Finsteres Licht
fester, sagte aber nichts. Kein Wort. Er gab mir einfach nur … Halt. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich nicht nur innerlich zusammengebrochen. Ich umklammerte das Messer zitternd und mit aller Kraft in meiner Hand. Ihr Blut bahnte sich seinen Weg von der Klinge über meine Finger.
Der Zettel , mit Blut getränkt, hing an der Klinge. I ch zog ihn langsam herunter . Still l as ich was darauf stand : Man sieht sich immer zweimal im Leben. R.G.
Ich hatte diesen Satz schon einmal gehört. Es war in der Fabrikhalle . Emily sagte ihn . Sofort wiederholte sich die Szene detailartig in meinem Kopf. Felix Grant und Corby, der Wharpyr , starben. R.G. … Ryan Grant … der Vampyr jäger , war Felix‘ Bruder . Er war e s. Er hatte meine Mutter ermordet. Ein tiefes , raues Knurren kletterte aus meiner Kehle. Meine Fänge verlängerten sich und bitteres Gift breitete sich auf meiner Zunge aus.
„Ryan Grant hat das getan“, hörte ich Williams aufklärende Worte zu den anderen, gefolgt von einem kollektiven , wütenden und schmerzverzerrten Knurren von allen.
„Das wird er büßen!“, zischte Amanda.
„Ich reiß ihm den Kopf ab!“, knurrte Alex.
„Vorher schneide ich ihm einzeln und langsam seine Gliedmaßen ab. Er muss leiden!“, keifte Emily.
„Er wird sich wünschen, uns niemals begegnet zu sein!“, schwor Amanda unheildrohend .
„Niemand legt ungestraft Hand an unsere Familie! “, fauchte Jeremy.
„Wir werden ihn finden und er wird sich wünschen, niemals geboren worden zu sein!“, knurrte William düster.
Sie alle liebten meine Mutter , wofür ich sie alle wiederum noch mehr liebte . Sie alle wollten Ryan Grant in die Mangel nehmen. Aber i ch wollte ihre Hilfe nicht, ich wollte … allein sein. Und Rache . Er würde auf jeden Fall dafür bezahlen . Er würde leiden und einen qualvollen , langsamen Tod sterben.
Meine Tränen versickerten und in mir herrschte ein unheilsamer Sturm von Zorn, Wut und der Gier nach Vergeltung.
Ich stand wortlos auf und drehte mich mit versteinerter Miene zu den anderen herum. William wich nicht von meiner Seite. Er öffnete einladend seine Arme, aber ich wollte seinen Halt nicht länger und machte einen Schritt zurück. Er schaute mich beunruhigt an, nahm seine Hände runter und musterte mich reglos.
Bedacht langsam schritt ich zum Fenster, öffnete es und sprang auf die Fensterbank, während ich überlegte ob ich wirklich gehen sollte. Williams traurige Augen funkelten mich verletzt an, aber ich konnte jetzt nicht auf mein Gewissen hören. Ließ ich ihn denn im Stich wenn ich nur einmal meinen eigenen Weg gehen würde? Nein. Ich hatte nicht vor für immer weg zu bleiben. Ich würde Vergeltung üben und sofort zurück kehren . Ich hatte ein Recht darauf, meine Mutter zu rächen. Ich hatte alles Recht der Welt und das würde ich mir nicht einmal von meinen Freunden, die es ebenso wollten, nehmen lassen. Ich wusste sie liebten sie, aber sie war meine Mutter. Sie hatte immer für mich gesorgt und Ryan Grants Tod war das letzte was ich für sie noch tun konnte. Das war ich ihr schuldig.
Ich drehte mich um und machte Anstalten aus dem Fenster zu springen.
„Tu das nicht.“
Williams verzagte Worte hielten mich zurück.
Ich war kurz davor ihm einen heftigen Stoß meines Zorns zu versetzen, damit er verstehen würde weshalb ich gehen musste, beschloss aber, es nicht zu tun. Stattdessen drehte ich mich nochmal zu ihm herum.
Jeremy griff nach seinem Arm und redete sachte auf William ein.
„ Lass sie gehen, sie wird damit alleine fertig werden und wenn sie zurückkommt wirst du für sie da sein.“
Jeremys Stimme klang einfühlsam und aufrichtig. William überlegte einen Augenblick, dann nickte er mir widerwillig , aber verständnisvoll zu.
„Komm bald zurück!“, bat er flehend.
Ich bedeutete ihm ebenfalls mit einem knappen Nicken, dass ich seiner Bitte nachkommen würde.
„Ich liebe dich“, war das einzige was ich als erzwungenen Abschiedsgruß über meine Lippen brachte, bevor ich mich aus dem Fenster stürzte und meine Freunde und die Liebe meines Lebens zurückließ.
Ich landete hart aber sicher auf dem schwarzen Asphalt der Straße und sog die Luft um mich herum ein. Da der Mond bereits höher wanderte, setzte ich meine Sonnenbrille auf, stra f fte alle meine Sinne und konzentrierte mich auf den ekelhaften Eigengeruch, den Ryan Grant in dem Zimmer meiner Mutter hinterlassen hatte. Eine Mischung aus ihrem Blut, das der Katze und seinem,
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