Finsteres Licht
stellen zu vernichten. Er würde so lange kämpfen, bis er sein Ziel erreicht und den Kampf gewonnen hätte.“
„Das ist ja furchtbar.“
Ich fragte mich, ob ich überhaupt geeignet war, um zu kämpfen. Sicherlich war ich körperlich stark genug. Aber konnte ich das auch mit mir , mit meinem Gewissen vereinbaren? Ich wusste doch nicht einmal ob ich bereits Kampferfahrung hatte. Ich war ängstlich genug um vor einem Kampf zu fliehen und konnte mir nicht annähernd vorstellen mich mit jemandem auf Leben und Tod zu prügeln. Andererseits, dachte ich mir, vielleicht war ich eine ausgebildete Kriegerin. Wer weiß das schon. Niemand hat eine Ahnung was ich in den letzten Jahren oder in meiner Kindheit so getrieben hatte. Am wenigsten ich selbst. Und wenn … nein. Ganz bestimmt nicht. Das konnte nicht sein.
„Ich weiß nicht, ob ich jemanden töten könnte . Irgendwie sträubt sich all es in mir dagegen, allein schon wenn ich nur daran denke.“
Aris lächelte.
„Das gefällt mir.“
„Ach, ja?“
Er nickte und küsste meine Hand. Was wiederrum mir gefiel. Er schaute mich durch seine schwarzen Haarsträhnen an. Ich hatte schon wieder das Gefühl, als wollte er mir etwas sagen, konnte es aber aus irgendwelchen Gründen nicht. Es war so merkwürdig, wie oft das bei ihm vorkam. Zu oft, um einfach Zurückhaltung oder versteckte und überspielte Unsicherheit zu sein.
„Warum kannst du mir nicht sagen was dir auf der Zunge liegt?“, wollte ich endlich von ihm wissen.
„Was meinst du?“
Er schaute mich irritiert an, ließ aber meine Hand nicht los.
„Ich habe das Gefühl, du willst mir etwas sagen, bringst es aber nicht über deine Lippen.“
„Ich habe dir doch gesagt, dass ich dir nichts sagen darf.“
„Ja, aber manchmal habe ich das Gefühl, als ob du mir etwas sagen willst, es aber nicht kannst.“
Aris schaute in die Luft, auf die Baumkronen, die diesen wunderschönen natürlichen Rundbogen über uns schlossen. Sie waren dicht genug verwachsen, dass das Licht des Mond es nur an wenigen Stellen durchbrechen konnte. Dort wo wir saßen, war es dunkel, aber für unsere Sehkraft, nicht dunkel genug. Ich folgte seinem Blick und entdeckte eine hübsche Eule, die vor kurzem erst ihr Lied begonnen hatte und auf uns herunter schaute.
„Aris. Was ist los mit dir? Wir kennen uns noch nicht lange, aber ich habe den Eindruck, dass irgendetwas mit dir nicht stimmt. Und … ich will dir helfen.“
Er seufzte mehrmals, bevor er mir davon erzählte. Bevor er begann, legte er meine Hand zurück auf mein Knie.
„Ich glaube die haben mich mit irgendeinem Bannspruch belegt. Ich bin mir nicht sicher, aber es deutet einiges darauf hin.“
Ich überlegte einige Sekunden. Dann leuchtete es mir ein.
„Du glaubst diese Hexe hat dich verzaubert, damit du mir nichts erzählen kannst?“
Aris nick te. Offensichtlich machte es ihm Angst . Was er natürlich niemals zugegeben hätte. Aber wenn man glaubt verhext worden zu sein und nicht mehr sagen konnte, was man wollte, konnte einem das schon Angst machen. Seine Miene war, im Gegensatz zu seiner Stimme, immer ziemlich reglos und hart. Er lachte selten und bemühte sich immer den unberechenbaren Mann zu spielen. Aber mittlerweile wusste ich, dass es nur eine Fassade war. Eine Fassade zum Schutz. Tief in ihm schlummerte eine einfühlsame, liebevolle Seele.
„Anscheinend vertraut man mir nicht “ , sagte er fast gleichgültig.
Er schien nicht überrascht oder besorgt darüber zu sein. Ja fast hatte ich den Eindruck, Hexerei und Zauberei wären selbstverständlich. Ab er es ging ihm gegen den Strich.
„Was ärgert dich mehr? Dass Constantin dir nicht vertraut, oder dass sie dich verhext haben?“
„Ob Constantin mir vertraut oder nicht, ist mir egal. Aber ich hasse es, wenn jemand in mein Leben pfuscht“, fauchte er wütend und stand auf um nervös hin und her zu laufen.
Mir war klar, dass sie Aris meinetwegen seiner Freiheit, zu sagen was auch immer er sagen wollte, beraubt hatten. Und ich hatte ein schlechtes Gewissen deshalb.
„Es tut mir leid“, stammelte ich zerknirscht .
Ich hätte es rückgängig gemacht, wenn ich gewusst hätte, wie.
„Schon gut. Du kannst nichts dafür.“
„Und ob ich das kann. Wenn ich nicht wäre, hätten sie dir das nicht angetan.“
Er schaute mich wissend an, sagte dazu aber nichts mehr. Wahrscheinlich fiel es ihm schwer genug damit zu leben. Darüber reden wollte er ganz bestimmt nicht. Ob aus freien Stücken oder des
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