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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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noch den politischen Mist weg, den er in seinem Rudel angerichtet hatte, weil er eine echte Demokratie haben wollte. Sie wissen schon – Stimmrecht für alle. Das war so dermaßen danebengegangen, weil er vergessen hatte, sich das Präsidentenveto zu sichern. Er war Ulfric, Wolfskönig, doch er hatte das Ulfric-Amt ausgehöhlt und bisher noch nicht wieder den Respekt und die Macht zurückerlangt, die er dafür brauchte. Ich half ihm zwar dabei, aber einige im Rudel sahen das als Zeichen seiner Schwäche. Tja, Richard ebenfalls.
    Soweit ich wusste, hatte es zurzeit aber niemand auf sein Rudel abgesehen. Die benachbarten Wolfsrudel machten einen weiten Bogen um uns, solange sich der Staub noch nicht gelegt hatte. Es gab niemanden im Rudel, der ihn als Anführer herausfordern konnte, außer Sylvie, und die hielt sich zurück, weil sie Richard mochte und ihn nicht töten wollte. Hätte Richard nicht gefürchtet, was Sylvie als Ulfric tun würde, wäre er vielleicht einfach zurückgetreten. Doch er wusste es und Sylvie hatte selbst zuzugeben, dass sie als Erstes befehlen würde, jeden zu töten, den sie verdächtigte, illoyal zu sein. Das mochten ein oder zwei Dutzend sein. Richard wollte es nicht dazu kommen lassen. Aber Sylvie hätte sich an mich gewandt, wenn sie ein Problem hätte. Also …
    Ich blickte auf. O’Brien forschte in meinem Gesicht. Ich hatte keine Ahnung, was sich gerade darauf abgespielt hatte. Ein undurchdringliches Gesicht war heute nicht meine Stärke.
    »Reden Sie mit mir, Blake.«
    Ich entschied mich für die halbe Wahrheit. Besser als nichts. »Ich dachte gerade, dass ich doch mit einem politischen Problem zu tun habe.«
    »Und mit welchem?«
    »Mit dem Vampirproblem. Ich habe eine enge Beziehung zum Meister der Stadt. Ich glaube nicht, dass Heinrick wissentlich für einen Vampir arbeiten würde, aber vielleicht weiß er’s ja nicht. Schließlich laufen solche Aufträge meistens über Mittelsmänner.«
    »Warum sollte ein Vampir Sie umbringen lassen, nur weil Sie mit dem Meister von St. Louis zusammen sind?«
    Ich zuckte die Achseln. »Beim letzten Mal hatte es genau diesen Grund. Die Vampire denken, mein Tod würde ihn schwächen.«
    Sie lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Schreibtisch. »Glauben Sie wirklich, das ist es?«
    Ich runzelte die Stirn. »Keine Ahnung. Eigentlich nicht. Aber das ist das Einzige, was mir einfällt, wenn ich persönlich gemeint sein sollte.«
    »Ich schreibe einen Aktenvermerk und gebe es nach oben weiter«, sagte sie. »Wir können Ihnen Polizeischutz anbieten.«
    »Ist das denn in Ihrem Budget drin?«
    Sie lächelte bitter. »Bei Heinrick steht Terrorist im Dossier. Glauben Sie mir, wenn das T-Wort ins Spiel kommt, kriege ich entsprechend viele Männer.«
    »Sagt man heute nicht Leute?« Ich machte ein harmloses Gesicht und sah sie direkt an.
    Sie schnaubte. »Oh, bitte, ich bin nicht politisch korrekt und Sie sicher auch nicht.«
    »Entschuldigung, konnte nicht widerstehen.«
    »Außerdem arbeiten Sie schon lange mit der Polizei zusammen und wissen selbst, dass es meistens Männer sind.«
    »Allerdings.«
    »Wie steht’s also mit Polizeischutz oder ein bisschen Überwachung?«
    »Ich werde es mir überlegen.«
    Sie stieß sich von der Schreibtischkante ab und blieb vor mir stehen. »Warum sollen wir Sie nicht schützen, Ms Blake?«
    »Kann ich eine Kopie des Berichts haben?«
    Sie lächelte, aber nicht freundlich. »Über den Dienstweg bekommen Sie sie bestimmt in ein, zwei Ta g e n.«
    »Kann ich nicht einfach Ihren Kopierer benutzen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Sie keinen Polizeischutz wollen. Das heißt, Sie haben etwas zu verbergen.«
    »Kann sein. Aber wenn Sie mir Kopien der Fotos geben, werde ich die Männer vielleicht identifizieren können.«
    »Wie?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich habe Kontakte.«
    »Sie glauben, die haben bessere Informationen als die Regierung?«
    »Sagen wir einfach, ich kenne die Motive und Prioritäten meiner Kontakte. Ich kann nicht dasselbe für jede Unterabteilung der Regierung behaupten.«
    Ein paar Augenblicke lang sahen wir uns an. »Darüber will ich gar nicht erst diskutieren.«
    »Gut. Kann ich dann wenigstens eine Kopie der Fotos haben?«
    »Nein.« Und das klang endgültig.
    »Sie sind kindisch«, sagte ich.
    Sie lächelte, doch es sah mehr nach freundschaftlichem Zähnefletschen aus. »Und Sie verbergen etwas. Wenn rauskommt, dass es die Ermittlungen behindert hat, nehme ich Ihnen den Dienstausweis

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