Finsteres Licht
langsam, sein Herz schlug schneller und seine Atmung wurde hektischer. Hätte er sich sicher gefühlt, wäre er ruhiger und sorgloser. Er würde sich nicht so langsam bewegen, als ob er jegliches Geräusch zu vermeiden versuchte.
Als ich die Stufen in den Keller hinabstieg durchzog ein Dunst der Angst die Luft. Ich überlegte einen Augenblick lang, ob ich meine Fühler nach seiner Angst austrecken sollte, verwarf diesen Gedanken aber ziemlich schnell wieder. Ich würde es in naher Zukunft mit eigenen Augen sehen und wollte auf keinen Fall sein ekelerregendes Bewusstsein streifen. Ich nahm meine Sonnenbrille ab damit er mir direkt in meine Augen schauen musste , wenn ich vor ihm stand . Er sollte meine Wut und meinen Zorn sehen , bevor er seinen Abgang machte. Sein Versteck war gut gewählt. Es war gut verborgen und s chien sehr gut isoliert zu sein, denn d ie Geräusche der fahrenden Züge war en nur mehr ein schwaches , dumpfes Surren. Menschen würden es hier unten wahrscheinlich nicht hören können.
Unten an der Treppe gelangte ich in eine Art Vorraum, der zwei weitere Räume, links und rechts von mir, voneinander trennte. Ich war am Ziel und verbarg meine Anwesenheit nicht länger. Ich stapfte mit lauten Schritten zur linken Tür, darauf bedacht, dass er mich auch hörte. Ryan Grants Herz hämmerte stärker . S chrie förmlich um Hilfe. Meine verstärkten Schutzschilde und mittlerweile meine zweite Haut , schirmten mich vor seinen verbitterten Gefühlen ab. Ich hatte eine einzigartige Gabe und konnte Gefühle von anderen Wesen beeinflussen. Diese Gabe diente zum ersten Mal nicht für etwas Gutes. Ich schoss spitze Pfeile der Furcht auf ihn ab. Die verschlossene Tür trennte uns noch immer, aber ich wusste, dass ich genau ins Schwarze traf. Seine Angst sollte größer sein als er sich vorstellen konnte und mächtiger werden, sobald ich vor ihm stand.
Ich griff nach der Türklinke und drehte den Knauf mit einem ordentlichen Ruck herum, dass auch dieses Schloss brach. Grants Herz setzte einen kurzen Moment aus, was mich mit einer Art Befriedigung erfüllte. Niemals hätte ich gedacht, dass da s Leid eines anderen mich derart er freuen konnte. Ich wunderte mich teilweise über mich selbst. Normalerweise war ic h nicht so gehässig und schadenfroh, aber die Bilder meiner toten Mom, ihres leblosen, blutüberströmten Körper s , brannten sich in mein Gehirn und blitzten immer wieder vor meinem inneren Auge auf. Sein Pech. Er hatte ihr das angetan. Er hatte mir das angetan. Jetzt musste er dafür die Konsequenzen tragen.
Ich öffnete langsam die Tür . D ie Scharniere knarrten in einem quälenden Ton bis sie vollständig offen stand. Ich trat einen Schritt vor in das dreckige, kleine Zimmer. Ein schmuddeliges Bett, eine schmale Küchenzeile , deren beste Zeiten weit zurück lagen, und mehrere technische Geräte, wie ein alter Fernseher, Radio und anderes Zeug, befanden sich darin. Grant lehnte hinter einem verrottenden Schrank an die Wand gepresst. Ich konnte ihn nicht sehen, wusste aber genau wo er war. Er hoffte wahrscheinlich, ich würde ihn nicht finden. Wie dämlich dieser Mann war. Dämlich, dämlich, dämlich. Ich steuerte zu seiner Furcht noch einigen Schmerz und Kummer bei und schoss unablässig weitere qualvolle Ge fühle wie spitze Pfeile und Spee re auf ihn ab . Er stöhnte verbittert. Ich wusste, dass ich gerade dabei war, sein Herz durch einen Ansturm von Leid und Qualen zu zerreißen. Konnte man an zerrissenem oder gebrochenem Herzen sterben? Vielleicht sollte ich es herausfinden. Noch eine Ladung Zorn schwappte in mir über und ich übertrug meine Wut in ein unheilvolles, tiefes, raues Knurren. Das schwache Rinnsal von Liebe und Besorgtheit, das ununterbrochen von William in mich strömte verebbte beinahe vollständig.
„Komm raus, du Mistkerl“, fauchte ich durch den Raum.
„ Ich weiß , dass du da bist. Ich kann deinen ekelhaften Angstschweiß riechen. Versteck dich nicht h inter einem brüchigen Schrank.“
Ich erinnerte mich wie Felix, sein Bruder, gestorben war. Er krachte mit voller Wucht gegen einen alten Holzschrank und wurde von einem riesigen Balken aufgespießt.
„Er könnte auch dir zum Verhängnis werden.“
Meine knurrende, fauchende Stimme brodelte vor Zorn und je länger er sich versteckte, umso wütender wurde ich. Ich schenkte Ryan einen ordentlichen Hauch Mut um ihn aus seinem Versteck zu locken. Es dauerte nicht lange, bis er einen Schritt nach vorn machte und sich zu
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