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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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ab.«
    Das können Sie ja mal versuchen, wollte ich sagen, aber ich ließ es. Ich war noch zu neu im Geschäft und wusste gar nicht, was einen den Dienstausweis kosten konnte und was nicht. Vielleicht sollte ich mich mal damit befassen.
    »Ich weiß nicht genug über die Sache, um etwas zu verbergen, O’Brien.«
    »Das sagen Sie.«
    Seufzend stand ich auf. »Na schön.«
    »Schönen Tag noch, Blake. Sprechen Sie mit ihren Kontakten. Mal sehen, wie weit Sie kommen. Ich halte mich solange an die Regierung und an Interpol.« Sie zuckte demonstrativ die Achseln. »Sie können mich ruhig für altmodisch halten.«
    »Meinetwegen.«
    »Gehen Sie einfach«, sagte sie.
    Ich ging.

38
    A ls ich in den Jeep einsteigen wollte, hörte ich mein Handy klingeln. In letzter Zeit ließ ich es öfter liegen und vergaß, dass ich eins hatte. Ich rutschte auf das warme Leder der Sitze und zog die Tür hinter mir zu, bevor ich es aus dem Fußraum hervorangelte. Ja, es wäre kühler gewesen, die Tür offen zu lassen, aber ich wollte mich nicht über die Sitze lehnen und die Beine draußen lassen. Nicht, wenn gerade Killer hinter mir her waren. Typische Frauenängste.
    Beim vierten Klingeln bekam ich das Gerät zwischen die Finger, kurz bevor die Mailbox angesprungen wäre. »Ja, ich bin’s. Was gibt’s denn?« Ich klang grob und atemlos, aber immerhin war ich drangegangen.
    »Ma petite?« Jean-Claude dehnte die Frage, als wäre er nicht sicher, ob er mich wirklich am Apparat hatte.
    Obwohl mich der Schalthebel in die Seite drückte und ich das aufgeheizte Leder am Arm hatte, fühlte ich mich besser. Es tat gut, seine Stimme zu hören, gut, zu wissen, dass er mich noch anrief. Er konnte nicht so sauer auf mich sein, wenn er noch anrief.
    »Ja, ich bin’s, Jean-Claude. Ich habe wieder mal das Handy im Wagen vergessen, tut mir leid.« Ich wollte noch mehr sagen, fand aber gerade nicht die richtigen Worte. Wahrscheinlich weil ich gar nicht wusste, was die richtigen Worte wären.
    »Die Polizei hat Jason mitgenommen«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »Die Polizei ist hergekommen und hat Jason mitgenommen.« Sein Ton war nüchtern, nichtssagend. Das hieß für gewöhnlich, dass er seine Gefühle für sich behalten wollte.
    Ich rückte ein Stück von der Gangschaltung weg und blieb noch einen Moment lang auf den Sitzen liegen. Das Flattern in meinem Bauch war das erste Anzeichen von Angst. »Aber warum?« Ich klang fast genauso nüchtern wie er.
    »Um ihn zu einem Mordfall zu verhören.« Er sprach so kultiviert, als käme das M-Wort in seinem Satz gar nicht vor.
    »Zu welchem Mordfall?«, fragte ich immer tonloser.
    »Sergeant Zerbrowski meinte, du könntest es dir denken. Es sei eine schlechte Idee gewesen, Jason an einen Tatort mitzunehmen. Ich wusste gar nicht, dass du jemanden mitnimmst, wenn du eine Leiche begutachten sollst.«
    »Bei dir hört sich das an, als ob ich Freunde besuche.«
    »Das war nicht abfällig gemeint. Aber warum war Jason bei dir?«
    »Es ging mir zu schlecht, um selber zu fahren, und die Polizei wollte nicht warten, bis es mir besser ging.«
    »Warum ging es dir schlecht?«
    »Anscheinend, weil Asher mir zu viel Blut abgenommen hatte. Und ich habe wohl seinen Biss nicht vertragen. Mir war schlecht.«
    »Wie schlecht?«, wollte er wissen und hatte einen Unterton, den ich nicht deuten konnte.
    »Ich bin ein paar Mal ohnmächtig geworden und hab mich übergeben, okay? Aber jetzt zu Jason: Haben Sie ihn etwa festgenommen?«
    »Das habe ich nicht aus ihnen herausbekommen können, glaube es aber nicht. Obwohl sie ihm Handschellen angelegt haben.«
    »Das tun sie bei jedem Lykanthropen, den sie nicht kennen oder der verdächtigt wird.« Ich richtete mich auf. Die Vordersitze eines Jeeps sind nicht zum Liegen geeignet. »Und du weißt ja, dass er jederzeit gehen kann, solange er nicht verhaftet wurde.«
    »Nur theoretisch, ma petite.« Jetzt klang er müde.
    »So lautet das Gesetz.«
    »Vielleicht für Menschen«, erwiderte er milde.
    Es gelang mir nicht, meine Entrüstung zu unterdrücken. »Das Gesetz gilt für jeden, Jean-Claude, so funktioniert das System.«
    Er lachte leise, und zur Abwechslung war es bloß ein Lachen ohne alles Übersinnliche. »Normalerweise bist du nicht so naiv, ma petite.«
    »Wenn das Gesetz nicht für alle gleich gilt, dann funktioniert es überhaupt nicht.«
    »Ich will das nicht mit dir debattieren, ma petite.«
    »Wenn Zerbrowski ihn hat holen lassen, weiß ich, wo er ist. Ich bin nicht weit vom

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