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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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begehrenswerteste Frau der Welt, ihre ganze Macht, ihr ganzes Selbstbild ist darauf aufgebaut. Es ist für sie unabdingbar zu verstehen, warum wir sie verlassen haben und warum wir es auch jetzt noch vorziehen, von ihr fernzubleiben.«
    »Und?«
    »Du drückst dich zu subtil aus«, sagte Asher zu Jean-Claude, stand auf und kam zu uns geschlendert.
    »Na schön. Dann sag du es mir«, verlangte ich.
    »Wie Julianna wird Belle auch dich als Bedrohung sehen. Doch wir hoffen sie zu überzeugen, dass es keine Frau ist, mit der wir uns vergnügen, sondern ein Mann. Männer hat Belle noch nie als Rivalen betrachtet.«
    »Darum also habt ihr Micah so zurechtgemacht.«
    »Und andere auch«, sagte Asher.
    Ich sah Jean-Claude an. »Andere?«
    Er war so anständig, ein betretenes Gesicht zu machen, aber es gelang ihm nur teilweise, denn seine Augen guckten zufrieden. »Wenn Musette Belle berichten kann, dass ich einen Harem von Männern habe, wird Belle sich deinetwegen keine Gedanken mehr machen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, Jean-Claude. Ich fürchte, sie hat jetzt Geschmack an mir gefunden. Sie wird entweder vor mir Angst bekommen oder von meiner Macht angezogen werden.«
    »Meiner Ansicht nach hat sie dir das erste Zeichen gegeben, um mich zu ärgern, ma petite. Sie will dich nicht zu ihrem menschlichen Diener machen. Sie ist wütend auf mich und wütend auf dich, weil du mich hast.« Er schüttelte den Kopf. »Sie denkt wie eine Frau, ma petite, und nicht wie eine moderne. Du denkst mehr wie ein Mann, darum ist es so mühsam, dir das zu erklären.«
    »Nein, ich versteh schon. Du willst Belles Leuten weismachen, dass du sie nicht wegen einer anderen Frau verlassen hast, sondern wegen vieler Männer.«
    »Oui.«
    »Und wenn der Anblick dieser umwerfenden Männer außerdem Paolo quält, umso besser.«
    Er lächelte, aber sein Blick blieb hart und unnachgiebig. »Oui, ma petite.«
    Ich sagte es nicht laut, aber Belle Morte war nicht die Einzige mit mehr als einem Hintergedanken bei allem, was sie tat.

44
    D as Bankett fand in einem der verborgenen Räume unter dem Zirkus statt. In einem, den ich noch nie gesehen hatte. Ich wusste ja, dass der Keller riesig war und ich erst einen Bruchteil davon kannte, aber dass mir Räume von dieser Größe entgangen waren, hätte ich nicht gedacht. Er war weit und sehr hoch, eine echte Höhle, in Millionen Jahren vom Wasser aus dem Fels gewaschen. Jetzt war sie trocken und die Luft kühl. Dass diese dunkle Pracht ein Werk der Natur war, merkte man daran, wie die Luft roch und sich auf der Haut anfühlte. Ich weiß nicht warum, aber in künstlich angelegten Höhlen ist die Luft anders.
    Ich hatte mit Fackeln als Beleuchtung gerechnet und stellte überrascht fest, dass es hier unten Gaslampen gab. Sie waren rings herum verteilt und drängten die Dunkelheit ein Stück weit zurück. Ich fragte Jean-Claude, seit wann es hier unten Gas gab, und er erzählte mir, dass das Schmuggler während der Prohibition installiert hatten und die Höhle eine Flüsterkneipe gewesen war. Nikolaos, Jean-Claudes Vorgängerin, hatte die Schmuggler Miete zahlen lassen. Außerdem hatten sich die Vampire am Blut der betrunkenen Nachtschwärmer bedient. Das war eine bequeme Art gewesen, an Blut zu kommen, ohne geschnappt zu werden. Da das Opfer selbst rechtsbrüchig war, konnte es nicht zur Polizei gehen und verraten, wo die Vampire es angegriffen hatten.
    Ich war noch nie in einem von Gaslampen erhellten Saal gewesen. Gaslicht war weich wie Feuerschein, brannte aber ruhiger und sauberer. Ich nahm nicht einmal Gasgeruch wahr. Wenn ich welchen wahrnähme, so Jean-Claude, deutete das auf ein Leck hin und wir sollten rennen, als wäre der Teufel hinter uns her. Okay, wörtlich sagte er, wir sollten den Raum möglichst schnell verlassen, aber ich wusste, was er meinte.
    Die Festtafel war schön, aber sonderbar gedeckt, und sie strahlte vor Gold. Da lag goldenes Besteck, und das weiße Porzellan hatte ein feines Goldmuster. Goldene Serviettenringe umschlossen weiße Leinenservietten. Der Tisch war mit drei Lagen Tuch bedeckt: einem langen weißen, das fast bis zum Boden reichte und am Saum mit goldenen Blättern und Blüten bestickt war, sodann mit einer kürzeren Decke aus zarter, goldener Spitze und schließlich mit einem schmalen weißen Stück Leinen, das ein goldenes, wie mit dem Schwamm aufgetupftes Muster zierte.
    Die Stühle waren aus sehr dunklem Holz, hatten gold-weiße Polster und reich

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