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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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glücklich mache.«
    »Was wird aus Dolph?«, fragte ich.
    Zerbrowski wurde ernst. »Ich weiß es nicht.«
    Dolph hatte genug gesagt, das ihn seinen Job kosten konnte. Und bei so viel Voreingenommenheit war es gut möglich, dass man anschließend sämtliche Fälle des RPIT einer Revision unterzog.
    »Sehen Sie zu, dass er die zwei Wochen Auszeit wirklich nimmt, Zerbrowski. Sie sollten ihn wirklich von hier fern halten.«
    »Das ist mir jetzt auch klar.«
    »Ja, natürlich. Entschuldigung.«
    »Gehen Sie jetzt, Anita, bitte gehen Sie.«
    Ich fasste ihn am Arm. »Gehen Sie nicht mehr allein dort rein, okay?«
    »Keine Sorge. Ich bin vorsichtig. Perry hat mir erzählt, was Dolph neulich mit Ihnen gemacht hat.« Er warf einen Blick zur Tür des Verhörraumes. »Bitte, Anita, gehen Sie, bevor er rauskommt.«
    Ich wollte etwas sagen, etwas Tröstliches oder Hilfreiches, aber das einzig Hilfreiche war, zu gehen. Also gingen wir.
    Dabei kam ich mir feige vor. Bleiben wäre aber dumm gewesen. Wenn ich vor der Wahl stehe, mich feige oder dumm zu verhalten, wähle ich immer das Letztere. Aber heute entschied ich mich mal für den besseren Teil der Tapferkeit. Außerdem traute ich Dolph zu, wie ein wütender Bulle aus dem Raum zu stürmen und über Jason herzufallen, oder über mich. Was im Verhörraum passiert war, ließ sich vielleicht noch totschweigen, aber wenn er das Dezernat zu Kleinholz zerschlug, wäre nichts mehr zu machen. Im Augenblick wackelte sein Posten vielleicht nur. Oder wahrscheinlich nur. Aber vielleicht und wahrscheinlich waren besser als ganz sicher. Ich überließ es Zerbrowski, die Scherben zu kitten.
    Ich selbst hatte mehr Ahnung vom Zerschmeißen als vom Kitten.

40
    J ason lehnte sich im Beifahrersitz zurück und schloss die Augen. Er wirkte erschöpft. Er hatte Ringe unter den Augen. Jason hatte helle Haut, war aber kein blasser Typ, und im Sommer bekam er einen hübschen Goldton. Jetzt war er bleich wie ein Vampir, und seine Haut wirkte dünn.
    »Du siehst furchtbar aus«, sagte ich.
    Er lächelte, ohne die Augen aufzumachen. »Du Schmeichlerin.«
    »Nein, ich meine es ernst. Du siehst schrecklich aus. Wirst du heute Abend an dem Bankett überhaupt teilnehmen können?«
    Er öffnete die Augen nur einen Spaltbreit und sah mich von der Seite an. »Habe ich denn eine Wahl? Hat überhaupt jemand von uns eine Wahl?«
    So gesehen … »Nein, wahrscheinlich nicht.« Plötzlich klang ich auch erschöpft.
    Er lehnte lächelnd den Kopf gegen den Sitz, die Augen nicht ganz geschlossen. »Wenn der Lieutenant nicht mächtig Dampf abgelassen hätte, wäre ich jetzt auf dem Weg in so eine Einrichtung, stimmt’s?«
    Ich schnallte mich an und drehte den Zündschlüssel.
    »Du hast mir nicht geantwortet«, sagte er leise, aber fordernd.
    Ich legte den Gang ein. »Vielleicht, ich weiß es nicht. Hätte Dolph keinen Dampf abgelassen, wie du es ausdrückst, wäre er gar nicht erst auf die Idee gekommen, dich dorthin bringen zu lassen.« Ich rollte vom Parkplatz. »Aber er hätte dich zum Verhör dabehalten. Du bist ziemlich zerkratzt, und du bist ein Werwolf.« Ich zuckte die Achseln.
    Er hob die Arme über den Kopf, bog den Rücken durch und reckte sich genüsslich bis in die Zehen. Es sah sehr anmutig aus. Dabei rutschten ihm die Ärmel hoch und brachten die Kratzer zum Vorschein. Er wand sich, als ob er schauderte oder als durchliefe ihn eine Welle von den Fingerspitzen über die Arme in die Brust und hinunter in die Hüften, Oberschenkel und Waden bis zu den Zehen.
    Lautes Hupen und Bremsenkreischen brachte mir zu Bewusstsein, dass ich hinterm Steuer saß. Ich schaffte es, einen Auffahrunfall zu vermeiden, aber es war knapp. Unter Jasons Gelächter rollte ich an heruntergelassenen Scheiben und ausgestreckten Mittelfingern vorbei.
    »Jetzt geht es mir besser«, sagte er, und in seiner Stimme klang das Lachen noch nach.
    Ich sah ihn misstrauisch an. Seine blauen Augen funkelten, sein Gesicht strahlte unbändige Freude aus. Ich kämpfte dagegen an, musste dann aber doch lächeln. Jason hatte mich schon immer gegen meinen eisernen Willen zum Lächeln bringen können.
    »Was ist so verdammt lustig?«, fragte ich und hatte selbst ein Lachen in der Stimme.
    »Ich habe versucht, dich anzumachen, und es hat geklappt. Du hast bisher noch nie auf meinen Körper reagiert, nicht mal wenn ich nackt war.«
    Ich konzentrierte mich angestrengt auf den Verkehr und wurde rot.
    Er gluckste. »Du wirst meinetwegen rot. O Gott,

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