Finsteres Verlangen
schwarze Weste. Sein Hemd hatte denselben Blauton wie die Seidenlaken auf dem Bett: Coelinblau, eine Farbe zwischen Tag- und Nachthimmel. Sie brachte das Blau seiner Augen hervor, die umgeben von schwarzen Haaren und weißer Haut leuchteten wie lebendige Juwelen.
Die Seide war an der Brust zu weichen Rüschen gerafft, in denen eine goldene Saphirnadel steckte. Der Stein war fast so groß wie seine blauen Augen. Bei einer seiner Gesten bemerkte ich die goldenen Manschettenknöpfe mit den ebenso großen Saphiren. Sie waren blau wie das Karibische Meer.
Seine schwarzen Locken schmiegten sich an den Samtmantel wie ein lebendiges Accessoire.
Einen Moment lang dachte ich, er trüge Lederhosen, dann fiel mir auf, dass es schwarze Stiefel waren, die bis zur Leistenbeuge gingen. Er hatte schwarze Hosen an, aber von denen war nicht viel zu sehen. Als er ein paar Schritte ging, sah ich die Rückseite der Stiefel. Sie waren von oben bis unten geschnürt, in Coelinblau.
Ich war hingerissen und musste stark an mich halten, um nicht wie ein Groupie vor ihre Füße zu sinken.
»Ma petite, hast du überhaupt etwas von dem gehört, was wir gesagt haben?«
Ich erinnerte mich, dass sie die Lippen bewegt hatten, während ich die ganze männliche Pracht bestaunt hatte, hätte aber kein einziges Wort wiederholen können. »Eigentlich nicht«, gab ich zu und wurde rot.
Er blickte verärgert, schob den Mantel zurück und legte die Hände an die Hüften. So kam er auf mich zu. »Es ist wie ich befürchtet habe, Asher. Sie ist von dir berauscht. Wenn wir die Wirkung nicht«, er machte eine verschnörkelte Geste, und ich sah jetzt erst den Saphirring, der mich anfunkelte, »dämpfen, wird sie heute Abend völlig nutzlos sein.«
»Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich mich zurückgehalten.«
Jean-Claude drehte sich zu ihm um. Hinten war sein Mantel ebenfalls blau bestickt, mit einem Muster oder einem Bild, aber das konnte ich wegen der langen Haare nicht erkennen. »Tatsächlich, mon ami? Hättest du dir das Vergnügen versagt? Hättest du wirklich widerstehen können?«
»Wenn ich die Folgen geahnt hätte, oui. Für kein Vergnügen hätte ich uns schwächen wollen, jetzt wo Musette und ihr Gefolge hier sind.«
Ich runzelte die Stirn. »Moment mal, Jungs.« Sie drehten sich um und sahen mich an. Sie wirkten beide überrascht, vielleicht, weil ich so normal klang. »Es kann nicht an Ashers Kräften liegen, denn sonst wäre ich nicht von Jean-Claude genauso fasziniert. Aber ihr seht beide gleich schick aus. Ich möchte am liebsten Luftsprünge machen, weil ich euch beide zum Spielen habe.« Ich stutzte und gab mir Mühe, nicht schon wieder rot zu werden. »Entschuldigung, habe ich das gerade laut gesagt?«
Sie wechselten einen Blick, dann sahen sie mich an. »Was meinst du damit, ma petite? Du hast noch nie so sprachlos und geistesabwesend vor mir gestanden.«
Ich sah sie kopfschüttelnd an. »Soll ich es euch zeigen? Meinetwegen.« Ich ging zu dem langen Spiegel am anderen Ende des Zimmers und winkte sie zu mir. »Kommt, kommt, wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.«
Sie gehorchten ein wenig verwirrt. Und wieder starrte ich sie an, während sie ganz in Seide, Leder und funkelndem Zeug auf mich zuglitten. Aber schließlich standen sie vor dem Spiegel, sahen aber nicht hinein, sondern blickten mich fragend an.
Ich musste sie beide zum Spiegel hindrehen und dicht nebeneinander drängen, damit das helle Gold von Ashers Anzug sich an den schwarzen Samt von Jean-Claudes Mantel schmiegte, sich die schwarzen mit den goldenen Locken mischten, das leuchtende Blau von Jean-Claudes Hemd das Blau ihrer Augen hervorhob.
»Seht euch an. Ihr könnt mir nicht erzählen, dass es einen Normalsterblichen gibt, der euch nicht erst mal minutenlang anstaunen würde.«
Sie sahen sich im Spiegel an, und schließlich lächelte Jean-Claude. Asher nicht.
»Du hast recht, ma petite. Wären es lediglich Ashers Kräfte, würde sich deine Bewunderung nicht auf mich erstrecken.« Er drehte sich zu mir um. »Aber ich habe dich noch nie so hingerissen gesehen.«
»Du hast es nur nicht bemerkt.«
Er schüttelte den Kopf. »Non, ma petite, so eine phänomenale Wirkung wäre mir nicht entgangen.«
Ich zuckte die Achseln. »Vielleicht habe ich euch nur noch nicht zusammen so todschick gesehen. Der doppelte Eindruck ist ein bisschen überwältigend.«
Er ging ein paar Schritte und drehte sich anmutig, um sich von allen Seiten zu zeigen. »Glaubst du, es ist zu
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