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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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mich in seine Arme und drückte mich sanft an sich.
    Er legte die Wange auf meinen Kopf. »Ich frage dich noch einmal, ma petite: Was hast du?«
    Ich lehnte mich an ihn und entspannte mich nur Zentimeterweise, als ob es meinen Muskeln selbst schwer fiele, Sanftem, Tröstendem nachzugeben. Ich überging die Frage und fragte meinerseits: »Warum stehen Teller auf dem Boden?«
    Er seufzte und hielt mich fest. »Werde nicht zornig, denn ich kann nichts tun, um es zu ändern. Ich wusste, es würde dir nicht gefallen, aber Belle ist altmodisch.«
    Asher kam zu uns. »Ursprünglich verlangte sie Menschen auf großen Tabletts, verschnürt wie Spanferkel. Dann hätte sich jeder eine Ader aussuchen und genießen können.«
    Ich drehte den Kopf an Jean-Claudes Samtmantel, um Asher anzusehen. »Du machst Witze, oder?«
    Sein Blick genügte. »Scheiße, das war ernst.« Ich verdrehte den Kopf, um Jean-Claude anzusehen. Er sah höflicherweise zu mir herab, aber völlig undurchdringlich. Ich war mir ziemlich sicher, dass Asher nicht gelogen hatte.
    »Oui, ma petite, sie meinte, drei Menschen seien genug für uns alle.«
    »Man kann so viele Vampire nicht mit drei Leuten satt machen.«
    »Das stimmt nicht, ma petite«, widersprach er leise.
    Ich sah ihn weiter an, bis er wegguckte. »Du meinst, wenn man sie völlig aussaugt?«
    »Ja, ja, das meine ich.« Er klang müde.
    Ich lehnte mich wieder in seine Arme, die plötzlich angespannt waren, und seufzte. »Sag es mir einfach, Jean-Claude. Ich glaube dir, dass Belle darauf bestanden hat und dass sie vorher Schlimmeres gefordert hat. Sag es mir.«
    Er beugte den Kopf herab und flüsterte an meinen Haaren, und sein warmer Atem strich mir übers Ohr. »Wenn du Steak isst, lädst du dann die Kuh ein, mit am Tisch zu sitzen?«
    »Nein«, sagte ich, dann drehte ich den Kopf zur Seite, um sein Gesicht zu sehen. Ein Blick in seine Augen genügte mir. »Du meinst doch nicht …« Doch. »Und wer sitzt auf dem Boden?«
    »Jeder, der als Speise dient«, sagte er.
    Ich blickte ihn an, und er beeilte sich zu versichern: »Du wirst am Tisch sitzen, ma petite, genau wie Angelito.«
    »Was ist mit Jason?«
    »Pommes de sang essen am Boden.«
    »Also Nathaniel auch.«
    Er nickte knapp und ließ sich anmerken, wie besorgt er wegen meiner Reaktion darauf war.
    »Wenn es dir solche Sorgen gemacht hat, wie ich darauf reagieren würde, warum hast du mich dann nicht früher darauf vorbereitet?«
    »Ehrlich gesagt gab es so viel zu tun, dass ich es vergessen habe. Für mich war das einmal etwas ganz Normales, ma petite, und Belle hält am Althergebrachten fest. Es gibt Ältere als sie, die nicht einmal erlauben, dass die Speise am Boden sitzt.« Er schüttelte den Kopf, und sein Haar streifte meine Wange. Es roch nach seinem Rasierwasser und nach ihm. »Es gibt Bankette, ma petite, die du gar nicht sehen, von denen du nicht einmal wissen möchtest. Sie sind wirklich entsetzlich.«
    »Fandest du sie auch schon entsetzlich, als du noch daran teilgenommen hast?«
    »Einige, oui.« Er bekam diesen schwermütigen Blick, der von verlorener Unschuld und Jahrhunderten voller Qualen sprach. Es passierte nicht oft, aber manchmal sah ich in seinen Augen, was er verloren hatte.
    »Ich werde nicht streiten, wenn du mir sagst, dass es Schlimmeres gibt als dieses Arrangement. Ich werde dir einfach glauben.«
    Er sah mich ungläubig an. »Keine Diskussion?«
    Ich schüttelte den Kopf und lehnte mich an seine Brust, hielt seine Arme um mich wie einen Mantel. »Nicht heute Abend.«
    »Ich sollte dieses Wunder einfach annehmen, aber ich kann nicht. Deine Angewohnheiten haben auf mich abgefärbt, ma petite. Darum muss ich noch einmal fragen: Was ist los?«
    »Ich sagte doch, es ist die Dunkelheit.«
    »Du hattest noch nie vor dem Dunkeln Angst.«
    »Da war ich noch nicht der Mutter der Finsternis begegnet.« Ich sagte es leise, aber ihr Name schien durch die Höhle zu hallen, als wartete die Dunkelheit nur darauf, ihn zu hören, als könnte der Name sie herbeirufen. Mir war klar, dass das Unsinn war. Na gut, ich war mir ziemlich sicher, dass das Unsinn war, aber mir lief es trotzdem eiskalt über den Rücken.
    Jean-Claude hielt mich umso fester. »Ma petite, das verstehe ich nicht.«
    »Wie solltest du auch?«, sagte eine Mädchenstimme hinter uns.
    Jean-Claude drehte sich um und zog mich in seinen Armen mit, wie bei einer Tanzfigur, sodass am Schluss meine linke Hand in seiner rechten lag. Sein Mantel und mein Rock wirbelten

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