Finsteres Verlangen
unsere ist auch bequem.«
Wir achteten beide nicht auf den Vampir, der uns wütend anstarrte. Nichts nimmt einem so sehr den Wind aus den Segeln wie ignoriert zu werden.
Ich griff an meinen Hemdsaum, um es auszuziehen, und stockte. Mir fiel ein, dass ich das Kreuz umhängen hatte. Ich wollte nicht schon wieder eine Diskussion deswegen. Darum ging ich zum Bett, wo ich bequem die Schuhe ausziehen konnte.
»Hat Jason auch erzählt, was Belle noch getan hat?«
»Sie hat dir das erste Zeichen gegeben, oui.«
»Sie weiß es, Jean-Claude. Sie weiß, dass Richard und ich nicht dein viertes Zeichen tragen.« Ich setzte mich auf die Bettkante, legte Gürtel und Holster neben mich und konzentrierte mich auf meine Schnürsenkel, weil ich den weiteren Verlauf des Gespräches fürchtete.
»Du meidest meinen Blick, ma petite. Fürchtest du, was ich sagen werde?«
»Wenn du mir das vierte Zeichen gegeben hättest, könnte sie mir ihre eigenen nicht aufdrücken. Dann wäre ich jetzt sicher vor ihr.«
»Non, ma petite, keine Lügen zwischen uns. Sie könnte dich nicht mit ihren Zeichen versehen, aber sicher wärst du dennoch nicht. Ich könnte das als Vorwand nehmen und dieses Letzte von dir fordern, aber das will ich nicht, weil ich fürchte, was Belle dann tun würde.«
Einen Schuh in der Hand blickte ich auf. »Was heißt das?«
»Im Augenblick denkt sie, sie könnte dich zu ihrem menschlichen Diener machen, könnte dich benutzen, um ihre eigene Macht zu vergrößern. Wenn sie feststellt, dass sie dich nicht mehr bekommen kann, beschließt sie vielleicht, dich stattdessen umzubringen.«
»Wenn sie mich nicht haben kann, soll mich auch kein anderer haben?«
Er nickte knapp und zuckte entschuldigend die Achseln. »Sie ist eine sehr pragmatische Frau.«
»Nein, ein sehr pragmatischer Vampir. Glaub mir, Jean-Claude, das ist eine ganz andere Kategorie von Pragmatismus.«
Er nickte. »Oui, oui, ich müsste lügen, um zu widersprechen.«
Jetzt kam Asher zu uns herüber. In seinen Augen leuchtete noch das blaue Feuer, aber davon abgesehen war er wieder wie immer. Also außergewöhnlich. Aber wenigstens wehten seine Haare nicht mehr und er schwebte auch nicht über dem Boden.
»Ohne die Verbindung durch das vierte Zeichen seid ihr beide nicht so stark wie ihr sein könntet. Das weißt du, Jean-Claude.«
»Ja, aber ich weiß auch, wie Belle ist. Was sie nicht für sich nutzen kann, vernichtet sie.«
»Oder wirft es weg«, ergänzte Asher leise und so kummervoll, dass ich einen Kloß im Hals bekam.
Ich hatte die Schuhe ausgezogen und die Socken hineingesteckt. »Damit hat sie dich auch vernichtet.« Ich wollte es eigentlich zart klingen lassen, aber ich hörte mich an wie immer.
Er sah mich böse an. Seine Pupillen tauchten aus dem lodernden Blau auf wie zwei Inseln aus dem Meer.
»Ich wollte damit sagen, dass sie dir eine Kränkung zugefügt hat, die für dich schlimmer war als der Tod. Als sie dich aus ihrem Bett geworfen hat, verbannte sie dich auch aus Jean-Claudes Bett, denn seines war auch ihres.«
»Sie wollte mich nicht töten, weil sie es Jean-Claude versprochen hatte.«
Ich sah Jean-Claude an.
»Ich sollte für hundert Jahre zu ihr zurückkehren, wenn es ihr gelänge, Ashers Leben zu retten. Sollte er sterben, wäre ich von ihr befreit gewesen.«
»Sie hat sich also Mühe gegeben, mir das Leben zu erhalten«, sagte Asher so bitter, dass ihm fast die Stimme wegblieb. »Es gab Nächte, wo ich dich deshalb verflucht habe, Jean-Claude.«
»Ich weiß, mon ami. Belle Morte hat oft genug betont, dass dir viel Demütigung erspart geblieben wäre, wenn ich dir zu sterben erlaubt hätte.«
»Ich wusste nicht, dass sie dir die Wahl gelassen hat.«
Jean-Claude sah weg. »Das war selbstsüchtig von mir. Mir war lieber, du bist am Leben und hasst mich, als dass du tot wärst und hoffnungslos verloren.« Dann blickte er auf, und sein Gesicht war so bewegt, so weit entfernt von seiner höflich nichtssagenden Maske. »Habe ich mich geirrt, Asher? Wärst du damals lieber gestorben?«
Ich saß auf dem Bett, betrachtete die beiden und wartete auf die Antwort. Ich war Zeuge, aber in gewisser Weise war ich gar nicht da.
»Es gab Augenblicke, wo ich den Tod herbeigesehnt habe.«
Jean-Claude wandte sich ab. Asher berührte ihn am Arm, nur mit den Fingerspitzen am Samt des Mantels. Jean-Claude erstarrte. Falls er weiteratmete, so konnte ich es zumindest nicht sehen. »Gestern Nacht war keiner dieser Augenblicke.«
Dann
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