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Finsteres Licht

Finsteres Licht

Titel: Finsteres Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalea Thalanys
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wohl auf später verschieben , entschied ich, während ich der Hexe hinterher lief. Sie führte mich die Gänge entlang, über ein schmales Treppengelände nach oben und blieb vor einer weißen Wand am Ende eines breiten kahlen Korridor s stehen. Die einzigen Einrichtungsgegenstände waren weniger prunkvolle Bilder. Scheinbar kam hier nicht oft genug jemand vorbei, als das es sich gelohnt hätte, mehr aus dem Flur zu machen. Sogar die Beleuchtung ließ zu wünschen übrig .
    Levana hielt ihre Hände in Brusthöhe vor die nackte Wand. Ich konnte nicht erkennen was sie tat, wei l ich hinter ihr stand. Auf einmal sammelte sich schwarzer Nebel, der sanft durch die Luft wirbelte und plötzlich ei ne Tür, die vorher definitiv nicht da war, zum Vorschein brachte.
    „Komm“, befahl sie, g ing hindurch und ich folgte ihr durch die herbeigezauberte Tür.
    Hinter dieser öden Mauer befand sich ein kleiner Raum verborgen. In der Mitte stand eine traumhafte, antike Chaiselongue mit cremeweißer Polsterung und vergoldeten Schnitzmu stern in der Lehne und an den Möbelfüssen. Der Boden wurde mit einem dicken Teppich ausgelegt und die Wände mit warmen Pastellfarben ausgemalt. G oldene Gardinen verdeckten zwei hohe Fenster, hielten aber nicht das angenehme Licht, welches den Raum durchflutete, draußen. Auch hier wurde an Möbeln gespart, was aber die Wärme und das angenehme Raumklima nicht beeinflusste. Neben der Chaiselongue befand sich ein dem Stil entsprechender gemütlicher Polstersessel. Das war e s dann auch schon mit Einrichtungsgegenständen.
    „Bitte, nimm Platz!“
    Levana deutete mit ihrer Hand auf die Chaiselongue. Sie selbst setzte sich , Haltung bewahrend , in den Stuhl und lehnte sich entspannt zurück.
    Erst jetzt wurde mir richtig bewusst, dass es auch an der Innenseite keine Tür gab. Ich war eingeschlossen mit der Hexe, die höchstwahrscheinlich mein Gedächtnis eliminiert hatte. Fluchtversuche waren ausgeschlossen, denn ich hatte nicht den leisesten Schimmer wie man aus dem Zimmer wieder raus kam. Nur die Nerven bewahren, hieß es. Blöderweise stellte sich diese Unruhe in mir nicht ein, sondern wurde immer schlimmer.
    „Soll ich mich hinlegen?“
    „Wie du willst “, war ihre beiläufige Antwort.
    Ich blieb sitzen, weil ich so das Gefühl hatte, nicht komplett ausgeliefert zu sein. Was völliger Quatsch war, denn genau das war ich. Einer nett wirkenden, aber hinterhältigen Hexe ausgeliefert. In einem Zimmer ohne Türen, wahrscheinlich im letzten Stockwerk der Burg .
    Levana nahm ihr Halsband ab und hielt es in die Luft. Der dunkelgraue Stein pendelte leicht hin und her.
    „Schau auf den Stein und konzentriere dich darauf.“
    Ich starrte auf den Stein, der seine Farbe plötzlich veränderte. Ich war mir nicht sicher ob er das tatsächlich tat, darum blinzelte ich kurz. Aber die Farbe veränderte sich tatsächlich.
    „Ist das normal?“, wollte ich mit müde werdender Stimme wissen.
    Normalerweise wurde ich nicht müde. Das machte mir Angst und ich fragte mich, ob ich mich tatsächlich auf das alles einlassen sollte.
    „Die Müdigkeit hilft dir in eine Art Trancezustand zu fallen. Ohne diesen Zustand können wir nicht weiter vordringen.“
    Der Stein wechselte nicht nur die Farbe, sondern funkelte auf eine verzaubernde Weise. Ich fixierte die Lichtquellen die sich bildeten.
    „Beende deine Gedanken und konzentriere dich auf dein I nneres. Auf deine Gefühle, deine Empfindungen.“
    Ohne es zu realisieren und ohne den Blick von dem strahlenden Stein abzuwenden, legte ich mich auf die Chaiselongue. Ich tat was sie mir sagte und konzentrierte mich nur auf mein Inneres . Besser gesagt, auf das Chaos, das in mir herrschte.
    „Jetzt schließ die Augen und versuche deine Empfindungen zu sehen. Wenn die Bilder nicht von alleine zu dir kommen, stell sie dir einfach vor.“
    Es dauerte eine Weile, doch es entstanden tatsächlich Bilder meiner Emotionen in meinem Kopf, oder vor meinem inneren Auge. Da brodelte der Zorn und die Wut in Form von heißer Lava aus einer Vulkanöffnung , Angst und Verzweiflung zischten hektisch wie ein tobender Wirbelsturm umher, Kummer und Sorgen flossen stromartig in sich zusammen. Ich stand mitten im Unwetter meiner eigenen Gefühle und musste zugeben, dass es kalt war. Sehr kalt. Und die heraufbeschworenen Bilder schienen immer größer zu werden. Ich suchte nach einem Weg durch sie hindurch, hatte aber keinen Plan wie oder ob ich das überhaupt konnte. Auf einmal, in einer

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