Finsteres Licht
denke ich hatte es gut drauf.
„Gleichfalls“, erwiderte Kallistus und seine Stimme klang schwermütig.
Er wirkte nicht so hart und grimmig wie Paris. Irgendetwas bedrückte ihn. Es war nicht offensichtlich, aber irgendwie fiel es mir auf. Er weckte Mitleid in mir.
Paris nickte formell mit dem Kopf, brachte aber nichts weiter über seine Lippen. Er gehörte bestimmt zu denen, die mich nicht leiden konnten. Herablasse nd und a rrogant musterte er mich bevor er sich wieder Constantin zuwandte.
„ Unser Vater verspätet sich etwas. Er lässt dir ausrichten, dass alles in Ordnung ist, aber er möchte sich nochmals umsehen.“
„Wir werden mit dem wichtigsten Teil des Abends auf ihn warten. Wie lange wird es dauern bis er hier sein kann?“
„Nicht lange. Er macht nur einen … Kontrollgang.“
Es schien eine wichtige Angelegenheit zu sein, worüber die beiden sich unterhielten . Und ich hatte das Gefühl, dass Paris ganz und gar nicht damit einverstanden war, dass Kallistus sich mit mir unterhielt. Er warf mir einen flüchtigen Blick zu, der definitiv nicht sein Wohlwollen ausdrückte. Ganz im Gegenteil. Ich ließ mich davon nicht sonderlich beeindrucken und unterhielt mich weiter mit seinem freundlicher gesonnenen Bruder.
„Wie gefällt es Ihnen hier? Haben Sie sich schon eingelebt?“
„Ja, ein wenig. Constantin und Chiara sind sehr großzügig zu mir.“
Ich warf Chiara einen dankbaren Blick zu.
„Und die Gegend hier ist traumhaft schön.“
Ich vergaß absichtlich nicht, auch Constantin dankbar zu erwähnen.
„Waren sie schon im Wald?“, fragte er in Plauderlaune.
„Ja. Aris geht öfters mit mir spaziere n. Er ist geheimnisvoll und mystisch. Das kommt vermutlich davon, weil er schon so alt ist.“
Chiara zog eine Augenbraue hoch und schaute mich eindringlich an.
„D d d e r Wald … ich meinte damit, dass der Wald geheimnisvoll ist “, stotterte ich schnell, als ich den Zusammenhang meiner Sätze nochmals überdachte.
Kallistus verkniff sich ein amüsiertes Grinsen. Chiara war nicht ganz so zurückhaltend und lächelte über meine peinliche Bemerkung. Sie war nicht mehr so feindselig und zurückhaltend wie am Anfang unseres Kennenlernens . Das gefiel mir. Sie war meine Großmutter und ich wollte inzwischen … ich hoffte, dass sie mich mochte.
„ Es gibt ihn schon so lange und seine Bäume sind uralt. Ich wüsste gerne was sie zu erzählen hätten , wenn sie sprechen könnten. “
Constantin und Paris schauten mit warnendem Ausdruck zu uns. Keiner von ihnen sagte etwas, aber was sie hörten, dürfte ihnen nicht gefallen haben, denn sie unterbrachen für einen kurzen Moment ihr Gespräch über irgendwelche Lieferungen.
„Glaube mir, so interessant wäre es gar nicht, was du zu hören bekommen würdest.“
„Aaah. Sie müssen die bezaubernde Sarah sein, von der hier jeder spricht!“
Das kam von einem freundlicheren Gesicht. Der Mann streckte seinen Arm zu mir aus und ich legte meine Hand zur Begrüßung in seine.
„Ja. Und Sie sind …?“
„Servaz. Und das sind meine Frau Asteria und meine Tochter Elena.“
Er trat einen Schrit t zur Seite und ließ die beiden eleganten und dem Anlass ent sprechend herausgeputzten Damen vortreten. Beide schüttelten mir die Hand. Servaz war freundlich und sympathisch . Seine beiden Frauen dagegen eher überheblich und herablassend. Sie straften mich mit Desinteresse und zogen nach der formellen Begrüßung , die zur Etikette gehörte, wieder ab. Servaz hingegen gesellte sich länger zu unserer Runde. Ich war dankbar dafür, nicht länger ihre Anwesenheit und herablassenden Blicke ertragen zu müssen. Die beiden konnten mir gern gestohlen bleiben.
„Meine Güte. Wissen Sie, dass Sie ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten sind?“
Servaz konnte gar nicht aufhören mich anzuschauen und mit Lilja , die auf dem Gemälde hinter uns thronte, zu vergleichen.
„Jap. So etwas wurde schon erwähnt.“
Ich lächelte und sein Staunen wurde noch größer.
„Langsam werden Sie mir unheimlich.“
Chiara und ich brachen in vergnügtes Gelächter aus, weil Servaz ein wirklich zerstreutes Gesicht nachahmte. Er war witzig und nett, so ganz anders als die meisten Anwesenden. Auch Chiara dürfte seine nicht ganz so steife Art gefallen, denn sie bekam das Lächeln gar nicht mehr aus ihrem Gesicht.
„Haben Sie sich denn schon eingelebt? Das werden Sie heute Abend sicher auch schon tausend Mal beantwortet haben, nicht wahr?“ Er lächelte
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