öffnete die knarrende Tür. Sein Gestank streifte meine Nasenflügel die reflexartig bebten. Hass wallte neuerlich , aber beharrlich er und unberechenbar er in mir auf.
Er war hier und er war allein. Ich konnte ihn riechen. Ich konnte sein Herz leise schlag en hören. Er atmete flach und regelmäßig. Noch fühlte er sich in Sicherheit. Er ahnte nicht, dass ich ihm folgte. Oder er glaubte dummerweise, ich wüsste nicht wo ich nach ihm suchen sollte. Er unterschätzte seine Gegner - mich - gewaltig.
Ich schlich über die rissigen Bodendielen, durch einige verwahrloste Zimmer, bis zu einer Tür, die in den Keller führte, hinter der er sich versteckte. Auch sie war abgeschlossen. Aber nicht lange. Ich knackte das Schloss genauso leise und mühelos wie zuvor. Offenbar nicht leise genug, denn ich hörte , außer Grant selbst , ein Quietschen und Knarren. Ich konnte genau hören wie er von einem Bett oder einer alten Couch aufstand. Die Geräusche die er machte hörten sich nach alten Federn und verwitterte m Holz an . Er bewegte sich langsam durch den Raum und öffnete etwas. Da war wieder ein knarrendes Geräusch. Vielleicht hatte er gehört wie das Schloss knackte , als ich es aufbrach und suchte ein Versteck. Seine Bewegungen waren zu
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